Mitte August starten wir zu unserer großen Tour in den Norden Norwegens, die im letzten Jahr leider so abrupt am 1. Tag mit Adrianos Hirnblutung und Not-OP endete.
Dieses Jahr soll es klappen und wir fangen 2 Wochen vorher mit den Vorbereitungen für die 8 Wochen lange Tour an. Schorschi bekommt neue Reifen und wird gründlich geputzt und auch sonst ist einiges anders als bei kürzeren Reisen. Für Sunny muss jede menge Futter eingepackt werden und unser Kaffeekonsum für diese lange Zeit wird erheblich sein. Auch die Schneeketten landen in der Garage – man weiß ja nie!
Unsere Anreise | Streckenverlauf
Am 15.08.geht es endlich los und vor uns liegen lange Fahrtage. Alleine die Durchquerung Deutschlands aus dem äußersten Süden dauert ja schon fast 2 Tage und unser Reiseziel ist von der deutsch-dänischen Grenze noch weit entfernt.
Wir wählen wegen Sunny den Landweg, denn Fährfahrten mit Hund sind nicht unbedingt prickelnd. Entweder muss man den Vierbeiner auf den Schiffen für mehrere Stunden alleine im Camper unter Deck lassen oder sich auf offenem Deck in bestimmten Bereichen aufhalten – kein Spaß bei schlechtem Wetter. Daher geht es über die beiden großen Brücken – die Storebælt- und Øresundbrücke – nach Schweden.
Hier möchten wir gerne auf der E45, dem sogenannten Inlandsvägen, in den Norden fahren, merken aber schnell, dass das Auf und Ab durch die hügelige Landschaft und die Durchfahrt durch Städte viel Zeit kostet. Die haben wir nicht, denn Sunnys Tierarztbescheinugung über die erfolgte Wurmkur ist nur 120 Stunden, also 5 Tage, gültig. Bis dahin müssen wir über die norwegische Grenze sein, was auch gut machbar wäre, wenn nicht noch eine Planänderung dazu käme. Wir sehen nämlich nach 3 Tagen, dass das Wetter auf den Lofoten, unserem 1. großen Ziel, sehr schlecht ist, am Nordkapp jedoch viel besser. Kurzentschlossen kehren wir die Richtung unserer Reise um und machen das ursprünglich als Endpunkt geplante Nordkapp zum Startpunkt. Also ab auf die E4 entlang des botnischen Meerbusens, immer den Countdown von 5 Tagen im Blick.
ACHTUNG!!! Entlang der Fernstraßen gibt es in Schweden jede Menge Radarfallen – hier sollte man sich also an die vorgeschriebene Geschwindigkeit halten. Nett von den Schweden: Sie weisen ca. 100 Meter vorher auf das erlaubte Tempo und die Messung hin. Auch in Google Maps sind die Blitzer in Schweden eingezeichnet – eins der wenigen Länder, in denen dies erlaubt ist. Wir sind mal gespannt, ob zuhause Post auf uns wartet.

Am Nordkapp
Nach 6 Fahrtagen, 50 Stunden reiner Fahrzeit und mehr als 3700 km erreichen wir das Nordkapp und sind erstaunt über den Andrang, der hier außerhalb der Hochsaison noch herrscht. Um diese Zeit – es ist 17:30 – kann man einen Platz in der 1. Reihe vergessen und wir stellen uns ans Ende der 3.. Jetzt ist erstmal Durchatmen angesagt und Kaffeetrinken, bevor wir uns zur Weltkugel aufmachen. Ein magischer Ort, besonders wenn man daran denkt, dass der Nordpol nur noch 2100 km entfernt ist – unglaublich!
An diesem Abend ist das Wetter herrlich und wir erleben einen farbenprächtigen Abendhimmel, der die Stimmung nochmal besonders macht. Danach fallen wir todmüde ins Bett – Adriano schläft wie immer sofort ein, ich komme wegen der starken Windböen erst sehr spät zur Ruhe.
Am nächsten Morgen drehen wir nochmals eine Runde übers Gelände. Es sind noch keine Busse da und so können wir die Zeit relativ alleine und ungestört genießen. Das Ticket für den Parkplatz läuft um 12 Uhr ab und so wird es auch langsam Zeit aufzubrechen.


Infos zum Nordkappbesuch
Wenn man direkt am Gelände parken und übernachten möchte, kostet dies für Wohnmobile 175 NOK; die Ausfahrt muss bis 12 Uhr am Folgetag erfolgen. Jede Person zahlt 17 NOK und kann in dieser Zeit das Außengelände so oft man möchte betreten. Stromanschlüsse gibt es nicht, Frischwasser kann am Personalgebäude kostenlos entnommen werden. Die Entleerung von Grau-. und Schwarzwasser ist nicht erlaubt.
Das Besucherzentrum mit Nordkappfilm und Ausstellung kostet extra Eintritt – 330 NOK/Person – und öffnet morgens um 11 Uhr. Die Schlusszeiten ändern sich von Saison zu Saison. Negativ: Auch in den Souvenirshop und die Cafeteria kommt man nur nach Zahlung dieser Eintrittsgebühr – für uns vollkommen unverständlich (man überlegt aber scheinbar, dies künftig zu ändern). Wenn man so wie wir erst recht spät ankommt, dann zunächst das Außengelände anschaut und am gleichen Abend zu müde für das Besucherzentrum ist, dann hat man am nächsten Tag nur 1 Stunde Zeit dafür, denn um 12 Uhr muss man ja vom Parkplatz runter. Dafür waren uns 30 € pro Person dann doch zuviel.


Die Sache mit dem nördlichsten Punkt
Nach Verlassen des Nordkapps kommen wir 6 km später an dem Parkplatz vorbei, von dem aus viele zu einem Punkt laufen, der nicht wie oft behauptet der nördlichste Punkt Europas ist. Er liegt zwar 1400 Meter weiter nördlich als das Nordkapp, aber ebenso auf der Insel Mageroya (und die norwegische Inselgruppe Spitzbergen liegt noch viel weiter im Norden). Die Wanderung dorthin ist 8 km lang, führt über Geröll und dauert 6-7 Stunden hin und zurück.
Der echte nördlichste Punkt Festlandeuropas, Kinnarodden, liegt knapp 70 km östlich vom Nordkap und ist ebenfalls nur nach einem Fußmarsch von 16 km Länge zu erreichen.
Das Nordkapp ist und bleibt somit der nördlichste Punkt Europas, den man vom Festland aus auf dem Straßenweg erreichen kann – heute dank des Nordkapptunnels (früher Fähre).
Besuch in Honningsvåg
Für uns geht es nun nach Honningsvag, seit der Verleihung der Stadtrechte 1996 nördlichste Stadt Norwegens – vorher war das Hammerfest. Hier parken wir im Zentrum, denn eine Mitarbeiterin am Nordkapp hat mir freundlicherweise gesagt, dass ich Nordkapp-Souvenirs auch in einem Shop direkt neben der Tourist-Info kaufen kann. Wir werden fündig – Adriano bekommt eine Mütze und ich ein Stirnband. Während wir in einem Café am Hafen unsere 1. Zimtschnecke kaufen, läuft das kurz zuvor angekommene Kreuzfahrtschiff ‚Mein Schiff 3‘ wieder aus. Merkwürdig und Adriano möchte wissen, warum? Er fragt in der Touristinfo nach, in der uns die Mitarbeiterin erzählt, dass vor Jahren ein Kreuzfahrtschiff bei starkem Wind vor die Pier gedrückt wurde und ein großer und teurer Schaden entstand. Deshalb hat der Kapitän wohl heute bei diesem Wetter abgedreht und ankert lieber vor der Stadt 😉.


Stellplatztipp nahe Nordkapp / auch nur zur V/E
100 km entfernt vom Nordkapp gibt es einen sehr schön angelegten und recht neuen Stellplatz mit allem, was der Camper so braucht. Müllcontainer, Ver- und Entsorgung, sogar Toiletten sind vorhanden, und das alles gratis. Die 15 Plätze sind sehr begehrt und daher hat man vermutlich selten das Glück, hier Platz zu finden. Einzig die Grauwasserentleerung ist etwas umständlich, weil es keinen Bodenabfluss gibt (das ist bei den meisten V/E-Stationen hier im Norden so). Wir machen dies dann immer über die Toilettenkassette (bei uns nur für Flüssiges; Festes wandert bei uns in die Flexaport). Die passt bei uns unter den Abfluss, kann mit knapp 19 Liter befüllt und dann einfach in den Ausguss entleert werden. 3 mal voll machen und unser Grauwassertank ist so gut wie leer (viel einfacher als. mit einem Eimer).


