Roadtrip Normandie Teil 8 | Chenonceau und Fontenay

Heute nehmen wir euch mit ins Innere vom Wasserschloss Chenonceau und zur Abtei Fontenay im Burgund. 

Schloss Chenonceau von innen

Nach unserer Stadtbesichtigung von Tours werden wir am nächsten Morgen mal wieder von Regentropfen auf dem Dach geweckt. Das Thema Wetter spielt in diesem Urlaub wirklich eine große Rolle.

Bis zum frühen Nachmittag bleiben wir im Schorschi, danach wollen wir eine zweistündige Lücke nutzen, um endlich ein Schloss zu besichtigen. Unsere Wahl fällt auf das Wasserschloss Chenonceau, nach Versailles das meistbesuchte Frankreichs. Unterwegs kommt man immer wieder an kleinen Schlössern in Privatbesitz vorbei. 

Positiv überrascht sind wir von der Parkplatzsituation beim Schloss. Es gibt einen Extra-Bereich für Reisemobile und man parkt hier kostenlos. Das Übernachten ist allerdings nicht erlaubt. 

Tickets zum Normalpreis von 15,50 € löst man hier ganz komfortabel am Automaten, der allerdings nur englisch oder französisch „spricht“. Zum 1. Mal profitiert Adriano davon, dass er 61 ist – ab 60 erhält man vergünstigte Seniorentickets für 14 € – man sind wir alt! Für die Innenbesichtigung muss man sich für ein Zeitfenster entscheiden – wir bilden uns ein, dass wir schon in einer halben Stunde um 15:30 am Eingang sein können. Sunny darf nicht mit rein ins Schloss, muss also auf Schorschi aufpassen. Die 2 Stunden, die wir einplanen, sind aber für sie kein Problem. Weil es gerade trocken ist, möchte ich noch schnell im Garten etwas filmen, muss aber rennen, denn dafür habe ich nur noch 10 Minuten Zeit. So, nun können wir rein – dann mal los! Wir bummeln als erstes durch die Galerien über dem Fluss Cher und die zahlreichen Schlaf- und Wohnzimmer. Schlafzimmer gibt es in allen Farben, weiß-rot, blau, rot, nochmal rot – und auch eine Babywiege ist ausgestellt. Im 1. Weltkrieg wurden in der Galerie im 1. Stock 2254 Verwundete gepflegt, während des 2. Weltkriegs verlief die Demarkationslinie zwischen freier und besetzter Zone quer durch das Gebäude und so wurde es oft als Fluchtweg genutzt. 

Danach geht es zum interessantesten Teil – dorthin, wo das Essen zubereitet wurde. Es gibt mehrere Küchen, die mit reichlich Kochgeschirr bestückt sind. Alles aus glänzendem Kupfer – meine Güte, wer putzt das bloß? Auf den Tischen stehen tatsächlich echte Pflanzen, kein Plastik – das sieht sehr schön aus!

Die Gärten

Die großen Gärten sind herrlich anzusehen mit ihren Beeten und symmetrisch angelegten Wegen. Gerade werden die Frühjahrsblumen gegen Sommerblumen getauscht und die Beete sind größtenteils leer, was aber nicht großartig stört. WeEinkeller

Weinkeller

Wie es sich für ein Schloss gehört, gibt es natürlich auch einen Weinkeller mit Probierstube und Verkauf. Ein Fläschchen Weißwein-Cuvée der Medici kaufen wir – wie sich hinterher herausstellt ein großer Fehler, denn der Wein ist wahnsinnig gut und wir hätten mehr mitnehmen sollen.

Labyrinth

Im nahe gelegenen Labyrinth gibt es 2 Eingänge – Adriano und ich wollen ein Wettrennen machen, wer zuerst am Mittelpunkt ankommt, aber…… Die Wege sind vom Regen so überschwemmt, dass man nur mit Gummistiefeln durchkommen würde. Also Abbruch! 

Schlafplatz in St. Georges nur Cher

Wir steuern einen kostenlosen Stellplatz im nur 5 km entfernten St. Georges sur Cher an. Nicht unbedingt schön, aber zweckmäßig  nach dem anstrengenden Tag. Die direkt am Stellplatz ausgewiesene Bäckerei gibt es allerdings nicht mehr; also nichts mit frischen Croissants am nächsten Morgen. 

verzeichnet in P4N: an der D976, N 47°19’36“, E 1°7’31“

Pleiten, Pech und Pannen

Dank eines Abonnententips möchten wir die fantastischen Gärten vom Schloss Chaumont-sur-Loire anschauen. Dies ist mit Hund möglich, aber es gibt nur ein teures Kombiticket Schloss mit Garten – wir müssten also 40 € zahlen, nur um in einem Park spazieren zu gehen. Die Drohne wirft für uns mal wieder einen kurzen Blick aufs Gelände. 

Nächstes Ziel ist das berühmte Schloss Chambord. Entlang der endlosen Anfahrt durch das ehemalige Jagdgebiet wimmelt es von Parkverbotsschildern. Auf dem einzigen offiziellen Parkplatz für Reisemobile kann man nur ein 24h-Ticket lösen für 11 €, also nicht nur kurz das Schloss von außen besichtigen. Als wir direkt am Schloss vorbei fahren, sehen wir, dass fast das komplette Dach mit den schönen Zinnen und Türmen eingerüstet ist. So ist es nicht allzu schade, dass wir nicht aussteigen können. 

Weiter geht es nach Ferté Aubin, einer kleinen Gemeinde in der Region Centre-Val de Loire. Auch hier gibt es ein Schloss am Ufer des Cosson, leider nur am Wochenende geöffnet – heute ist Mittwoch. Die Drohne haben wir natürlich trotzdem hochgeschickt.

Chaumont-sur-Loire
La Ferté-Saint-Aubin

Schlafplatz in Sully nur Loire

Highlight des Tages ist unser Schlafplatz in Sully-sur-Loire und das Abendessen. Der Parkplatz, der nicht in P4N verzeichnet ist, ist ein absoluter Glücksgriff – kostenlos und super ruhig, da das hier eine Sackgasse ist. Auch hier am Ort gäbe es ein Schloss zu besichtigen. Dazu haben wir aber keine Zeit mehr, denn es liegen noch 560 km bis nach Hause vor uns, die wir auf 2,5 Tage aufteilen möchten.

Abschied von der Loire und Fahrt ins Burgund

Kurz hinter Sully kommen wir noch an einem Schloss der ganz anderen Art mit 3 riesigen Türmen vorbei. Es ist das Kernkraftwerk Dampierre, an dem die Straße in allernächster Nähe vorbei führt. Einzigartig, denn in Deutschland sind  die AKW’s großräumig von Zäunen umgeben. Hier sieht man sogar das fließende Wasser in den Kühltürmen. 

Kaum sind wir am AKW vorbei, sehen wir nahe der Stadt Gien Hunderte von Wohnmobilen und Wohnwagen, die auf Wiesen parken. Zuerst denken wir an ein Festival, erfahren dann aber von der Polizei, dass es eins der größten Sinti-und Roma-Jahrestreffen Frankreichs ist. Nach dem starken Regen der vergangenen Tage sind die Böden so aufgeweicht, dass Traktoren die Fahrzeuge aus dem Matsch ziehen müssen.

In Gien verabschieden wir uns vom Loiretal. Der Fluss macht nun einen Knick Richtung Süden – wir aber müssen auf unserem Heimweg weiter in den Osten fahren durchs Burgund. Auf dem Weg liegt die Stadt Auxerre, der wir einen kleinen Besuch abstatten. 

Weiter Richtung Osten durchfahren wir das bekannte Weinbaugebiet Chablis. An diesem Weingut machen wir Halt und wollen probieren. Das ist möglich, aber Filmen darf ich nicht. So richtig schmeckt uns der dortige Weißwein nicht – wir kaufen trotzdem ein Anstandsfläschchen. Kostenlos übernachten könnten wir hier auch, aber wir wollen lieber  noch etwas Strecke machen, damit wir morgen mehr Zeit für unsere letzte große Sehenswürdigkeit haben. 

Altstadt von Auxerre
Altstadt von Auxerre

Abtei Fontenay

Wir besuchen in einem entlegenen ursprünglichen Bachtal die im Jahr 1118 gegründete Zisterzienserabtei Fontenay, die weitestgehend im Originalzustand erhalten ist. Das Kloster, Unesco-Weltkulturerbe seit 1981, war führendes geistliches Zentrum der Region. Die Mönche fertigten wertvolle Handschriften und trugen im Hochmittelalter zu Erfolgen in der Medizin und Heilkunde bei. König Ludwig der 9. ernannte Fontenay zum königlichen Kloster; daher die Lilie im Wappen. 

Einige der Gebäude sind nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Wir beginnen unseren Rundgang bei der Schmiede, einem 53 m langen und 13 Meter breiten Gebäude aus dem 12. Jahrhundert. Die Mönche gewannen Eisenerz aus Stollen umliegender Hügel und stellten Handwerkszeug her, das in der ganzen Region verkauft wurde. Hier kann man einen restaurierten Schmiedehammer sehen, der von einem wassergetriebenen Rad geschlagen wird.. 

Auch die Gartenanlage ist sehr gepflegt – während unseres Besuchs  sind ständig Mitarbeiter mit der Rasen- und Wegepflege beschäftigt. 

Nun kommen wir ins Herzstück der Abtei, dem eigentlichen Kloster. Die Abteikirche ist 66 m lang, knapp 17 Meter hoch und  die älteste erhaltene Zisterzienserkirche. Einige Grabmäler befinden sich hier im Altarraum. 

Das Leben der Mönche war sehr einfach und bescheiden. Sie schliefen geneinsam in einem Schlafsaal mit Strohmatratzen auf dem Boden und hatten im Winter nur einen beheizten Raum, die Wärmehalle. Die Stille und Ruhe dieses Ortes ist spürbar und ich umrunde mehrmals denKreuzgang. 

Es ist wunderschön hier und scheinbar wenig besucht, so dass man die mystische Stimmung fast ganz allein genießen kann. Auf dem Parkplatz vor dem Eingang haben wir übernachtet, so dass wir direkt am frühen Morgen aufs Gelände konnten. 

Luftbild Abtei
Kreuzgang
Schlafsaal der Mönche
Gärten

Route Teil 8

In diesem letzten Teil unseres Normandie-Roadtrips sind wir 715 km gefahren, von Tours bis nach Hause. Insgesamt waren es in den 3 Wochen 3100 km – man könnte es auch als großzügige Umrundung von Paris bezeichnen.

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