Nach dem tollen Erlebnis bei den Bufones de Pria geht es für uns ins Hinterland, und zwar in die traumhafte Bergwelt der Picos de Europa. Dort besuchen wir nicht nur eine spezielle Grotte in Covadonga, sondern durchfahren auch den Westen dieses schönen Gebirgszugs. Wir landen schließlich an einem wundervollen Stausee und lernen, wie man das nordspanische Nationalgetränk Sidra richtig von der Flasche ins Glas bringt.

04.04.2024 Covadonga
Am frühen Abend fahren wir noch die gut 40 km von den Bufones de Pria an den Rand des Nationalparks Picos de Europa, und zwar in den Wallfahrtsort Covadonga. Hier gibt es eine heilige Grotte, zu der am 08. September jeden Jahres Tausende von Pilgern strömen, um die Jungfrau von Covadonga zu feiern. Diese ist nämlich 722 christlichen spanischen Truppen erschienen und hat ihnen zum Sieg gegen die maurischen Eroberer verholfen. Es ist hell genug, noch dazu nahezu menschenleer um die Heiligtümer herum. Deshalb finden wir in der Nähe der Kirche einen Parkplatz und können uns schon am Abend die Grotte anschauen. Auch um diese Zeit ist sie noch zugänglich – die Kirche ist leider verschlossen. Die Grotte ist wie eine kleine Kapelle gestaltet und bietet Sitzplätze für ca. 50 Besucher.
Zur Kirche kann man durch einen in den Fels geschlagenen Gang laufen, der wunderschön beleuchtet ist. Adriano fliegt noch schnell eine Drohnenrunde in ausreichender Entfernung zu den Gebäuden, bevor die Dämmerung einsetzt und die Umgebung in ein schönes Abendlicht taucht.
Übernachten können wir kostenlos auf einem der riesigen Parkplätze ca. 2 km vor Covadonga (auf P4N als Womo-Platz gekennzeichnet), denn in Nationalparks ist Campen grundsätzlich nicht erlaubt. Unvorstellbar, dass diese großen Parkflächen tatsächlich im September belegt werden.




05.04.2024 Lagos de Covadonga
Kurzentschlossen fahren wir morgens die 11 km Bergstrecke zu den Seen von Covadonga. In der Nebensaison ist dies für Privatfahrzeuge erlaubt – im Sommer (Juli, August) und zu Ostern versperrt eine Schranke die Einfahrt und man muss Busse benutzen.
Ganz schön steil die Strecke – stellenweise bis zu 16%. Wir überwinden 1100 Höhenmeter auf die Distanz und sind froh, dass uns nicht zu viele Fahrzeuge um diese Uhrzeit entgegen kommen, denn Ausweichstellen gibt es nicht viele. Oben angekommen ist das Wetter wirklich mies – von blau schimmernden Seen mit Panorama keine Spur – immer wieder beginnt es zu regnen, so dass wir beschließen, gar nicht auszusteigen, um zum kleineren 2. See zu laufen. Diesen kann man nämlich im Gegensatz zum Lago Enol nicht von der Straße aus sehen. Bei der Abfahrt sieht das mit dem Gegenverkehr schon anders aus. Natürlich fahren viele vor dem Mittag noch hinauf und wir müssen oft anhalten und rangieren, um auch an größeren Fahrzeugen vorbei zu kommen.


05.04.2024 Riaño
Der aktuelle Wetterbericht lockt uns in den Südwesten der Picos, denn dort soll angeblich die Sonne scheinen. Also geht es durchs Tal des Flusses Sella Richtung Süden. Die kurvige Strecke erlaubt kein großes Tempo und so dauert es mehr als 2 Stunden, bis wir am Stausee bei Riaño ankommen. Beim Campingplatz könne wir kurz parken und zu den2 Aussichtspunkten laufen, die wir vom YouTube-Kanal Let’s get Otter here (Tina und Dirk) kennen. Blauer Himmel mit Sonnenschein, blaues Wasser vor herrlicher Bergkulisse – genau so haben wir uns das erhofft. Ich schwinge natürlich auch auf der bekannten Riesenschaukel hin und her, sogar Sunny dreht ein paar Runden mit mir. Leider ist der Wind heftig und es treibt uns dann doch schnell wieder zum Camper. Auf einem Rastplatz auf der anderen Uferseite gönnen wir uns den Nachmittagskaffee und Adriano kann trotz heftiger Böen eine Runde mit der Drohne fliegen. Dieser Abstecher hat sich wirklich gelohnt und es geht an diesem Tag sogar noch weiter.




05.04.2024 Nava
Die Route zu unserem angedachten Schlafplatz in Nava, die CL-635, ist einfach ein Traum. Grüne Weiden und Wiesen, leicht verschneite Berggipfel und glasklare Flüsse und Seen! Damit rechnet doch niemand in Spanien!!! So vieles erinnert an die Alpen und wir fühlen uns schon fast heimisch in der Landschaft. Allerdings kosten uns diese 100 Kilometer 2,5 Stunden, denn hinter dem Tarna-Pass auf 1490 Metern ist die Fahrbahn in einem sehr schlechten Zustand.
In der Umgebung von Nava liegt das Hauptproduktionsgebiet des asturischen Sidra, so heißt hier der herbe perlende Apfelwein, den man auch in Frankreich als Cidre kennt und den wir schon letztes Jahr in der Normandie probiert haben. Wir sind ziemlich platt vom Tag und entscheiden uns für einen Restaurantbesuch am zentralen Platz der Stadt. Wir bestellen Croquettes Jamon (Schinkenkroketten), frittierten Bacallau (Kabeljau) mit Mayonnaise und Patatas brava (Kartoffelwürfel) mit 3 verschieden Saucen. Das Essen kann uns nicht begeistern! Der Fisch ist geschmacklos, die Kartoffeln von Unmengen an Sauce überdeckt und durchgeweicht und die Kroketten schmecken nach gar nichts. Auch der Sidra löst keine Freude bei uns aus, denn er ist sehr viel herber als in Frankreich. Aber das Ritual des Einschenkens durch den Kellner ist sehenswert. Mit mindestens 1 Meter Abstand zwischen Flasche und Glas wird eingeschenkt, damit durch den Sauerstoff und den Aufprall im Glas das Ganze noch aromatischer und prickelnder wird. Allerdings beobachten wir, dass dabei jede Menge Apfelwein zu Boden geht – es ist also auch ein gutes Geschäft für den Wirt, denn dann muss man häufiger nachbestellen. Der Boden rund um die Tische ist übrigens total klebrig – kein Wunder. Wie machen die das im Innenbereich? Wird dort ständig aufgewischt? DAS sind mal wieder typische Fragen einer Hausfrau, die mir im Kopf herum schwirren.




06.04.2024 Servicetag in Avilés
Am nächsten Morgen sieht es am Himmel immer noch nicht viel besser aus. Bevor wir aber in den Tourtag starten, steht noch das Auffüllen der Vorräte und ein Besuch im Waschsalon an.
Supermärkte gleichen sich im Prinzip in allen Länder Europas und trotzdem gibt es im Sortiment doch große Unterschiede. In Spanien gibt es immer große Regale mit Riesenschinken, die dann gleich über 100 € kosten. Auch die Fischabteilung ist meist sehr gut sortiert. Was wir oft vermissen ist Frischmilch. Haltbare gibt es in großen Mengen, aber gekühlte Frischmilch findet man oft gar nicht. Heute an der Kasse erleben wir einen echten Flashmob zum Lied Waterloo von Abba. Apropos Kasse: In diesem Markt gibt es ein für uns neues System des Anstehens an den Kassen. Es gibt eine einzige Warteschlange und an einem Bildschirm wird angezeigt, welche Kasse als nächstes frei wird. So gibt es kein Drängeln und das Auflegen aufs Band ist irgendwie entspannter.
Der Waschsalon, den wir über P4N in der Stadt gefunden haben, ist sehr sauber und alle Maschinen sind frei. So können wir 2 Waschladungen gleichzeitig laufen lassen und auch das Trocknen geht in den Industriemaschinen sehr schnell.


06.04.2024 Cabo de Peñas
Immer noch grau in grau draußen! Aber wenigstens kein Regen und so wollen wir trotzdem noch an die Küste zum Cabo de Penhas fahren. So einfach ist das heute aber nicht! Es findet ein Radrennen statt und die direkte Verbindung zum Kap ist gesperrt. Eine Umleitung ist nicht ausgeschildert und so irren wir kreuz und quer durch Aviles, bevor wir das Gebiet großräumig umfahren.


Dieser trübe, arbeitsreiche und irgendwie chaotische Tag endet dann doch noch versöhnlich mit einem recht schönen Sonnenuntergang. Mittlerweile haben wir die „Mitte“ der nordspanischen Atlantikküste erreicht. In dieser 6. Folge haben wir an 3 Tagen 300 Kilometer zurückgelegt, wobei die Strecke durch das hügelige Hinterland ziemlich zeitaufwändig war. In Kürze soll sich das Wetter von seiner beständigen Seite zeigen – genau passend zu einem unserer Highlights der Reise. Welches das ist, seht und lest ihr in Teil 7 unserer Nordspanien-Serie.


Nützliche Tipps
PARKEN UND ÜBERNACHTEN IN COVADONGA
In der Nebensaison ist das vollkommen unproblematisch. Es gibt riesige Parkplätze vor Covadonga, von wo aus man in einer guten halben Stunde zur Grotte laufen kann. Nur hier kann man auch im Womo übernachten, weil es im Nationalpark (Grotte und Kirche liegen schon da drin) nicht erlaubt ist. Als wir dort waren, war das Parken kostenlos. TiPP: Wenn man am frühen Abend kommt oder sehr zeitig aufsteht, sind die Tagesparkplätze bei der Kirche wenig besucht und man spart sich den Fußmarsch ab Großparkplatz.
FAHRT ZU DEN LAGOS DE COVADONGA
Ab Kirche führt eine 11 km lange Bergstraße (mautfrei) zu den Seen. Zu Ostern und im Hochsommer ist die Strecke durch eine Schranke gesperrt – man kommt nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinauf (Kleinbusse fahren an verschiedenen Standorten ab). Nimmt man dann seinen Hund mit, wird er im Bus in einem Käfig im Laderaum transportiert – also sehr unangenehm und eher nicht ratsam. In diesem Fall ist es also besser, die Nebensaison für einen Besuch zu wählen.
STELLPLATZ IN NAVA
Der offizielle Stellplatz ist für die V/E zwar in Ordnung, zum Schlafen aber eher ungeeignet. Direkt neben dem Platz ist eine große eingezäunte Wiese, auf der sich 3 große Hunde aufhalten (auch nachts), die bei jeder Bewegung am Camper minutenlang bellen. Wir sind wieder weg und im Dunkeln zu einem Picknickplatz nahe Nava gefahren (Koordinaten 43.3687, -5.4994
N 43° 22′ 7″ W 5° 29′ 58″), was aber auch keine gute Entscheidung war, denn dort führte eine Stromleitung direkt über unseren Schorschi. Gemerkt haben wir das erst am nächsten Morgen bei Tageslicht. Das laute Brummen hat mich nachts wahnsinnig gemacht und ich konnte nicht schlafen. Wählt also lieber irgendeinen anderen Parkplatz bei Nava aus.
WASCHSALON IN AVILÈS
Sehr empfehlenswert ist der saubere Waschsalon Superpanda in Avilés, Calle el Castaño 1. Vier verschieden große Waschmaschinen und 3 Trockner stehen zur Verfügung. Leider liegt er in einer sehr engen Straße, an der es rechts zwar einen Parkstreifen gibt, dieser aber von Anwohnern gut belegt ist. Zudem sind die Parkplätze recht kurz, so dass man mit einem 6,40 Meter Camper hinten raus steht. Fahrt an dem Waschsalon vorbei – kurz danach geht links eine Sackgasse rein, ebenfalls mit Parkplätzen. Als wir dort waren, war jede Menge frei.
Routen Teil 6



