Wir nutzen das letzte Wochenende vor der Wintersperre der Schweizer Pässe, um aus dem Nebel der Ebene in die Sonne der Berge zu fahren. Beim Stöbern in der Straßenkarte haben wir den Glaubenbielen- und Glaubenbergpass entdeckt, unweit von Luzern am Sarner See gelegen. Den wollen wir an diesem Wochenende entdecken.
Anfahrt und 1. Tag (Samstag 20.11.2021)
Nach einer Nacht auf einem Parkplatz in Giswil starten wir ohne Frühstück am Samstagmorgen, denn wir möchten einfach nur schnell den Nebel hinter uns lassen und die Sonne sehen. Die Panoramastraße zum Glaubenbielenpass (auch Glaubenbüelenpass genannt) ist recht gut ausgebaut und wir haben mit dem Kasten überhaupt kein Problem, zumal uns kein einziges Fahrzeug entgegen kommt. Wir müssen aber einige Zeit fahren, bis wir die ersten Sonnenstrahlen sehen – erst auf 1.000 m Höhe durchbrechen wir die Nebeldecke. Wow – was für ein Anblick! Von hier oben sieht der Nebel toll aus, der komplette Sarner See ist unter einer dicken Watteschicht verschwunden.
Irgendwann kommen wir an der Mörlialp vorbei, wo die Vorbereitungen für die Skisaison bereits begonnen haben. Wir fahren aber weiter, erreichen die Passhöhe und kurze Zeit später einen Parkplatz mit herrlicher Aussicht, der sich perfekt fürs Frühstücken eignet. Beim Beck in Giswil haben wir uns noch Bürlibrot gekauft und das lassen wir uns jetzt schmecken. Die Sonne strahlt und fordert uns geradezu auf, die Schuhe anzuziehen und etwas laufen zu gehen. Hier starten viele Wanderwege in die Moorlandschaft Glaubenberg, aber diese liegen bei der tief stehenden Herbstsonne alle im Schatten und wir wollen doch Sonne tanken. Also entscheiden wir uns für den breiten Wanderweg Richtung Schwendeli.
Wir sind fast alleine hier oben und genießen den Blick auf die schon schneebedeckten Berge. Was für ein Tag!!! Viel Strecke machen wir nicht, denn an jeder Ecke bieten sich neue Foto- und Filmmotive und die Zeit vergeht im Flug. Schon ist es Zeit für ein Zvieri und wir lassen uns den selbst gebackenen Kirschstreusel mit Sahne und einer feinen Tasse Kaffee schmecken.
Weil es schon dämmert, müssen wir uns auch langsam um einen Schlafplatz kümmern. Auf Park4night sieht ein Parkplatz in Flühli nicht schlecht aus – gerade mal 15 km entfernt. Er liegt neben einer Schule, was aber am Wochenende niemanden stören sollte. Wir stellen uns unauffällig in die hintere Ecke, bereiten ein Abendessen vor und genießen von der Dinette aus den Sonnenuntergang, der die Bergkette Schwändelifluh in ein rotes Licht taucht.
2. Tag (Sonntag, 21.11.2021)
Die Nacht war sehr ruhig, aber wohl auch sehr kalt. Es liegt Reif auf den Wiesen und ich bin froh, die dicke Winterdaunenjacke mitgenommen zu haben. Nach dem Frühstück zünden wir in der Dorfkirche noch schnell 2 Kerzen an und starten danach unsere Tour durchs Entlebuch Richtung Glaubenbergpass. Im Ort Entlebuch verpassen wir zunächst die Abbiegung auf die Glaubenbergstraße, weil es aus unserer Richtung praktisch eine 180°-Kurve ist. Das Navi zeigt uns ständig an, dass wir falsch fahren. Es weiß wohl noch nicht, dass die Passstraße seit 2010 asphaltiert und befahrbar ist (oder es denkt, dass schon Wintersperre ist). Wir fahren aber unbeirrt weiter und sind wieder alleine auf der Strecke. Das ändert sich aber schlagartig, als wir den Glaubenbergpass erreichen. Von der anderen Seite, also von Sarnen aus, sind schon jede Menge Leute hier hinauf gefahren und wollen wandern gehen. Der Parkplatz ist komplett gefüllt – für Schorschi kein Flecken frei. Also heißt es weiter suchen.
Nach ein paar Kilometern finden wir zumindest eine Parkbucht, die zu einem Kaffee mit Aussicht einlädt. Ich bummle danach noch zu einem in der Nähe abgestellten Helikopter und schaue mir diesen etwas näher an. Es ist ein Lasten-Hubschrauber, der spezielle Rotoren hat, die kaum Abwinde erzeugen. Außerdem kann er mehr zuladen als er selbst wiegt. Das habe ich natürlich alles erst hinterher im Internet recherchiert.
Auf jeden Fall wollen wir noch laufen gehen und müssen wohl oder übel mit den Menschenmassen im 1 km entfernten Langis Vorlieb nehmen. Dort sind an diesem Sonntag sogar Parklotsen damit beschäftigt, die Fahrzeugflut halbwegs vernünftig auf den Parkplätzen unterzubringen. Ein netter Mann weist uns einen Platz am Rand zu – perfekt! Eine Karawane von Wanderern zieht auf den Wegen entlang – wir mittendrin. Gestern am Glaubenbielenpass war es sehr viel schöner, aber wir machen das Beste draus und freuen uns einfach über die Sonne und die tolle Aussicht. Nach 2 Stunden Rundweg müssen wir langsam an die Heimreise denken, kehren zu Schorschi zurück und machen uns auf den Weg zurück in den Nebel. Noch ein kurzer Stop, ein letzter Blick auf die Berge und schon sind wir wieder zurück im Novembergrau. Von diesen 2 Tagen werden wir aber noch lange zehren – traumhaft war’s!


(im Nebel versteckt)






