Roadtrip Nordpanien #10 | Santo Domingo de Silos und Las Medulas

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Jetzt touren wir schon knapp 3 Wochen durch Nordspanien und starten nun unsere Heimreise ostwärts durchs Hinterland. Auch hier entdecken wir Dinge, die wir nicht auf dem Schirm hatten. Hättet ihr zum Beispiel gewusst, dass die wichtigste Goldmine der alten Römer in Las Medulas im Gebiet Kastilien-Leon lag? Das müssen wir uns natürlich anschauen, ebenso einige historische Städte und Gebäude sowie zum Schluss das ganz besondere Kloster in Santo Domingo de Silos.

17.04.2024 Las Medulas

Vom Ort Monforte de Lemos haben wir nicht viel gesehen, aber die Nacht auf dem zentralen Parkplatz mitten in der Stadt war super. Wir waren fast alleine hier neben dem rauschenden Fluss und konnten perfekt schlafen. Heute haben wir viel vor und machen uns deshalb zeitig auf den Weg, denn es geht zunächst in das Dorf Las Medulas.

Ruina Montium (alte römische Bergbautechnik)

Im Naturpark Las Medulas befindet sich die größte Goldmine der alten Römer. Vor über 2000 Jahren gruben Arbeiter Stollen in die Berge und bauten einen 100 km langen Wasserweg, um aus Stauseen das in den Bergen gesammelte Wasser in die Gänge zu leiten. Sie machten sich zunutze, dass Wasser mit hohem Druck in kurzer Zeit Felsen sprengen kann, was das Goldschürfen erheblich vereinfachte. Nach Jahren der Ausbeutung hinterließen sie eine zerstörte Gebirgslandschaft, auch Ruina Montium genannt. Die Natur eroberte das Land zurück und bedeckte die Steintrümmer mit Vegetation. Heute befinden sich hier große Kastanienwälder, die einen schönen Kontrast zu den rötlichen Felsen bilden.

Wanderung zum Aussichtspunkt Las Pedrices

Wir parken vor dem Ort Las Medulas auf einem kostenlosen Parkplatz und laufen ab hier ca. 3 km zum 130 Meter höher gelegenen Mirador. Der Mirador Orellan böte einen besseren Ausblick und eine Goldmine könnte hier besichtigt werden, allerdings kann man mit einem 6,40 langen Womo nur schlecht durch den Ort (Erker und Balkone, schmale Straßen) und der Parkplatz beim Aussichtspunkt ist für Camper unserer Länge verboten.

Die Drohne fliegt für uns näher zu den Felsen, so dass auch wir das Gelände besser überblicken können. Für eine längere Wanderung zwischen den Felsen reicht uns leider nicht die Zeit – zum einen ist eine größere Höhe zu überwinden, zum anderen müsste man morgens viel eher starten als wir.

Im Internet und in Reiseführern wird die Felslandschaft gerne mit dem Bryce Canyon in den USA verglichen. Das ist nun wirklich etwas übertrieben. Die Gesteinsformationen haben im Bryce Canyon eine ganz andere Form und das Gebiet ist um ein Vielfaches größer als hier in Las Medulas (wir können das beurteilen, weil wir selbst schon dort waren). Gelohnt hat sich der Abstecher aber trotzdem.

Route zum Mirador Las Pedrices
Mirador Las Pedrices

Wir fahren am Spätnachmittag noch in die Stadt Ponferrada, in der wir auf dem Stellplatz bei der Pilgerherbege übernachten (sanitäre Einrichtungen können angeblich benutzt werden). Es reicht noch für einen kurzen Bummel zur Templerburg, bevor wir müde ins Bett fallen.

Womo-Stellplatz in Ponferrada bei der Pilgerherberge
Templerburg

Adresse Womo-Stellplatz Ponferrada: 2 Calle Obispo Camilo Lorenzo, 24400 Ponferrada

18.04.2024 Astorga und León

Nach einer guten Nacht in Ponferrada stehen heute 2 Städte auf dem Programm – Astorga und León. Kurz vor Astorga ist endlich ein Zwischenstopp an einem der Stiere geplant, die man in Spanien an Fernstraßen sehen kann. Was hat es eigentlich mit diesen Figuren auf sich?

Osborne-Stiere

90 dieser Stiere sind quer über Spanien verteilt (Ausnahme: Katalonien). Ihren Ursprung haben sie in einer Werbeaktion der Osborne Bodegas aus Andalusien. Dieser Branntweinhersteller wollte Ende der fünfziger Jahre für seinen alten Brandy werben. Die beauftragte Werbeagentur entwarf den hölzernen Stier, der damals 4 Meter hoch war. Mittlerweile sind die Figuren 14 Meter hoch und aus Metall. Ende der achtziger Jahre verbot das spanische Fernstraßengesetz Werbetafeln an öffentlichen Straßen. Das verursachte einen riesigen „Aufschrei“ in der spanischen Bevölkerung, die ihren mittlerweile zum Symbol gewordenen Stier unbedingt behalten wollte. 6 Jahre und einige Gerichtsverhandlungen später erklärte dann das oberste spanische Verwaltungsgericht den Stier zum kulturellen Erbe der Landschaft und er durfte bleiben.

Astorga

Wenn wir schon in der Nähe sind, stoppen wir kurz in Astorga, in dem es 2 sehenswerte Bauten gibt. Das eine ist der von Antoni Gaudi entworfene Bischofspalast – in dem nie ein Bischof gewohnt hat – das andere ist die spätgotische Kathedrale. Um diese zu besichtigen, muss man für 7 Euro ein Ticket lösen, das dann den Besuch eines Museums beinhaltet. Ich bin alleine hinein und habe mir das kurz angeschaut. Im Museum sind viele Exponate kirchlicher Würdenträger ausgestellt – Gewänder, Bischofsmützen und -stäbe, außerdem einige Original-Schriftstücke aus vergangener Zeit und Kopien alter Schriften. Die Kirche selbst ist sehr prunkvoll ausgestattet, der Kreuzgang dagegen sehr schlicht. Parken kann man mit dem Camper in direkter Nähe zum Bischofspalast und zur Kathedrale – sehr praktisch. 

Bischofspalast von Anton Gaudi
Kathedrale

León

Uns zieht es heute Abend noch nach Leon, wo wir auf einem offiziellen Stellplatz 15 Minuten entfernt vom Stadtzentrum übernachten wollen.

Adresse Womo-Stellplatz: Avenida de la Universidad, 24007 León (kostenloser offizieller Stellplatz, auch Frischwasser gratis)

Ich möchte außerdem schnell zu einem Augenarzt, denn mich plagt seit 2 Wochen eine Entzündung. Zum Glück haben die Praxen hier in Spanien sehr lange Öffnungszeiten und so kann ich um halb acht noch zur Untersuchung. Ich schließe aus dem spanisch-englischen Gemisch der Ärztin, dass der starke Wind der letzten 2 Wochen wohl für eine Augenlidentzündung gesorgt hat – nichts Schlimmes und ich soll einfach die von mir bereits gekaufte Salbe weiter nehmen. Leider ist es heute Abend ziemlich kalt und wir halten es nicht lange in der Altstadt aus. Die imposante Kathedrale ist um diese Zeit – es ist mittlerweile 9 Uhr – leider schon geschlossen. 

Kathedrale
feuchtes Viertel (Barrio Húmedo)

19.04.2024 Meseta Central und Santo Domingo de Silos

Heute liegt ein Tagesziel vor uns, das besonders mir am Herzen liegt. 230 km sind zu fahren und so wählen wir die Autobahn, weil uns einfach die Zeit davon läuft. In 9 Tagen müssen wir zuhause sein und Frankreich muss ja auch noch durchquert werden. Die mautfreie A-231 von Leon Richtung Burgos ist wenig befahren und so kommen wir schnell voran. 

Meseta Central

Die 200.000 Quadratkilometer große Hochebene Zentralspaniens durchqueren wir bei unserer Fahrt von León über Burgos nach Santo Domingo. Diese Hochebene zwischen 600 und 900 Metern Höhe ist einfach unglaublich. Weites Land, soweit das Auge reicht. Die Gegend erscheint nahezu menschenleer und ist kaum bebaut – wo findet man so etwas heute noch? Es gäbe hier so viel zu entdecken – die Abenteuer des Don Quijote haben sich hier abgespielt. Bei dem Traumwetter, das wir haben, ist alleine diese Fahrt schon ein Genuss und man müsste eigentlich auch hier ein paar Tage verweilen.

unendliche Weiten
unendliche Weiten

Kloster Santo Domingo de Silos

Das Kloster ist weltweit bekannt geworden, als Mitte der 90-er Jahre die Gregorianischen Gesänge der Benediktinermönche auf CD aufgenommen wurden und diese 53 Wochen lang in den Top 100 der US-Charts stand.

Der zweistöckige wunderschöne Kreuzgang und einige Räume mit Ausstellungsstücken können besichtigt werden. Besonders hervorzuheben sind die Steinmetzarbeiten an den Säulen – eine davon ist berühmt als gedrehte Säule. Ein ganz besonderes Erlebnis wartet dann am Abend auf uns – die Vespermesse mit Live-Gesang der Mönche. Der 45-minütige Gottesdienst ist tief beeindruckend und ich bin noch Stunden später emotional aufgewühlt. Wenn ihr in der Gegend seid, besucht in jedem Fall eine Messe – das bleibt fürs Leben! Wir übernachten 50 km entfernt auf einem Stellplatz (dazu mehr im nächsten Teil).

der Innenhof darf nicht betreten werden
nahezu menschenleer
„gedrehte“Säule
kunstvolle Säulenkapitel
CD aus den 90-ern
im Vordergrund das Kloster