Route des Grandes Alpes #1 | Die ersten 7 Pässe von Nord nach Süd

Wir begrüßen euch zu unserer Herbsttour des Jahres 2025, die uns auf eine der berühmtesten Alpenstraßen, die Route des Grandes Alpes in den französischen Westalpen führt. Ich sage nur dies: es wird kurvig, es wird steil, manchmal auch eng, aber nie am Limit! Begleitet uns in dieser Staffel auf den höchsten asphaltierten Alpenpass und auf den unserer Meinung nach schönsten. 

Infos zur Strecke

Die Route des Grandes Alpes wird gern nur RDGA genannt und ich werde der Einfachheit halber in den Videos und Blogs häufig diese Abkürzung verwenden. Der Bau der Strecke begann bereits 1909, aber durchgehend befahrbar ist sie in der heutigen Form erst seit 1970 nach der Eröffnung des Cormet de Roselend. Die offizielle Route ist knapp 700 km lang und kann mit Zusatzrunden und Pässen beliebig verlängert werden. 

6 der 17 Pässe sind über 2.000 Meter hoch – das wird den Spritverbrauch in die Höhe treiben. Beste Reisezeit für ein entspanntes Befahren der Strecke ist MItte bis Ende Juni oder der September, denn im Juli/August sind Ferien in Frankreich und manche Pässe werden kurzzeitig wegen der Tour de France gesperrt. Immer im Blick haben muss man den Wetterbericht, denn auf höchsten Pässen muss man auch im Sommer mit Schnee rechnen, wodurch es zu Behinderungen oder Sperren kommen kann.

Wir haben uns für die Hauptroute entschieden und werden eine Extra-Runde mit 5 zusätzlichen Pässen einbauen. 

Zur Orientierung nutzen wir die Karte von Foly Maps, die uns durch ihre Übersichtlichkeit und die robuste Folierung super gefällt (https://amzn.to/46MtKJp). Zu besonders sehenswerten Punkten gibt’s kurze Erläuterungen und einige Zusatztouren sind ebenfalls beschrieben. Ganz tolle Infos zur RDGA erhaltet ihr übrigens auf der Website mopedhotel.de. Obwohl es dort hauptsächlich um Tips für Motorradfahrer geht, ist vieles auch für uns Wohnmobilisten interessant und hilfreich.

Start in Thonon-les-Bains am Genfer See und Pass Nr. 1

Vor dem Rathaus der Stadt lohnt sich ein kurzer Stop an der Plakette zur RDGA, die den Nullpunkt markiert. Viele Motorradfahrer posen dort mit ihren Maschinen für ein Foto – das geht bei uns mit dem Camper natürlich nicht.

Die Strecke beginnt mit der Fahrt durchs Tal des Flusses Dranse de Morzine zunächst recht unspektakulär, so dass wir den 1. Pass, den Col de Gets, tatsächlich nicht finden. Er ist nicht durch eins der üblichen Schilder gekennzeichnet und erst abends finde ich heraus, dass wir an einem Kreisverkehr in Les Gets hätten anhalten müssen, um den großen Stein mitten im Kreisel zu filmen, auf dem die Passhöhe markiert ist. 

Rathaus, davor Nullpunkt-Plakette im Boden
Kreisverkehr in Les Gets mit Passhöhe Nr. 1

Col de la Colombière, Pass Nr. 2

Die Auffahrt führt durch eine schöne grüne Wiesenlandschaft auf den mit 1.618 Metern nicht allzu hohen Pass (max. Steigung 10%). Es gibt ein einladendes Restaurant, das gut besucht ist und bei Sonnenschein mit der Terrasse bestimmt zu empfehlen ist. Für uns ist es zu früh für einen Snack und nach einem kurzen Fotostop geht es auch schon weiter zum nächsten Col.

Colo des Aravis und Col de Saisies, Pass 3 + 4

Es sind nur 11 km bis zur nächsten Passhöhe, dem 1.487 Meter hohen Col des Aravis (max. 6% Steigung). Leider befindet sich dort zur Zeit gerade eine Baustelle und ich konnte nur schnell rausspringen, um zu filmen. Hier gibt es mehrere Gasthäuser und die Berge sind weit genug entfernt, dass die Sonne morgens und abends schön lange auf die Terrassen scheinen kann. Sicher auch eine tolle Möglichkeit, mal bei einem Gläschen etwas zu verweilen.

Restauration am Col des Aravis
Pass-Schild leider nicht lesbar wegen vieler Sticker

Für uns ist aber immer noch zu früh und so wartet der 30 km entfernte Pass Nr. 4 auf uns, der Col de Saisies auf 1.650 Metern (max. Steigung 8%) – Fahrzeit mit unserem Camper max. 1 Stunde. Unterwegs sieht man Steine am rechten Fahrbahnrand, die die Entfernung bis zur Passhöhe runter zählen und gerade für die Radfahrer sicher ein Ansporn sind. Auch für uns ist das super, denn so wissen wir immer, wie weit es noch ist. 

Die Auffahrt zum Col des Saisies hat mit einer Passstraße auch eher wenig zu tun. Sehr gut 2-spurig ausgebaut führt die Strecke in ein großes Skigebiet und die Passhöhe, die unscheinbar mitten auf einer langen Geraden liegt, hätten wir auch diesmal beinahe wieder übersehen. 

gut ausgebaute Straße zum Col des Saisies
leicht zu übersehen – Passhöhe Col des Saisies

Cormet de Roselend, Pass Nr. 5

In der späten Nachmittagssonne nehmen wir sogar noch den 5. Pass in Angriff, den Cormet de Roselend auf 1.968 Metern. Warum dieser Cormet heißt und nicht Col? Keine Ahnung. Die Passauffahrt (max. Steigung 8%) soll eine der schönsten sein, weil sich auf der Nordseite herrliche Ausblicke auf den Stausee Roselend bieten. Wir sind allerdings etwas zu spät, weil die Sonne bereits sehr weit im Westen steht und durch das Gegenlicht die türkisblaue Färbung des Sees nicht zur Geltung kommt. Oben angekommen stellen wir fest, dass wir überhaupt keine. Internetempfang haben (schlecht für die Planung des nächsten Tages) und so beschließen wir, für die Übernachtung noch nach Bourg-St.-Maurice runter zu fahren. Das erspart uns auch das nächtliche Heizen, denn auf fast 2.000 Metern Höhe sind es momentan nur noch knapp 5 Grad.

Barrage du Roselend
Passhöhe

Col de l’Iséran, Pass Nr. 6

Am nächsten Tag geht es auf den höchsten asphaltierten Alpenpass, den Col de l’Iseran. Vor 9 Wochen waren wir erst am Stilfser Joch in Südtirol, dem zweithöchsten Alpenpass – was für eine Rekordjagd 😄.

Auch wenn der Col de l’Iseran der Spitzenreiter ist – streckentechnisch ist das Stilfser Joch in jedem Fall eine viel größere Herausforderung. Die Strecke hier ist gut ausgebaut und die Steigung ist mit max. 7 % sehr moderat. Selbst die Radfahrer haben bergauf noch ein gehöriges Tempo drauf. Die Landschaft ist herrlich und es kommt nun wirklich Hochgebirge-Feeling auf. Es wimmelt von Murmeltieren um uns herum und die Zeit bei einigen Pausen vergeht wie im Flug. Restauration gibt es auf der Passhöhe nicht, deshalb halten sich die meisten auch nur kurz auf, um einen der begehrten Plätze vor dem Schild der Passhöhe zu erwischen – Schlange stehen ist hier meist garantiert.

Die Abfahrt nach Süden ist nochmals spektakulärer als die Auffahrt und wir können uns nicht satt sehen an der tollen Kulisse. Kino in Reinkultur!!! Man streift am Rande den Nationalpark Vanoise, in dem man mit Hunden nicht laufen gehen darf, auch nicht an der Leine! Also ist für uns kein Spaziergang möglich.

Blick Richtung Val d’Isère
Passhöhe
begehrtes Fotomotiv
südliche Abfahrt

Bonneval-sur-Arc

Am Ende der Abfahrt vom Col de l’Iseran liegt das Bergdorf, das zu den schönsten Frankreichs zählt. Grund genug, sich zumindest hier etwas die Beine zu vertreten. Die Idylle auf unseren Bildern trügt allerdings etwas. Zur Zeit wird praktisch an jeder Ecke gebaut und gewerkelt – der Baulärm ist ohrenbetäubend und wir halten es nur kurz aus. Unser Plan, hier einen schönen Abend zu verbringen, ist also nicht aufgegangen.

Col du Télégraphe, Pass Nr. 7 und Ausblick

Wir nutzen den restlichen Nachmittag, um unserem nächsten Pass, dem Col du Galibier, näher zu kommen. Ab morgen Mittag macht die Sonne nämlich eine Pause und wir wollen versuchen, am Vormittag die Passhöhe zu erreichen. Die Strecke ab Bonneval durchs Tal des Flusses Arc ist wunderschön und wir sind froh, dass wir sie heute noch bei diesem Licht erleben. In Saint-Michel-de-Maurienne geht es dann links ab Richtung Col du Galibier. Der Weg dorthin führt zwangsläufig über einen weiteren Pass, den ziemlich unscheinbaren Col du Telegraph. Immer wieder haben wir schöne Ausblicke auf das Tal, durch das wir gerade gefahren sind. Wir sind praktisch alleine auf der Straße und wundern uns mal wieder, warum zu dieser Jahreszeit so wenig Wohnmobile unterwegs sind. Auf dem Col du Telegraph ist momentan eine  Baustelle, die den dortigen Freistehplatz teilweise blockiert und so fahren wir noch die paar Kilometer bis zum Ort Valloire. Dort beginnt dann morgen für uns direkt die Auffahrt auf den Col du Galibier. 

Tagesetappen

von Thonon-les-Bains nach Bourg-St-Maurice
von Bourg-St-Maurice nach Valloire

Tipps zur Ver- und Entsorgung

Wir brauchen ca. alle 3 Tage eine V/E-Station, vor allem zur Entleerung von Grauwasser. Val d’Isère war unser Favorit (alles kostenlos und direkt an der Straße gelegen), die Situation vor Ort an diesem Tag war aber nicht optimal. Ein Baustellenfahrzeug mit Hänger parkte in der Ausfahrt und wir kamen mit unserem Kasten so gerade eben raus. Große Felsbrocken auf der linken Seite und eine riesige Infotafel machten alles zur Zentimeterarbeit. Außerdem ist der Frischwasserauslass mal wieder nicht durch einen Riegel geschützt, so dass es sicher einige gibt, die hier ihre Kassette spülen.

Wir sind zum Füllen des Wassers daher nach Bonneval-sur-Arc gefahren. Der Stellplatz dort bietet eine recht neue V/E-Säule und eine vorbildliche Müllentsorgung. Gezahlt werden kann allerdings nur mit Kreditkarte – 4€ ist der Mindestbetrag, für den es sicher 200 l Wasser gibt (wir können max. 100 tanken). Dabei haben muss man eine Steckkupplung für Wasserschläuche, denn an der Säule ist eine Steckdose fest installiert. Dort befinden sich auch Stromanschlüsse, die unserer Meinung nach aber kaum nutzbar sind, denn wer möchte schon direkt an der V/E stehen und schlafen. Alles in allem aber weit und breit das Beste, das man bekommen kann.

großer Parkplatz mit Übernachtungsnöglichkeit
Frischwasseranschluss
(Steckkupplung nötig)
Bezahlung nur mit Karte