Es geht weiter auf unserer Portugal-Rundreise entlang der Atlantikküste gen Norden. Gute 1.800 km sind wir bisher schon durchs Land gereist und haben gerade Lissabon verlassen. Der große Regen ist jetzt zwar vorbei, aber die Folgen des Unwetters vom 19. März bekommen wir auch in den nächsten Tagen noch zu spüren. Doch dann kommt der große Durchbruch und wir können unser Glück kaum fassen. Mehr Sonne und weniger Wind – das ist doch genau das, was zu so einem Roadtrip gehört.
Boca do Inferno in Cascais
Eine halbe Stunde entfernt liegt der Küstenort Cascais. Einige kennen vielleicht den Nachbarort Estoril mit seiner Rennstrecke, auf der bis 1996 zwölf Jahre lang der Große Preis von Portugal in der Formel 1 ausgetragen wurde.
Auch hier sehen wir vom Sturm abgeschlagene Äste am Straßenrand liegen. Unweit des Stadtzentrums liegt der Höllenschlund, der Boca do Inferno, an dem wir kurz Halt machen. Durch einen großen Felsenbogen donnert Wasser in eine Art Felsschlucht. Die Klippenkanten rund um die Schlucht sind mit Geländern gesichert und man kann nicht viel dort herum laufen. Nebenan gibt es alles, was das Touristenherz begehrt – Eisverkauf, Souvenirladen, Bistro. Für uns kein Ort mit Atmosphäre und deshalb unser Urteil -kann man gesehen haben, muss man aber nicht.
Cabo da Roca
Wir fahren heute noch zum Cabo da Roca, dem westlichsten Punkt Festlandeuropas. Der einsetzende Regen lädt nicht dazu ein, sich noch etwas umzuschauen und so verbringen wir einen gemütlichen Abend im Schorschi. Der Parkplatz ist praktisch leer und wir werden hier mit wenigen anderen Campern die Nacht verbringen. Im Schutz des Leuchtturms sind wir etwas vor dem doch sehr starken Wind hier an der Küste geschützt.
Am nächsten Morgen dauert es bis 12 Uhr, bis die Sonne raus kommt und wir wundern uns über den großen Betrieb, der hier herrscht. Ein Auto nach dem anderen sucht einen Parkplatz und schon bald taucht eine Art Parkplatzeinweiser auf, der gegen Trinkgeld die Fahrzeuge in freie Lücken schleust. Wir vermuten, dass dies ein „Freiberufler“ ist, denn esauf großen Schildern steht extra der Hinweis, dass das Parken hier kostenlos ist.
Gegen Mittag können wir kurz das Kap erkunden, bevor wieder ein Regenschauer kommt. Mit vielen anderen Touristen bummeln wir um den Leuchtturm herum zum steinernen Kreuz, das den westlichsten Punkt markiert. Direkt an der Felskante zum Meer ist es wahnsinnig stürmisch und ich kann kaum die Kamera halten. Auch Adriano hat Mühe mit der Drohne und wir sind dann doch wieder schnell im Camper. Wir gönnen uns noch schnell eine Portion Maronen, die hier frisch von einem netten Portugiesen angeboten werden. Genau das Richtige bei den kühlen Temperaturen.
Eine 2. Nacht werden wir hier nicht verbringen, denn wir müssen dringend Grauwasser loswerden. Dazu müssen wir etwas ins Hinterland fahren und sehen unterwegs Dinge, bei denen wir nur mit dem Kopf schütteln können. Ihr habt ja in den letzten Tagen überall die umgestürzten Bäume gesehen und die Aufräumarbeiten sind noch in vollem Gange. Viele Nebenstrecken wurden sicherheitshalber gesperrt und dann so etwas. Fahrradfahrer, die sich mühsam an Absperrungen vorbei schlängeln und alle Warnhinweise wegen umstürzender Bäume ignorieren. Manche nennen es abenteuerlustig, wir nennen es leichtsinnig.


Nationalpalast Mafra
Es gibt eine V/E-Station beim Stellplatz in Mafra, das nicht so weit entfernt ist. Als wir dort ankommen, stellen wir fest, dass der Palast praktisch direkt nebenan liegt und so bietet es sich an, kurz rüber zu laufen.
Der Palast von Mafra war vor 300 Jahren ursprünglich nur als Kloster geplant und wurde dann zur größten Schlossanlage Portugals ausgebaut. Die Fassade ist 220 Meter lang. Es gibt 1.200 Räume, über 150 Treppenhäuser und einen riesigen botanischen Garten. Ein Teil davon kann für 15 € Eintritt angeschaut werden. Bei uns geht das heute nicht mehr, denn es ist schon nach 18 Uhr. Wir fahren weiter nach Sintra, denn dort liegt der Pena-Palast, der ganz oben auf unserer Besichtigungsliste steht.


Drohnenflug beim Pena-Palast
Bevor wir den Pena-Palast besuchen, möchten wir die Drohenenaufnahmen in Ruhe von einem Aussichtspunkt machen. Dazu fahren wir in ein kleines Dorf nahe Sintra und finden nach langer Suche einen Parkplatz am Straßenrand (überall Womo-Verbote und Durchfahrten nur für Anwohner). Jetzt steht uns ein 45-minütiger Fußmarsch bevor, bei dem 200 Höhenmeter absolviert werden müssen. Die Straße ist recht steil und es ist nicht unbedingt ein schöner Weg, aber die Aussicht auf die Bilder treibt uns voran. Je mehr wir uns dem Ziel nähern, desto mehr begegnen uns Sturmschäden des Unwetters vom 19. März. Telefonmasten hängen schief, die Kabel liegen auf dem Boden, große Bäume sind umgestürzt und haben dabei Mauern eingerissen. Verheerend!
Kurz vor dem Ziel stehen wir plötzlich vor einer Absperrung, die von 2 Sicherheitsleuten bewacht wird. Kein Durchkommen! Wir erfahren, dass die Unwetterschäden in den Wäldern um den Pena-Palast so groß sind, dass die Räumarbeiten auch nach 6 Tagen noch nicht abgeschlossen sind. Mehr als 200 Bäume sind umgefallen und müssen beseitigt werden – das dauert seine Zeit. Alle Attraktionen – Pena, maurische Burg etc. sind bis auf weiteres geschlossen. Wir sollen morgen einfach mal auf der Website schauen, ob wenigstens der Palast wieder öffnet. Die ganze Lauferei war also umsonst, denn von hier aus können wir nicht die Drohne fliegen lassen, weil kein Sichtkontakt bestünde.
Trost des Tages: der Besuch einer kleinen authentischen Tapas-Bar im Ort (Tasco do Strauss in São Pedro de Penaferrim). Die meisten Leckereien sind jetzt am Nachmittag zwar ausverkauft, aber die Hühnchenflügel und Pommes mit Iberico-Schinken, Olivenöl und Brot schmecken gut. Und die 80-er Jahre-Musik, die hier recht laut läuft, passt auch zu uns.


Pena-Palast in Sintra
Der Pena-Palast ist eines der Wunschziele unserer Tour und wird auch portugiesisches Neuschwanstein genannt. Heute am Dienstag soll das Wetter sehr schön sein und ich freue mich auf das Filmen in dem wunderschönen Gebäude. Ob das trotz der Unwetterschäden klappt, werden wir heute sehen.
Ein Besuch ist nur mit Vorplanung möglich. Man muss – am besten vorab online – Tickets für ein Zeitfenster buchen (20€ / Person). Und dann ist da noch die sehr schwierige Parkplatzsituation. Am Eingang zum Palast geht das mit Camper gar nicht und selbst mit Pkw wird davon abgeraten. Eine Buslinie fährt ab Bahnhof Sintra, die aber sehr stark frequentiert ist. Wir planen also, mit einem Uber-Taxi zu fahren (ca. 10 €/Fahrt). Auf dem gesamten Palast-Gelände ist Hundeverbot und daher muss Sunny sowieso im Camper bleiben. Mit Taxi können wir unsere Abwesenheit auf ein Minimum reduzieren.
Im Buchungsprotal sehe ich morgens, dass noch genügend Tickets für den Nachmittag vorhanden sind. Also ist der Palast heute geöffnet – Klasse! Ich entscheide mich aber gegen einen Online-Kauf, da wir ja nicht wissen, ob das Taxi überhaupt zum Eingang fahren kann. Und das ist gut so, wie sich später herausstellt. Denn plötzlich ab 14 Uhr ist der Ticketverkauf geschlossen und wir erfahren bei einem Anruf, dass der Palast bis auf weiteres geschlossen bleibt. Die heute verkauften Tickets können über ein spezielles Formular erstattet werden. Was für ein Pech!!! Es macht auch gar keinen Sinn, einige Tage zu warten, weil man nicht weiß, wie lange es noch dauert.
Auch unser 2. Versuch, 15 km weiter von einem Hügel aus wenigstens mit der Drohne Aufnahmen zu machen scheitert, da die Entfernung zum Palast einfach zu groß ist. Das beste Bild liefert mein Tele-Objektiv, aber natürlich kein Vergleich zu Fotos direkt am Gebäude.


Trost dieses Tages: Wir finden einen Traumstellplatz direkt am Meer beim Ort Silveira inclusive dem 1. perfekten Sonnenuntergang dieser Reise. Das Beste: die Gemeinde erlaubt offiziell das Übernachten an der Küste mit dem Camper.


Praia Azul bei Silveira
Nach einer perfekten Nacht mit Wellenrauschen wachen wir am Morgen mit Sonnenschein auf. Was für ein tolles Gefühl, zum 1. Mal bei geöffneter Schiebetür frühstücken zu können. Anschließend starten wir zu einer Erkundungstour am Strand. Auch hier gibt es wieder einen dieser langen Boardwalks aus Holz, die ein bequemes Laufen ohne Sand in den Schuhen ermöglichen. Einfach herrlich und wir können uns kaum satt sehen. Am Ende des Nachmittags zieht es uns weiter, denn bei dem tollen Wetter möchten wir so viel wie möglich sehen. Fortsetzung folgt!

