Nach einer Nacht in der Gemeinde Tegernsee machen wir uns heute auf den Weg ins 2 km entfernte Rottach am Südende des Sees und testen es auf Wohnmobiltauglichkeit. Gleich am Ortseingang gegenüber vom Seebad liegt auf der linken Seite ein Parkplatz, für den es einen Eintrag in P4N gibt und wir schauen, ob wir hier wirklich mit dem Camper übernachten können.

öffentlicher Parkplatz beim Seebad Rotach-Egern
Der auf Park4Night eingetragene Parkplatz ist für Pkw’s gedacht mit den entsprechenden Markierungen auf dem Boden und sieht genauso aus, wie wir ihn seit Jahren aus unserer Ferienwohnungszeit kennen. An der Säule ist mittlerweile das Zahlen mit der App Easypark möglich und es finden sich Hinweise für Wohnmobilisten. Die Nachtparkgebühr beträgt von 18 bis 8 Ihr 10 €. Kommt man vorher oder möchte morgens länger bleiben, kostet das 50 Cent pro angefangener halben Stunde bei einer max. Parkdauer von 4 Stunden. Die 1. halbe Stunde ist kostenlos, bleiben darf man max. 1 Nacht.
Wir hätten sehr gerne die 10 € gezahlt, haben uns dann aber aus folgenden Gründen gegen diesen Schlafplatz entschieden. Die viel befahrene Straße ist wirklich sehr laut – auch in der hintersten Eckedes Platzes gut zu hören – und ganz entscheidend: Die markierten Plätze sind einfach viel zu kurz, eben für Pkw’s ausgelegt. Es gibt nur einen einzigen Platz, an dem man mit dem Heck hinten überstehen kann, wobei der Baum dahinter vermutlich oben am Dach kratzen würde. Auf allen anderen Plätzen ist entweder ein Fußweg auf der Rückseite oder ein anderes Hindernis. Und dann ist da noch dieser Hinweis: Womos dürfen nur einen Platz belegen, also nicht zwei hintereinander liegende benutzen, denn das wird wohl auch mit einem Bußgeld geahndet. Alles in allem ist es sehr nett von der Gemeinde, das Übernachten offiziell zu erlauben, aber die Umsetzung ist, nennen wir es mal, suboptimal. Bei uns kommt also Plan B zum Einsatz und wir fahren etwas weg vom See Richtung Enterrottach.



Stellplatz Café Angermaier
Das Gasthaus Angermaier bietet 50 Meter entfernt vom Haupthaus auf einer unbefestigten Wiese Stellplätze für Womos an. 15 €/Nacht kostet das auf der naturbelassenen Fläche – Strom und V/E gibt es nicht. Die Toiletten des Gasthauses können während der Öffnungszeiten benutzt werden und fürs Frühstück kann man Brötchen am Abend zuvor vorbestellen. Kuhglocken muss man mögen, denn von dem gehörnten Milchvieh gibt es jede Menge auf der benachbarten Wiese. Bäume spenden im Sommer etwas Schatten – jetzt im Herbst ohne Laub steht man tagsüber in der Sonne und kann den Ausblick auf den Wallberg genießen. Wir werden hier eine super ruhige Nacht verbringen ohne Straßenlärm, nur mit Kuhglocken – herrlich!
Von hier aus sind Touren mit dem Fahrrad möglich oder auch Wanderungen ins Suttengebiet.


Rottach-Egern
Wir wählen heute den Fußweg auf dem Rottachdamm 3 km ins Zentrum von Rottach. Jetzt in der letzten Oktoberwoche ist der Ort trotz Herbstferien ziemlich leer – ganz anders als im Sommer zu Ferienzeiten. Wir schlendern die Seestraße hinunter bis zum Malerwinkel, an dem man die schönste Aussicht auf das“ Kircherl“ von Rottach hat.
Wohl immer noch eine Baustelle ist das legendäre Hotel Bachmair am See, das seine Blütezeit in den 70-ern hatte. Stars wie Udo Jürgens und Frank Sinatra sind hier aufgetreten, aber das Innere war sehr in die Jahre gekommen und 2021 wurde der Betrieb eingestellt. Eine Investorengruppe ist seitdem scheinbar zugange, das Hotel von Grund auf zu sanieren, um dem 4-Sterne-Superior-Standard gerecht zu werden. Eröffnung soll 2025 sein, aber hier direkt an der Seestraße sieht es nicht danach aus. Mal sehen, ob das bei unserem nächsten Besuch anders ist.
Wir genehmigen uns jetzt Kaffee und Kuchen in einem kleinen Straßencafé, denn bis zum Café Angermair halten wir das nicht mehr aus. Dort kehren wir zum Abendessen ein und schlemmen eine Bauernente, die wir mittags vorbestellt haben. Das ist ratsam, damit die nicht „ausverkauft“ ist, wenn man abends kommt.


Weißachauen
Das Traumwetter lädt uns heute zu einem Spaziergang in den Weißachauen Richtung Kreuth ein. In diesem Landschaftsschutzgebiet gibt es auf beiden Seiten des Flusses Fuß- und Radwege, die besonders im heißen Sommer schön zu laufen sind, weil der Fluss und die Wälder eine angenehme Kühle verbreiten.
4,5 km sind es bis zur Schwaiger Alm, einem Gasthof, den wir auch schon Jahrzehnte besuchen. Jetzt Ende Oktober steht die Sonne aber auch mittags so tief, dass wir nicht draußen sitzen können (überall Schatten) und uns zum 1. Mal in die Stube setzen. Urig und super gemütlich ist es hier mit Kaminfeuer und ganz viel Holz an den Wänden – typisch bayrisch halt. Für den kleinen Hunger gibt es einen Brotzeitteller mit Obazda, natürlich ein Radler und Weizen dazu. Auf demselben Weg geht es zurück zum Camper und danach auf den Zentralparkplatz in Rottach. Von hier aus ist es nicht weit zu unserem für heute Abend ausgewählten Restaurant, dem Postillion. Es gibt nicht mehr viele Gasthäuser, die Backhendl anbieten. Früher stand das fast auf jeder Speisekarte. Hier schmeckt es vorzüglich und wir schwelgen mal wieder im 7. Himmel.


Zentralparkplatz P1 in Rottach-Egern
Auch dieser Parkplatz ist für Womos in P4N gelistet und wir verbrachten hier eine erstaunlich ruhige Nacht trotz der Hauptstraße in der Nähe. Zwischen Parkplatz und Straße liegen einige Geschäftshäuser, die vor dem Lärm schützen und auch am Morgen war trotz des Drogeriemarkts nebenan nicht so viel los. Allerdings ist auch hier die Parkplatzlänge mit 6 Metern auf Pkw’s ausgelegt und wir mit unseren 6,40 Metern mussten etwas kreisen, um eine Fläche zu finden, auf der wir hinten mit dem Heck überstehen können. Meist sind auf der Rückseite Sträucher, Bäume, Mülleimer oder andere Hindernisse, die das Überstehen verhindern und dann würden wir mit der Front mitten im Fahrraum stehen.
Die Preise sind identisch mit dem Parkplatz beim Seebad – 15 €/Nacht zwischen 18 und 8 Uhr. Wir haben ab 8 Uhr noch für 2 Stunden nachgelöst, damit wir in Ruhe frühstücken können.


Großer Ahornboden in Österreich
Unsere Aufbaubatterie braucht nach 3 Tagen Strom, denn viel fahren wir hier nicht und bei durchgehend laufender Dieselheizung und viel Kaffee kommt auch unsere 180-er Lithium-Batterie irgendwann an ihre Grenzen. Es geht also 68 km zum Großen Ahornboden in Österreich, der im Karwendelgebirge in Tirol liegt und mit einem Fahrzeug nur von deutscher Seite aus erreichbar ist. Hier stehen auf knapp 270 Hektar 2.300 Bergahornbäume, von denen einige ca. 700 Jahre alt sind. Diese Hochebene ist Naturdenkmal und wurde schon zum schönsten Platz Tirols gewählt. Unsere Strecke führt am Sylvensteinstausee vorbei und ist auf den letzten 12 Kilometern von Hinterriß bis Eng gebührenpflichtig (12 € für Womos). Leider sind wir etwas zu spät im Jahr dran, denn die schöne Herbstfärbung der Ahornbäume sieht man auf knapp 1.200 Metern Höhe hier Ende September/Anfang Oktober. Zudem liegt der schöne Wanderweg zur Engalm am Ende der Strecke selbst mittags um 13 Uhr im Schatten und darauf haben wir jetzt so gar keine Lust. Also machen wir kehrt und fahren zurück nach Rottach.


Wallberg-Panoramastraße
Der Nachmittag ist noch jung und so zeigen wir euch der Vollständigkeit halber noch einen Platz in Rottach, der zu einem Aufenthalt hier einfach dazu gehört. Wir waren schon dutzende Male dort und wählen heute eine Kurzversion der Möglichkeiten, um dem Wallberggipfel etwas näher zu kommen. Die 4 km lange Wallberg-Panoramastraße führt zur Gaststätte Wallbergmoos. Dort gibt es Aussichtsbänke, die einen Blick auf die Egerer Bucht und den Tegernsee bieten. Von hier aus sind es aber noch knapp 2 Stunden bis zur Bergstation der Wallbergbahn bzw. nochmal 30 Minuten mehr bis zum Gipfel. Und auch dieser Weg zieht sich – wir sprechen aus Erfahrung 😉. Dazu ist es heute sowieso schon zu spät, denn die Tage sind mittlerweile unheimlich kurz. Wir fahren nochmal den Zentralparkplatz an für eine weitere Nacht (der Angermaier hat ab heute Betriebsferien) und essen im Postillion eines unserer Lieblingsgerichte – Wiener Schnitzel!


Fazit zum Womo-Aufenthalt am Tegernsee
Es ist nicht so, dass es unmöglich ist mit dem Camper am Tegernsee, aber es wird uns auch nicht einfach gemacht. Auf den öffentlichen Parkplätzen wäre es schön, wenn man für Camper zumindest 4-5 Plätze hätte, die für längere Fahrzeuge geeignet sind. Ideal wäre ein „echter“ Stellplatz mit V/E und Strom in Seenähe, so dass man es nicht zu weit zur Gastronomie hat und auch mal etwas Geld liegen lassen kann. Davon profitieren schließlich die Gasthäuser und es bringt auch in der Nebensaison zusätzliche Besucher ins Tal.
Mit den aktuellen Verhältnissen kann man von einem Besuch in der Hauptferienzeit Juni bis August nur abraten, denn dann ist es schon schwierig, mit dem Pkw einen Parkplatz zu finden und die wenigen Stellplätze beim Angermaier sind ausgebucht. Der Campingplatz in Rottach ist in die Jahre gekommen und die Sanitäranlagen sollten wohl mal renoviert werden (so liest man in P4N und an anderen Stellen). Zudem liegt er ca. 2 km vom See entfernt und bietet trotz hoher Gebühren keine idyllische Lage mit Seesicht. Der Camping-, Stellplatz in Gmund-Ostin ist hübsch angelegt (beschrieben im Teil 1), hat moderne Sanitäranlagen, ist aber noch weiter vom See entfernt (3 km) und mit 43 € in der Hochsaison recht teuer.