Nach reiflicher und langer Überlegung – und nach unserem Provence-Urlaub im April – haben wir uns entschieden, in unseren Adria 640 SGX eine Luftfederung von Goldschmitt einbauen zu lassen. Wir können uns nicht vorstellen, dass die Schläge, die es beim Überfahren von Bodenwellen gibt, dem Innenausbau des Vans gut tun.
Zielsetzung
Was versprechen wir uns von dem Einbau?
- Dämpfung beim Überfahren von Bodenwellen bzw. Fahrbahnunebenheiten
- größere Bodenfreiheit, speziell im Bereich der Trittstufe
- Möglichkeit zur Nivellierung des Fahrzeugs in kleinem Rahmen (z. B. für den besseren Wasserabfluss in der Dusche)
Wahl des Herstellers
Unsere Wahl fiel auf das System EvoSmart von Goldschmitt, einem Fahrwerkspezialisten aus dem Odenwald. Über dieses System fanden wir einfach die meisten Infos im Internet und auf YouTube. Beim Adria VanCamp 2022 in Vöhl sprachen wir mit 2 anderen Adria-Besitzern, die genau dieses System eingebaut haben und sehr zufrieden sind.
Zudem bekamen wir dort relativ schnell einen Termin (8 Wochen) in einem der Technik-Zentren, die es in Deutschland gibt. Der Weg zu dem von uns Gewählten in Walldürn ist vertretbar (200 km).
Bauteile EvoSmart




Einbau in Walldürn
Mitte September 2022 fahren wir also zum Technik-Zentrum von Goldschmitt in Walldürn. Wir reisen am Vortag an und übernachten auf dem kostenlosen firmeneigenen Stellplatz nur einige Meter von der großen Montagehalle entfernt. Pünktlich um 08:00 am Montagmorgen geht es dann auch schon los; die Arbeiten sollen zwischen 13 und 14 Uhr beendet sein.

Der zuständige Mitarbeiter erklärt sich damit einverstanden, dass ich zu Beginn und am Ende einige Filmaufnahmen mache und so kann ich für unseren YouTube-Kanal ganz gut dokumentieren, was gemacht wird.
Wir verbringen den Vormittag zunächst beim Frühstücken in einer Bäckerei am Ort, danach in dem sehr schön gestalteten Wartebereich der Firma Goldschmitt mit kostenloser Getränkeecke (Kaffee und Wasser). Um 11 Uhr filme ich kurz den Zwischenstand – der Kompressor sitzt bereits an Ort und Stelle, die Luftbälge auch und das Bedienteil ist im Cockpit mit einer Blende eingepasst. Nur die Leitungen müssen noch verlegt werden.



Weil dem Mitarbeiter während der Montage auffällt, dass unsere Vorderreifen in der Mitte der Lauffläche abgefahren sind, erhalten wir auch noch 2 neue Ganzjahresreifen. Wir sind froh, dass dies hier zusätzlich mitgemacht werden kann, denn an unserem Heimatort ist es sehr schwierig, einen Reifenhändler zu finden, der Hebebühnen für Transporter hat. Das war im März 2021 schon ein Geduldsspiel, als wir die Originalbereifung (Sommerreifen) auf Ganzjahresreifen umgerüstet hatten.
Info: die Reifen haben 31.000 km auf dem Buckel und wurden mit dem vorgeschriebenen Druck von 5,5 bar gefahren – viel zu viel laut Goldschmitt und auch Reifenhersteller Continental – und weisen deshalb diesen ungleichmäßigen Verschleiß auf. Die neuen Reifen werden nun vorne nur noch mit 4,2 bar gefahren, hinten mit 5 bar. Es wird mühsam werden, einen Fiat-Händler zu finden, der uns nun die Werte für das Reifendruckkontrollsystem neu einstellt, damit das nervige Piepsen beim Starten entfällt. Aber das ist eine andere Baustelle!
Einweisung in die Bedienung
Um 14:00 ist Schorschi fertig und der Mitarbeiter beginnt mit der ca. 30-minütigen Einweisung in das System.




Wir sollen bei unserem Light Chassis mit der schwachen Blattfeder und unserer Standardbeladung von 3,5 t nie unter 1 bar Druck auf den Luftbälgen fahren, der Maximalwert während der Fahrt wird mit 3,5 bis 4 bar empfohlen. Im Stand können wir den Druck frei wählen und so den Van etwas nivellieren, um schiefen Untergrund auszugleichen.
Zum ersten Mal hören wir davon, dass der Luftfilter beim Kompressor alle 2 Jahre getauscht werden muss. Wir erhalten auch schon als Beigabe zwei dieser Filter, sind also für die nächsten 6 Jahre ausgestattet. Allerdings wird es noch lustig, den Wechsel vorzunehmen, denn das Gehäuse des Filters sitzt so ungünstig, dass wir auf jeden Fall eine Hebebühne oder eine Grube brauchen, um da dran zu kommen. Wir sollen es im Rahmen des 2-jährlichen Services mitmachen lassen – mal sehen, ob sich das als Problem erweist.


Kosten
Wir haben für die EvoSmart (Vorder- und Hinterachsenoptimierung) incl. Montage und TÜV-Eintrag rund 2.680 € gezahlt.

Erste Kilometer
Die Autobahn A5 Richtung Heimat ist in einem so guten Zustand, dass wir zum Verhalten bei Bodenwellen erst mal keine Aussage machen können. Adriano meint, dass der Van bei höherer Geschwindigkeit etwas besser auf der Straße liegt. Ob das aber dem niedrigeren Reifendruck oder der Federung geschuldet ist, wissen wir nicht.
Wenige Tage später drehen wir noch eine Runde in der Umgebung und suchen asphaltierte Bremsschwellen wie in der Provence, werden aber nicht fündig. Die aufgeschraubte Blechschwelle vor einem Kindergarten erweist sich als harter Brocken für die Federung, denn diese kann nicht sanft abgefangen werden. Über den Fahrkomfort können wir uns also noch keine Meinung bilden.
Bodenfreiheit
Eindeutig und leicht zu ermitteln ist aber die gewonnene Bodenfreiheit. Speziell hinten ist der Van richtig hoch gekommen – die Unterkante der AHK liegt nun 10 cm höher.





Nachteile
Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Natürlich gibt es einige Nachteile, die wir hier nicht unterschlagen wollen.
- Bei 4 bar Druck in den Bälgen ist nun der Einstieg durch die Schiebetür bei nicht ausgefahrener Trittstufe deutlich schwieriger. Es ist eine Höhe von 54 cm zu überwinden – da sollte man auch beim Ausstieg vorsichtig sein. Bei unserem Reiseverhalten (häufiger Standortwechsel mehrmals am Tag) ist es auch nicht praktikabel, jedes Mal die Luft abzulassen, wenn man den Van verlässt.
- Mit dem Einbau gibt es ein zusätzliches Verschleißteil am Van, das kaputt gehen kann. Schläuche, Leitungen, Kompressor – wir haben keine Info bekommen, wie anfällig die Komponenten sind. Goldschmitt sagt natürlich, dass bisher keine Häufung von Reparaturen zu erkennen ist.
- Der Luftfilter des Kompressors muss alle 2 Jahre erneuert werden (siehe oben). Dies ist mühsam und ohne Hebebühne/Grube nicht zu machen, d.h. wir sind auf eine Werkstatt angewiesen, die dies im Rahmen der üblichen Wartung mitmacht.