Roadtrip Nordspanien #5 | Tierklinik und Geräusche aus der Unterwelt

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Im 5. Teil ist so einiges los. Nicht nur, dass wir mal wieder in einem „Krankenhaus“ landen, wir stehen an der Küste Asturiens auf einem Boden, aus dem merkwürdige Geräusche kommen. Die Hintergründe zu all diesen Dingen erfahrt ihr in diesem Blog.

Route 5. Teil

02.04.2024 Fahrt von Castro-Urdiales zur Tierklinik in Santander

Nachdem es am letzten Abend an der Strandpromenade in Castro-Urdiales aus Kübeln geschüttet hat, verbringen wir eine ruhige Nacht am Parkplatz neben dem örtlichen Friedhof. Bei der morgendlichen Gasssirunde mit Sunny passiert dann das Unglück. Aus dem Gebüsch schießt von hinten eine Katze auf Sunny zu, krall sich vorne an ihrer Brust fest und versucht, sie in die Kehle zu beißen. Alles geschieht so schnell, dass Adriano und ich die Attacke nicht verhindern können. Sunny schreit wie am Spieß vor Schmerzen und uns gelingt es, die Katze mit unseren Füßen von Sunny weg zu drücken. Ich nehme Sunny sofort af den Arm und bemerke Blut unterhalb des Halses. Im Camper desinfiziere ich die Wunde und versuche, Sunny zu beruhigen und zu trösten. Die Wunde sieht nicht tief aus, aber ich weiß, wie gefährlich selbst so Kleinigkeiten werden können. Ich kann Adriano überzeugen, dass es besser ist, zum Tierarzt zu fahren. Nach etwas Recherche im Netz finde ich eine verkehrsgünstig gelegene Tierklinik nahe Santander. Nach 45 Minuten kommen wir dort an und ich stehe mit Sunny an der Rezeption. Die 2 Damen dort können leider nicht Englisch, aber ich verstehe, dass es eine Tierärztin gibt, mit der ich auf englisch kommunizieren kann.

30 Minuten später stehejh wir im Behandlungszimmer und die Tierärztin lobt uns, dass wir trotz der geringen Verletzung sofort gekommen sind. Gerade Katzen haben scheinbar viele böse Bakterien im Mund und so kann ein noch so kleiner Biss im schlimmsten Fall zu einer Blutvergiftung führen. Die Ärztin rasiert die Wunde, desinfiziert nochmals und gibt uns Antibiotika und Schmwerztabletten mit. Alle sind super freundlich, was ich aus deutschen Praxen oft gar nicht mehr gewöhnt bin. Zum Schluss werden uns 50 € berechnet und wir spendieren noch ein kleines Extra in die Kaffeekasse (das sind die Mitarbeiter scheinbar nicht gewähnt, denn sie wissen erst gar nichts mit dem Geld anzufangen 😄). Bei Sunny lässt der Schreck langsam nach, so dass sie die Schmerzen spürt. Also gebe ich ihr kurze Zeit später im Camper die 1. Schmerztablette und hoffe, dass es schnell wirkt. Unser geplanter Besuch in Santander fällt nun aus – Sunny braucht Ruhe. Wir beschließen, auf einen Stellplatz in Santillana del Mar zu fahren und eine kleine Reisepause einzulegen.

Tierklinik bei Santander
Sunny leidet
Bisswunde an der Brust
Sunny im Warteraum

03.04.2024 Santillana del Mar

Das kleine Städtchen, laut Internet eines der schönsten in Kantabrien, liegt an einem der 17 spanischen Jakobswege, dem Camino del Norte (Küstenweg). Bei unserer Anfahrt sehen wir viele Pilger mit den typischen großen Rücksäcken, die am Rande der Hauptstraße den Ort als Nachtquartier aufsuchen. So verklärt und schwärmerisch die Jakobswege gesehen werden – es sind nicht immer schöne Wanderwege in herrlicher Natur, sondern oft müssen die Pilger genau solche Straßen auf der Fahrbahn absolvieren, um zu den Unterkünften zu gelangen.

Morgens lacht die Sonne und wir bummeln in 10 Minuten vom Stellplatz aus in den Ort. Als erstes kommen wir am Kloster Colegiata de Santa Juliana mit seiner Stiftskirche vorbei. Wegen des üblichen Hundeverbots besuche ich alleine für 3 € das Innere mit seinem hübschen Kreuzgang. Anschließend spazieren wir in ca. 10 Minuten die Hauptstraße mit einigen Geschäften und Restaurants hinunter. Das Angebot richtet sich hier an Touristen und Pilger – in der Hochsaison werden Urlauber, die an der Küste wohnen, mit Bussen hergebracht und dann soll es richtig voll sein. heute ist davon zum Glück gar nichts zu spüren. Am Ende der Straße liegt das Frauenkloster der Klarissinnen. Hier werden Biscuits verkauft, allerdings nicht einfach so an einer Ladentheke. Man muss klingeln, dann öffnet sic ein vergittertes Drehkarussell und eine Nonne fragt nach den Wünschen. Die Kekspackung wird durchgereicht und das Karussell schließt sich wieder – die Nonnen haben also minimierten Kontakt zur Außenwelt.

Der Ort ist wirklich sehr überschaubar und nach einer halben Stunde haben wir das Wichtigste gesehen.

Hauptstraße
Kreuzgang

Infos zum Stellplatz Santillana del Mar

Der ruhig gelegene Stellplatz Santillana hat 38 Plätze, die terrassenförmig angeordnet sind. Der Zutritt erfolgt über ein Terminal an der Einfahrt, nachdem man sich einen freien Platz (im Übersichtsplan grün) am Bildschirm ausgesucht und bezahlt hat. Die Tickets, die dabei ausgedruckt werden, solle man gut aufheben, denn mit dem Barcode kann man einmalig Frischwasser beziehen. Mit dem 6-stelligen Zahlencode öffnet man die Tore, um das Gelände auch zwischendurch verlassen und wieder betreten zu können.  Wir haben für 4 € noch Strom dazu gebucht. Sogar 2 Duschen sind vorhanden, buchbar ebenfalls am Automaten, Toiletten gibt es nicht. 

Nebensaison: 12 €/24 Std. Hauptsaison: 16 €/24 Std. (es steht nirgendwo, wann die Saisonzeiten wechseln)

Blick von oben auf den Stellplatz
Terminal zur „Buchung“ des Platzes

El Capricho de Gaudi in Comillas

Wir verlassen Santillana, wundern uns bei unserem ersten spanischen Supermarkteinkauf über das Angebot an riesigen ganzen Schinken und genießen das herrliche Wetter und die Ausblicke auf die schneebedeckten Berge unweit der Küste. Auf unserem Weg an die Küste liegt ein Gebäude, das der spanische Architekt Antoni Gaudi entworfen hat und dessen bekanntestes Bauwerk wohl die Kirche Sagrada Familia in Barcelona ist. In der Stadt Comillas steht ein Sommerlandhaus, das Gaudi zwar entworfen, selbst aber nie gesehen hat. Das möchte ich mir schnell anschauen. Adriano bleibt mit Sunny wieder draußen, weil Hunde zwar im Park, aber nicht im Haus erlaubt sind und dafür lohnt sich nicht der Eintrittspreis von 7 €.

Ansicht El Capricho
eins der wenigen Zimmer mit Mobiliar

Mich hat das Gaudi-Haus etwas enttäuscht. Es ist von der Größe her sehr klein, die Elemente der Sonnenblumenkacheln wiederholen sich überall und bieten keine Abwechslung. Die Innenräume sind quasi leer bis auf ein paar von ihm entworfene Stühle. Hier müsst ihr also nicht unbedingt hin. Wir fahren weiter, finden einen Platz mit Ausblick zum Essenkochen und fahren dann zu unserem heutigen Schlafplatz. Dazu morgen mehr! 

04.04.2024 Bufones de Pria und Las Grallas

Die Bufones de Pria sind berühmt für ihre Wasserfontänen, die bei entsprechender Wetter- und Windlage bis zu 40 Meter hoch aus Felsspalten der Meeresklippen heraus schießen. Das Wetter ist heute traumhaft und fast windstill, so dass wir dieses Phänomen sicher nicht sehen werden. Aber Lust auf die Küstenregion haben wir trotzdem!

Am Parkplatz gibt es eine Übersichtskarte mit möglichen Wanderwegen. Wir entscheiden uns für den ca. 4 km langen Rundweg entgegen dem Uhrzeigersinn, weil wir so auch an der Felsformation Las Grallas vorbei kommen. Nach ungefähr einer halben Stunde erreichen wir die ersten riesigen Löcher im Klippengebiet, an deren Grund man sieht, wie das Meerwasser einströmt – heute allerdings ganz ruhig und gemäßigt. Adriano fliegt mit der Drohne in zwei dieser Löcher hinein und ich denke mir mal wieder, dass wir die Drohne nicht weitersehen werden. Es geht aber alles gut und auf die Aufnahmen freue ich mich jetzt schon.

Weiter geht es zum eigentlichen Ziel, den Bufones de Pria. Wie erwartet ist heute der Wellengang viel zu schwach, um die Fontänen zu sehen. Aber mit dem Folgenden hätten wir so gar nicht gerechnet. Mitten aus dem Felsboden kommen laute Geräusche, wie ein extremes Pfeifen oder Rauschen. Wir brauchen lange bevor wir begreifen, dass dies Felsspalten sind, durch die Luft strömt, hochgedrückt von den an die Klippen schlagenden Wellen. Schon etwas unheimlich, wenn man bedenkt, was sich da unter den Füßen abspielt und wie unterspült und porös die Klippen eigentlich sind. Adriano hält beim Filmen ein Taschentuch über eine Spalte, damit man sieht, dass das Geräusch vom Luftstoss verursacht wird. Die Bufones de Pria sind dann wieder etwas größere Löcher, durch die aber heute bei dem ruhigen Wetter auch nur Luft hochgedrückt wird.

Nach dieser tollen Wanderung, die ohne Filmen locker in 1,5 Stunden zu schaffen ist, überfällt uns der kleine Hunger und wir finden 5 Minuten vor dem Parkplatz ein kleines Restaurant mit schönem Garten, das um diese Zeit kleine Snacks anbietet. Wir genießen den feinen iberischen Schinken mit Salat und kommen etwas fußfaul am späten Nachmittag zurück zum Camper. 

Bar La Pumerada
Iberico-Schinken und Tomatensalat