Nach 16 Tagen und rund 1.000 km an der spanischen Atlantikküste verabschieden wir uns nun vom Meer und fahren ostwärts zurück Richtung Heimat, allerdings wählen wir hierzu den Weg durchs Hinterland, ca. 150 km von der Küste entfernt. 1. Station ist Santiago de Compostela, die bekannte Endstation vieler Pilger auf einem der zahlreichen Jakobswege. Werden wir etwas von der speziellen Stimmung spüren, die viele Pilger bei ihrer Ankunft vor der Kathedrale empfinden? Das lest ihr im 9. Blog unseres Roadtrips Nordspanien.

13./14.04.2024 Fahrt zum Camperpark nahe Portosin
Wir verlassen den schönen Stellplatz am Strand von Lariño und fahren am späten Nachmittag noch 45 km bis Gafa nahe Portosin, ebenfalls an der Küste gelegen. Dort habe ich einen Stellplatz ausgesucht, an dem wir den angekündigten heißen Tag hoffentlich gut überstehen.
Der Camper Park hat sehr gute Bewertungen und bietet für 16 €, davon 4 € Strom, wirklich eine Menge, angefangen von Sanitärräumen und Waschmaschine bis zu WLAN. Uns kommt es nur auf den Strom an, denn heute will ich endlich das Bilbao-Video fertigstellen.


14.04.2024 Austausch Mikroschalter der Waschtischarmatur
Vor 4 Tagen ist zum 1. Mal der Mikroschalter im Bad ausgefallen – 3 Jahre hat er gehalten, was wohl schon eine sehr lange Zeit ist. Zum Glück fährt seit Beginn ein Ersatzteil bei uns mit und heute nimmt sich Adriano die Zeit zum Austausch, während ich Video schneide.
Auf dem YT-Kanal WohnVan gibt es Gottseidank eine tolle Anleitung, wie man das Ganze machen muss. Wir lassen wie dort beschrieben das Frischwasser ab, weil beim Auseinandernehmen sonst das Bad „geflutet“ wird, stellen dann aber fest, dass wir für den letzten Schritt nicht den passenden kleinen Torx dabei haben. Adriano schafft es trotzdem, das Kabel des neuen Schalters irgendwie durch den Spalt zu schieben und nach gut 30 Minuten funktioniert wieder alles. Ich fülle mit unserem Kanister schnell wieder etwas Frischwasser auf und bin froh, dass der Camper wieder voll urlaubstauglich ist.
Link zum Reparaturvideo vom Kanal WohnVan: https://youtu.be/tgsWcnQawhY?si=dy9xdqxvqzapVGaO
Hier könnt ihr so einen Mikroschalter für die Armatur von Reich, Model Trend S, bestellen:
https://www.obelink.de/reich-trend-s-mikroschalter.html ODER
https://www.campingwagner.de/product_info.php/info/p62817_RK-Reich-Mikroschalter-fuer-Trend-S.html


Castro Baroña – Überreste einer keltischen Siedlung
Nach der großen Tageshitze geht es noch zur V/E-Station und dann ins Landesinnere. Vorher schauen wir uns aber noch kurz die Überreste einer keltischen Siedlung aus der Eisenzeit bei Porto do Son an. Das Castro de Baroña wurde 1933 entdeckt und 1984 ausgegraben. Die Fundamente der 20 Rundhäuser sind noch sehr gut zu erkennen und ein Abstecher hierher lohnt sich allemal.
Der Sonnenuntergang ist heute wieder wunderschön und. begleitet uns auf unserer Fahrt zu unserem Schlafplatz ganz in der Nähe von Santiago de Compostela in O Milladoiro. Adresse: Rúa Buxo, 15895 O Milladoiro (kostenlos), mit V/E


15.04.2024 Santiago de Compostela
In den letzten 2 Wochen sind wir sehr oft an Schildern vorbei gefahren, die uns immer daran erinnert haben, dass hier ein Jakobsweg entlang führt. Es gibt eben nicht nur den einen, sondern eine Vielzahl davon alleine hier in Spanien. Die sogenannten Caminos haben unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und Längen. Der Bekannteste ist sicherlich der 756 km lange Camino Frances, der gerade in Deutschland Berühmtheit erlangt hat durch das Buch und den Film von Harpo Kerkeling ‚Ich bin dann mal weg‘. Ziel der Pilger in Spanien ist immer Santiago de Compostela, weil hier in der Kathedrale die Gebeine des Apostels Jakobus liegen sollen. Compostela heißt übrigens auch die Urkunde, die man sich nach Beendigung der Wallfahrt im Pilgerbüro nahe der Kathedrale ausstellen lassen kann.


Ankunft der Pilger
Der offizielle Pilgerweg zum Platz vor der Kathedrale führt durch einen Torbogen, unter dem ein Dudelsackspieler die Ankömmlinge begrüsst. Der Dudelsack ist nämlich nicht nur in Schottland traditionelles Instrument, sondern auch in Galicien. Hier wird er Gaita genannt und hat seinen Ursprung bei den keltischen Vorfahren der Galicier. Die Musik erreicht eine wahnsinnige Lautstärke – bis zu 120 Dezibel – und man hält es in direkter Nähe des Spielers nur kurze Zeit aus.
Wir beobachten auf dem Platz eine ganze Weile die ankommenden Pilger und die Atmosphäre dort zieht uns sofort in den Bann. Man wird Zeuge der unterschiedlichsten Momente und selbst als Außenstehender ist man gerührt von den Szenen, die sich abspielen. Manche kommen ohne Worte in aller Stille an, viele gratulieren sich gegenseitig oder umarmen sich, einige weinen vor Glück. Und im Selfie-Zeitalter gibt es natürlich auch die, die diesen Moment mit dem Smartphone festhalten. Was aber alle gemeinsam haben, zumindest bei diesem Wetter – sie sinken erschöpft auf den Boden, ziehen oft ihre schweren Schuhe aus und blicken lange zur Kathedrale. Zu gerne würde ich wissen, an was sie in diesen Momenten denken, an die Strapazen, an besondere Begegnungen auf dem Weg oder an das, was die Reise mit ihnen gemacht hat. Für mich ist es selbstverständlich, dass ich sie gerade jetzt nicht störe und danach frage.
Aber auch das gibt es hier direkt am Platz, das so gar nicht zur Welt der Pilgerherbergen passt. Ein 5-Sterne-Hotel mit Gepäckservice.


Rundgang durch die Altstadt
Wir werfen natürlich noch einen Blick in die Kathedrale und bummeln anschließend etwas durch die Altstadt. In der Kathedrale hängt leider nicht der große Weihrauchkessel (Botafumiero), denn dieser wird nur zu besonderen Anlässen aufgehängt und geschwenkt.
Die Atmosphäre ist überall sehr entspannt und die vielen kleinen und engen Gassen machen einen heimeligen Eindruck. Natürlich gibt es viele Souvenirshops für Touristen und Pilger, aber das ist verständlich bei dem großen Andrang. Das Wetter ist herrlich und genau richtig für ein kühles Bier in einer der vielen Bars. Am späten Nachmittag laufen wir zurück zum Camper und beschließen, außerhalb von Santiago zu schlafen, weil es hier auf dem Stellplatz wegen der großen Straße doch etwas laut ist. Ach ja, hier kommen die Infos zu unserem Tagesparkplatz in Santiago.
Womo-Stellplatz in Santiago de Compostela
Ideal ist es, beim offiziellen Womo-Stellplatz Aparcadoiro dos Salgueiriños (8, Ruá Manuel Maria) zu parken. Eigentlich ist es einfach nur ein riesig großer asphaltierter Parkplatz, der umfunktioniert wurde zum Womo-Stellplatz und Busparkplatz. für den Tag zahlt man 4,15 €; bleibt man auch über Nacht, kommen noch 10 € dazu. An der Einfahrt gibt es ein Kassenhäuschen, in dem tagsüber immer jemand sitzt und bar kassiert, aber auch ein Auge auf die Fahrzeuge hat. Nachts ist die Schranke für die Einfahrt geschlossen, raus kommt man aber immer.
Man läuft zu Fuß in ca. 30 Minuten 2,5 km zur Kathedrale – der Weg führt teilweise durch eine Grünanlage und ist gut zu bewältigen (zurück geht es leicht bergauf).
16.04.2024 Cañon do Sil
Wir werden wieder von der Sonne und Traumwetter geweckt und schon geht es zu unserem letzten Stopp in Galicien, der Schlucht des Flusses Sil, an dessen nördlichen Ufern ein bekanntes Weinbaugebiet liegt. Mönche haben hier außerdem im Mittelalter viele Klöster gegründet, von denen 18 noch besichtigt werden können. Wir fahren als erstes zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man den Canyon wohl am besten überblicken kann (Mirador Balcóns de Madrid). Die Schlucht ist vielleicht nicht so spektakulär, wie sie in Reiseführern beschrieben wird, aber die Hochebenen, durch die man fährt, sind einfach wunderschön, besonders bei diesem Wetter. Und jetzt in der Nebensaison sind wir praktisch alleine unterwegs, was das Fahren auf der schmalen Straße an der Südseite des Canyons sehr angenehm macht. Gerne hätten wir beim ehemaligen Benediktinerkloster Santo Estevo de Ribas de Sil gestoppt, aber wir haben beim besten Willen keine Parkmöglichkeit in annehmbarer Nähe gefunden. Die Drohne hat für uns und euch aber einen Blick auf das Gebäude geworfen, in dem sich heute u.a. ein 4-Sterne-Hotel befindet. Es ist schon wieder spät geworden und wir müssen unsere Vorräte noch auffüllen. Deshalb fahren wir in die nächstgrößere Stadt Monforte de Lemos, kaufen schnell ein und schlafen direkt im Ort auf einem großen Parkplatz (mehr Infos dazu im nächsten Teil).




Routen aus Teil 9



