Was sollte man an einem Tag in einer der schönsten Städte Baden-Württembergs gesehen haben? Das zeigen wir euch in zwei Videos ‚Freiburg an einem Tag‘. Im 2. Teil steht das Freiburger Münster im Mittelpunkt, das wir bisher auch immer links liegen gelassen haben, obwohl wir schon 20 Jahre hier wohnen. DAS wird sich heute ändern! Wenn schon, denn schon – dann machen wir gleich das ganze Paket inclusive Turmbesteigung.
Hunde sind dort allerdings nicht erlaubt – kein Wunder bei den steilen und engen Treppen. Deshalb machen Adriano und ich den Turmaufstieg nacheinander, damit immer einer bei Sunny ist.

Infos zum Münster
Der Bau des Freiburger Münsters dauerte 300 Jahre und wurde 1513 fertig gestellt. Nachdem die Stadt 1827 Bischofssitz wurde, ist es formell eine Kathedrale bzw. ein Dom, wird aber immer noch Münster genannt.
Besonders hervor sticht der 116 Meter hohe Westturm, der über viele Jahre wegen Sanierungsarbeiten eingerüstet und gesperrt war und den wir jetzt besteigen werden. Er wird als ’schönster Turm auf Erden‘ oder ’schönster Turm der Christenheit‘ bezeichnet.
Übrigens: Falls ihr euch wundert, warum die Turmuhr nur einen Zeiger hat. Das war im Mittelalter so üblich, da war man noch nicht so supergenau unterwegs.


Rauf auf den Westturm
333 Stufen führen bis zum Fuß des Turmhelms – 3 Stationen liegen auf dem Weg – die Türmerstube nach 207 Stufen, die Plattform mit herrlichem Blick ins Innere der achteckigen Maßwerkspyramide und die Galerie in 70 Metern Höhe. Der Aufgang zum Turm liegt nicht im Münster, sondern außerhalb rechts vom Hauptportal. 5 Euro kostet es, wenn man ganz nach oben will – kassiert wird erst in der Türmerstube. Die Anzahl der Stufen scheint doch viele abzuschrecken, denn trotz des sehr guten Wetters ist nicht viel los an diesem Freitagmittag. Gleich wird sich zeigen, dass es von Vorteil ist, wenn nicht zu viel Verkehr auf der Treppe ist.
1. Station bis zur Türmerstube
Ganz schön eng ist es auf der Wendetreppe – bei Gegenverkehr wird es spannend. Wenn man die Türmerstube erreicht, hat man knapp 2/3 des Gesamtaufstiegs geschafft. Als erstes sticht das wunderschöne und vollkommen intakte Uhrwerk ins Auge, ein wahres Meisterwerk. Es wurde von einem französischen Uhrmacher in Strasburg gefertigt und 1851 hier installiert. Heute steuert es nicht mehr die Turmuhr und den Glockenschlag – das macht seit 1984 eine Funkuhr.
Neben dem Uhrwerk ist die Kasse, an der man die 5 € zahlt. Die Türmerstube ist recht groß, so dass man sich hier in Ruhe umschauen kann und sich auf einem der Stühle nach den 207 Stufen auch etwas ausruhen könnte. Einige Ausstellungsstücke aus dem Mittelalter zieren den Raum – viele Infotafeln dokumentieren den damaligen Alltag des Türmers und Glöckners und ein kleiner Souvenirshop ist auch hier untergebracht.




2. Station bis zur Plattform auf 55 Metern Höhe
Diese Wendeltreppe ist nochmal ein Stück schmaler. Wie das hier bei Begegnungen funktionieren soll, ist mir ein Rätsel, aber vielleicht habe ich ja Glück. Zumindest ist mir jetzt klar, warum der Aufstieg nicht jedermanns Sache ist. Selbst an so einem schönen Tag wie heute weht außerdem der Wind ganz schön durch die großen Öffnungen. Das ist wohl auch der Grund, warum es witterungsabhängig ist, ob man ganz rauf darf.
Auf der Plattform angekommen, ist der Blick nach oben in den durchbrochenen Turmhelm einfach faszinierend und man wundert sich, das dies alles mehrere Kriege überstanden hat. Bereits hier hat man einen schönen Ausblick auf Freiburg, allerdings nicht steil nach unten, weil die Brüstungen zu dick sind und den Blick nach unten verhindern.


3. Station – die Galerie
Nach der abermals sehr schmalen Wendeltreppe hat man dann das Ziel erreicht – die Galerie in 70 Metern Höhe. Hier kann man auf einem schmalen Weg rund um den Fuß des Turmhelms laufen und sehr gut in alle Richtungen schauen. Außerdem ist man den kunstvoll gestalteten Ornamenten des Turmhelms ganz nah. Mit einem langen Arm sind sogar Fotos steil nach unten auf den Münsterplatz möglich und ich kann mit dem Teleobjektiv den winkenden Adriano sehen, der immer noch im Restaurant sitzt und den x-ten Kaffee trinkt 😂.




Abstieg
Den Weg hinab auf der Wendeltreppe finde ich viel unangenehmer als rauf. Man kommt zwar nicht mehr ins Schnaufen, aber die Knie lassen grüßen und beim Blick runter auf die schmalen Stufen und Im-Kreis-Laufen wird selbst mir etwas schwindelig. Im Video kann man das aus der Kameraperspektive vielleicht nachfühlen. Auf den letzten Metern vor der Türmerstube habe ich Pech und ich muss mich an einem Mann vorbei quetschen. Das geht irgendwie, aber keiner von uns dürfte auch nur 1 Kilo dicker sein.
Glockenstube
Beim Besuch des Glockenturms sollte man in jedem Fall die Uhrzeit im Blick haben – jede Viertelstunde, erst recht zur vollen, wird es hier seeeehr laut.
Nur 33 Stufen sind es bis zum 18 Meter hohen Glockenstuhl, der größtenteils aus dem Jahr 1290 stammt und aus Tannenholz gefertigt ist. 19 Glocken mit einem Gesamtgewicht von rund 25 Tonnen hängen hier und zählen somit zu einem der größten Domgeläute Deutschlands. Älteste und berühmteste Glocke ist die Hosanna aus dem Jahr 1258. Sie wird liebevoll Stimme Freiburgs genannt und wurde von den Bürgern vehement vorm Einschmelzen in Kriegszeiten geschützt. Ihren Klang kann man nur an bestimmten Tagen zu festgelegten Uhrzeiten hören – leider haben wir sie heute Mittag verpasst. Ich habe aber eine Tonaufnahme, die ich im Video einspiele und die mich auf dem Weg runter begleitet.
Läuten der Hosanna:
Donnerstag 19:16 – 19:21, Freitag 11:01 – 11:06, Samstagabend (Uhrzeit unbekannt), 27. November (zur Erinnerung an den Bombenangriff 1944)


Fazit Turmbesteigung
Der Besuch auf dem Westturm ist auf jeden Fall sehr beeindruckend und ich kann das nur wärmstens empfehlen. Allerdings sollte man eine gewisse Grundkondition für die 70 Höhenmeter mitbringen und keine Angst vor engen Treppen haben. Unter Umständen muss man damit rechnen, auch mal bis zu einer Ausweichstelle zurückgehen zu müssen, damit man andere Personen passieren lassen kann. Gutes Wetter ist natürlich auch von Vorteil, denn ab Türmerstube ist die Wendeltreppe nicht vor Wetter geschützt. Große Öffnungen in der Seite lassen Wind und Regen durch, so dass man unter Umständen sogar nass werden kann. Bei zu schlechtem Wetter wird der Aufgang vermutlich aber sowieso für Besucher gesperrt.
Das Innere der Kirche
Für eine katholische Kirche ist das Freiburger Münster sehr schlicht gehalten. Es gibt zwar bunte große Fenster, aber kaum Goldverzierungen. Für 2 € kann man auch noch die Krypta und den Bereich hinter dem Altar mit den verschiedenen Kapellen besichtigen. Nicht unbedingt notwendig, aber ich sehe das als kleine Spende für den Unterhalt des Gebäudes.


Das Äußere der Kirche
Außergewöhnlich ist die große Zahl von Wasserspeiern – hier am Münster sind es 91, die den Regen vom Mauerwerk fernhalten. Die wasserableitenden Rohre sind in Steinfiguren versteckt, die allesamt als Monster und Dämonen gestaltet sind. Im Mittelalter glaubte man, dass dieses Gruselkabinett bösen Geistern Angst einjagen kann und sie von der Kirche fernhält.
Berühmtester Wasserspeier ist der sogenannte Hinterentblößer. Ich verrate euch nicht, wo er ist – das dürft ihr bei eurem Freiburgbesuch selbst heraus finden.


Münsterbauhütte
Wer noch mehr über de Baugeschichte des Münsters erfahren möchte….
Östlich des Münsters, nur 2 Gehminuten vom Hauptportal entfernt, befindet sich die alte Münsterbauhütte, Treffpunkt für Führungen durch die neue Münsterbauhütte. Hier arbeiten noch heute die Steinmetze an der ständigen Restaurierung, deshalb finden die Führungen auch nur am Samstag um 13:00 statt.


Münsterplatz
Alle Marktstände sind ab 13:30 abgebaut – Gelegenheit, sich auch nochmal den Münsterplatz anzuschauen.
Ohne Marktstände sieht dieser richtig leer aus, kommt aber so in seiner Größe erst richtig zur Geltung.
Die einzigen Gebäude, die außer dem Münster durch den Bombenangriff 1944 nicht zerstört wurden, liegen auf der Südostseite des Platzes. Alte Wache, Wentzinger Haus und das besonders schöne historische Kaufhaus.


Stadtführungen
Abends finden Nachtwächterführungen statt. Wir haben auch schon 2 Stadtführungen mitgemacht, einmal eine historische Tour von Living History und das andere mal eine mit Betty, der bekannten Drag Queen von Freiburg. Beide waren auf ihre Art einzigartig und toll und bekommen eine absolute Empfehlung von uns.


Tipps für Wohnmobilisten
Wie versprochen gibt es jetzt noch ein paar Hinweise, wenn ihr mit dem Wohnmobil anreist. Parken in der Altstadt ist absolut nicht zu empfehlen und auch nahezu unmöglich. Deshalb raten wir zum städtischen Stellplatz mit ca. 100 Stellflächen am neuen Stadion direkt beim Messegelände. Der ist zwar nicht idyllisch gelegen, erfüllt aber für einen Stadtbesuch seinen Zweck. Aber Achtung: an Heimspieltagen des SC Freiburg wird der Platz ab 10:00 für 24 Stunden geräumt und kann nicht genutzt werden.
Adresse: Suwonallee 1, 79108 Freiburg Website: www.stellplatz-freiburg.de
Kurzparken für bis zu 8 Stunden und max. 6 € ist möglich, z.B. nur für einen Tagesbesuch der Stadt. Für 24 Stunden ab Ankunft zahlt man 13 € . Die Anmeldung erfolgt in einem kleinen Pavillon, der auch spätabends meistens noch besetzt ist. Wenn nicht, kann man ein Formular ausfüllen und zusammen mit dem Betrag in einen Briefkasten werfen.
Es gibt es eine ordentliche V/E-Station, 100 Liter Frischwasser sind im Übernachtungspreis von 13 € enthalten. Strom wird extra berechnet, kann aber mit Münzen gezahlt werden, man braucht also keine spezielle Campingkarte.
P8 hat uns von der Gestaltung her unheimlich an eine Autobahnraststätte erinnert, bietet aber Platz für lange Fahrzeuge bis zu 8 Metern. P9 mit den Querparkplätzen ist eher nur für Kastenwagen geeignet. Nur auf einer Seite kann man mit dem Heck etwas überstehen. Direkt beim P9 vorbei führt ein Radweg in die Stadt hinein. Für Fußgänger bietet sich die Straßenbahn an, denn eine Haltestelle der Linie 4 ist hier ebenfalls vorhanden. Alle 7-8 Minuten fährt die Bahn hier los und bringt euch in 15 Minuten zum Bertoldsbrunnen mitten in die Altstadt. Die Tageskarte Duo+ z.B. für 9,50 €, unsere Empfehlung, gilt für 2 Erwachsene und 4 Kinder ab Entwertung bis 3:00 nachts.








Tages-Karte Duo+ empfohlen
https://youtu.be/gJChUzD8bek