Am letzten Juliwochenende möchten wir endlich einen wichtigen Punkt auf unserer Bucketliste abhaken – den Besuch des Pilatus bei Luzern und eine Fahrt mit der steilsten Zahnradbahn der Welt. Das Wetter verspricht Sonne – leider wird die Fernsicht wegen der Hitze nicht allzu gut sein.

Fakten zur Pilatusbahn
Startpunkt der Pilatusbahn ist Alpnachstad am Alpnachersee, einem Seitenarm des Vierwaldstättersees.
Im 19. Jahrhundert kam der Ingenieur Eduard Locher auf die Idee, eine Bahn auf den Pilatus zu bauen. Damals für viele ein verrücktes Vorhaben, aber dank der von ihm entwickelten Zahnstange mit horizontal drehenden Zahnrädern fuhr 1889 tatsächlich die 1. dampfbetriebene Bahn mit bis zu 48% Steigung den Berg hinauf. Zwei der alten Dampftriebwagen sind heute noch zu bestaunen – einer im Deutschen Museum in München und einer im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern. Wer sich für die Geschichte der Bahn interessiert, wird auf der Homepage der Pilatusbahn fündig.
Seit 1937 ist die 4,6 km lange Strecke elektrifiziert und bringt die Fahrgäste in 30 Minuten zur 1635 Meter höher gelegenen Bergstation.
Ticketbuchung
Die Buchung von Tickets und besonders die Reservation für eine bestimmte Zeit wird für die Ferienzeit und am Wochenende dringend empfohlen und geht am einfachsten über die Website der Pilatusbahn. Man braucht auch keinen Drucker mehr, sondern kann mit einem QR-Code auf dem Smartphone die Drehkreuze passieren. Hin & zurück kostet die Fahrt 78 Franken, die 2 Reservationen für eine bestimmte Uhrzeit 10 Franken und ein Hund wie bei uns 14 Franken.
Reservation Pilatusbahn: https://www.pilatus.ch/buchen
Wer die Online-Buchung versäumt hat, kann natürlich vor Ort am Ticketschalter Fahrkarten kaufen. Auch hier sollte man dann Platzkarten – falls noch verfügbar – für die Abfahrt buchen, damit die Wartezeit nicht zu lang wird (ohne Reservation und Platzkarten berichten Besucher von bis zu 2 Stunden Wartezeit).
Reizvoll ist sicher auch die Rundfahrt – mit der Zahnradbahn rauf, mit der Gondel runter nach Luzern-Kriens und zurück nach Alpnachstad mit Zug (silberne Rundfahrt) oder Schiff (goldene Rundfahrt). Das ist dann wirklich ein Ganztagesausflug.


Mit dem Camper zur Bahn
Parkplätze gibt es direkt in Bahnhofsnähe, die allerdings in der Hochsaison oft schon am frühen Morgen belegt sind. Es empfiehlt sich also eine zeitige Anreise oder wie wir es gemacht haben – eine Übernachtung auf diesem Parkplatz. Dies ist nur empfehlenswert für Leute, die keinen leichten Schlaf haben. Man steht zwischen Schnellstraße und Bahngleisen und der Motorenlärm der Fahrzeuge und die quietschenden Bremsen der Züge sind nichts für Hellhörige. Auch wenn nachts der Verkehr etwas nachlässt, habe ich kaum ein Auge zugemacht. Von Vorteil ist, dass man praktisch in 2 Minuten am Eingang der Bahn steht!


Meine Fahrt mit der Bahn
Adriano ist schon seit kurz vor 9 unterwegs, denn er wandert heute mit unserem Sohn zur Bergstation, während ich mit Sunny den Zug nehme. Boarding ist eine Viertelstunde vor Abfahrt; ich muss also um 10:50 für die 11:05-Bahn da sein. Der Menschenmenge nach zu urteilen wird jeder Platz besetzt sein und ich bin heilfroh, dass ich garantiert einen Platz habe. Die 48%-Steigung ist sofort bei Abfahrt zu spüren und schnell gewinnt man an Höhe. Auf der rechten Seite blickt man auf den Alpnachsee, später Vierwaldstättersee. Links liegen die imposanten Steilwände des Pilatus-Massivs, wobei die Bahn mehrmals direkt am Abgrund entlang und durch einige Tunnel fährt.


Rund um die Bergstation
Die 30 Minuten vergehen wie im Flug und schon stehe ich mit Sunny in einer großen Halle mit Hotelrezeption, Infostand, Uhrengeschäft, Souvenirladen und Snackbar. Es herrscht großer Trubel und mich zieht es daher Richtung Terrasse des alten Hotels Pilatus-Kulm. Richtung Süd ist die Sicht gut, aber Richtung Norden (Luzern) verdecken dicke Wolken jegliche Aussicht. Ich nehme trotzdem den 10-minütigen Aufstieg über viele Treppenstufen zum Esel-Gipfel in Angriff und werde für 15 Minuten mit einer kleiner Wolkenlücke und einem Blick auf den See belohnt. Runter muss ich Sunny tragen, denn die Stufen sind zu hoch und viele Besucher übersehen sie sehr gerne, so dass sie vor Tritten nicht geschützt wäre.
Nach wie vor ist es sehr voll und laut hier – Alphornbläser spielen und ziehen zusätzliche Zuhörer an. Ich verdrücke mich mit Sunny in eine etwas ruhigere Ecke und warte darauf, dass Adriano und Sohn nach fünfeinhalb Stunden bei mir ankommen werden. Um 14:30 erreichen mich 2 müde Wanderer, die nur noch eins wollen – etwas Kaltes zu trinken! Die anderen Gipfel, die wir gemeinsam erkunden wollten, fallen aus, da wir von dichten Wolken umgeben sind und absolut nichts mehr zu sehen ist. Schade!


Talfahrt und Fazit
Wie sind froh, dass wir eine Reservation für die Rückfahrt haben, denn auch um 17:00 sind noch so viele Besucher am Berg, dass wir uns wundern, wie diese Menge mit den noch fahrenden 2 Zügen transportiert werden soll. Je mehr Höhe wir verlieren, umso besser wird wieder das Wetter und auf dem letzten Drittel der Fahrt können wir auf den See schauen, der in der späten Nachmittagssonne liegt.
Wie hat es uns gefallen auf dem Pilatus? Die steilste Zahnradbahn der Welt ist wirklich ein Unikat und für Technikbegeisterte ein MUSS, auch wenn die 2023 erneuerten Züge nicht mehr das nostalgische Flair versprühen wie die Vorgänger. Wir würden immer wieder den kleinen Aufpreis für die Reservation zahlen, allerdings zu Hochsaisonzeiten für die Bergfahrt die 1. oder 2. Bahn nehmen, damit man oben noch etwas Ruhe hat. Ab 10 Uhr ist einfach zu viel los am Berg. Das hat den Gesamteindruck leider etwas getrübt. Wäre die Sicht besser gewesen und hätte es mit der Wanderung zum Tomlishorn geklappt (2 Stunden hin und zurück), wäre das Fazit besser ausgefallen, denn dorthin verirrt sich nur ein Bruchteil der Gäste.
Die Wanderung von Alpnachstad zur Bergstation überwindet mehr als 1.600 Höhenmeter auf 7 km Weglänge und hat sehr schwere steile Passagen. Adriano war wirklich geschafft und würde diese Tour nicht nochmals gehen. Das ist wohl tatsächlich eher etwas für Jüngere oder trainierte Bergwanderer. Ach ja: unser Sohn ist alleine übrigens auch runter gelaufen!
Chillen danach
Vom Pilatus aus sind wir zum 24 km entfernten Lungerersee gefahren, wo wir auf dem Campingplatz Obsee eine Nacht verbracht haben. Der Platz ist klein und überschaubar (Reservierung an Wochenende empfohlen) und bietet direkten Seezugang zum Baden. Auch ein gutes Restaurant gibt es auf dem Gelände – Spezialität ist dort das Cordon Bleu (unser Standardessen, wenn wir dort sind). Die Sanitäranlagen sind etwas in die Jahre gekommen, aber sauber.
Für Womos gibt es Luxus-Stellplätze unten am See oder etwas höher gelegen, dafür mit besserer Aussicht, die Standardplätze. Wir haben für eine Nacht mit 2 Erwachsenen, Kurtaxe und Hund ohne Strom (3 CHF) 50 CHF gezahlt.

