Der 2. Teil unserer Norwegen-Tour führt uns in die zweitgrößte Stadt Norwegens, nach Bergen. Von da aus geht es über 2 nationale Touristik-Routen zur Hochebene Hardangervidda und ins Aurlandfjellet, das uns im Juni noch mit meterhohen Schneewänden entlang der Straße begrüßt.

04.06. Steinsdalsfossen und Bergen
Nach einer recht ruhigen Nacht am Rastplatz Hereina ist unser Tagesziel die Stadt Bergen (4 Stunden Fahrzeit) und wir fahren bei sonnigem Wetter weiter auf der Hardanger-Route Richtung Jondal. Hier bringt uns die Fähre auf die andere Seite des Fjords nach Tørvikbygd. Für uns ganz neu: es ist eine Elektrofähre, die ganz ruhig übers Wasser brummt. Kein Gestank mehr nach Diesel und kein Dröhnen der Schiffsmotoren. Norwegen war 2015 das 1. Land weltweit, das eine Elektrofähre einsetzte in Kooperation mit Siemens.


Steinsdalsfossen
Auf dem Weg nach Bergen kommen wir dann auf der Hauptstraße zufällig am Steinsdalsfossen vorbei. Großer kostenloser Parkplatz, Wasserfall auch ohne Eintritt begehbar -. also nichts wie hin. Die Fallhöhe ist zwar nicht gewaltig wie wir das schon an anderer Stelle gesehen haben, aber der Clou hier ist, das man auf einem Weg hinter dem Wasserfall herlaufen kann. Das Nasswerden hält sich aber in Grenzen und auch die Filmausrüstung bleibt trocken.


Und die weitere Strecke überrascht uns nochmals mit einem weiteren Wasserfall, dem Fossen Bratte, den man glatt übersehen würde, wenn da nicht so viele Autos am Straßenrand parken würden.
Bergen
Am Nachmittag erreichen wir dann endlich Bergen und passieren zunächst den Fährhafen mit den großen Kreuzfahrtschiffen. Der Anleger gleicht eher einem Rummelplatz, denn direkt am Kai ist eine große Kirmes aufgebaut. Dem ganzen die Krone setzen aber die Menschenmassen auf, die sich im alten Hafenviertel Brägen auf der Straße und in der Außengastronomie tummeln. Man sieht kaum die Gehwege, so viele Leute sind dort unterwegs. Mit etwas Unbehagen steuern wir unseren Parkplatz auf der anderen Hafenseite an, von wo aus es nur 10 Minuten ins Getümmel sind.
Auf dem Weg schauen wir schnell in den Fischmarkt hinein, in dem es aber auch internationale Käsespezialitäten zu kaufen gibt. Greyerzer für 90 €/Kilo – Schnäppchen!


Und dann stehen wir vor der alten Häuserzeile, die man von so vielen Fotos und Fernsehberichten kennt. Leider liegen die Schiffe immer noch vor Anker und uns fehlt ehrlicherweise die Lust, uns durch die Leute zu schieben. Wir schlendern lieber in die abgelegenen Gassen und entdecken hier tatsächlich das andere Bergen, gemütlich und beschaulich. Im Internet lese ich, dass der Stadtrat von Bergen 2019 mal versucht hat, die Anzahl der Schiffe auf 3 mit 9000 Passagieren zu begrenzen. Es fehlt leider die Info, ob er das geschafft hat – 9.000 Leute fänden wir immer noch zu viel. Die Anwohner, die das von April bis Oktober jeden Tag erleben, tun uns irgendwie leid.


Nach 2 Stunden haben wir auf jeden Fall genug gesehen und wollen zur Übernachtung wieder ins Hinterland fahren. Fit genug sind wir und so schaffen wir es am Abend noch bis nach Voss – guter Ausgangspunkt für den nächsten Tag zur Fahrt ins Hardangervidda. Hier finden wir allerdings keinen schönen Parkplatz mit P4N, sondern müssen mit dem Asphaltplatz vor dem Campingplatz Vorlieb nehmen. Aber es ist ruhig und wir können gut schlafen – das ist die Hauptsache.
05.06. Hardangervidda und Aurlandfjellet
Besser könnte das Wetter nicht sein – perfekte Voraussetzungen für die heutige Tour durch das Hardangervidda. Auf dem Weg dorthin nehmen wir mal wieder einen Wasserfall mit – den Skjervsfossen bei Granvin. Aufhalten wollen wir uns hier aber nicht zu lange, denn es liegt noch eine ganz schöne Strecke vor uns.


Kurz vor Überquerung des Hardangerfjords fahren wir durch einen Tunnel, der – für uns neu – einen blau beleuchteten Kreisverkehr hat, in dem wir uns etwas wie im Science-Fiction-Film fühlen. Wir wählen die Ausfahrt Richtung Oslo und passieren direkt hinter der Tunnelausfahrt die Hardangerbrücke mit imposanten Pylonen, die wegen der großen Wassertiefe des Fjords (500 m) an Land gebaut werden mussten.


Direkt am Ende der Brücke geht es abermals in einen Tunnel, bevor es nach der Durchfahrt durch das Städtchen Eidfjord ansteigt zum Hardangervidda. Unerwartet und ungeplant liegt an der Strecke der Vøringsfossen, ein wirklich sehr spektakulärer und bekannter Wasserfall. Touristisch sehr gut erschlossen mit riesigen Aussichtsplattformen und einer waghalsigen Metallbrücke, auf der man zu Fuß den Wasserfall überquert. Hier verbringen wir fast 2 Stunden in dem großen Gelände, bevor wir uns zu unserem eigentlichen Tagesziel aufmachen.



Hardangervidda
Die Landschaft wird immer karger, je weiter wir in die Hocheben fahren. Aus Schneeresten werden große Schneeflächen, die Seen sind noch zugefroren. Die gut ausgebaute Straße bietet immer wieder Haltebuchten zum Fotografieren und Filmen.


Nach ca. 2 Stunden erreichen wir die Stadt Geilo, in der wir ver- und entsorgen. Es ist noch früh genug und so beschließen wir, noch Richtung Aurlandsfjellet zu fahren. Die Rv50 führt uns durch eine wunderschöne Landschaft und wir halten kurz in Hol, weil es an der Straße eine alte Stabkirche zu bestaunen gibt. Leider ist sie verschlossen, so dass eine Innenbesichtigung nicht möglich ist.


Aurlandsvangen und Stegastein
Traumhaftes Wetter – sowieso hell genug – also bleiben wir nicht am Aurlandsfjord, sondern fahren tatsächlich noch hoch ins Aurlandsfjellet. In Aurlandsvangen hat man die Wahl: entweder man fährt die nationale Touristikroute auf die Hochebene oder anwählt den längsten Straßentunnel der Welt, den Lærdalstunnel mit gut 24 km. Dieser ist wohl alleine schon wegen der Lichtinstallationen eine Durchfahrt wert, außerdem gibt es wohl auch unterwegs Punkte, an denen man „aus dem Tunnel“ rausschauen kann, aber uns ist dann die Landschaft entlang der Touristikroute doch lieber.


Die Straße führt ab Aurlandsvangen schnell in die Höhe; enge Kurven, manchmal nur einspurig, größere Wohnmobile stoßen hier sicherlich an ihre Grenzen. Mit dem Kasten ist es aber ein Kinderspiel und so erreichen wir schon sehr bald den Aussichtspunkt Stegastein, eine Stahl-Holzkronstruktion, die sich über den Abgrund zum Fjord schiebt und am Ende zur Sturzsicherung eine Glasscheibe hat. Ist nicht jedermann Sache, bis dorthin zu gehen – als wir da sind, ist sowieso kein Platz, weil viele zum Sonnenuntergang hierher gekommen sind. Deshalb gibt es für uns auch nicht die Knallerfotos, die es bei Einsamkeit geben könnte, zumal die Sonne schon so tief steht, dass der Fjord größtenteils im Schatten liegt-


Aurlandsfjellet
Nachdem wir die steile Auffahrt gemeistert haben, sind wir überwältigt von dem Reiz und der Einsamkeit des Hochplateaus. Wenige Stunden zuvor fuhren wir ja noch durch das Hardangervidda, aber dies hier topt das nochmals. Der Schnee ist nochmals höher, die Farben wegen der untergehenden Sonne intensiver – es passt einfach alles!




Schlafplatz
Dort oben hätten wir ewig bleiben können, so schön ist es!!! Aber irgendwann ruft dann dich mal das Bett und wir begeben uns auf die Suche nach einem Schlafplatz. Dies aber nicht in der Höhe, sondern nach der Abfahrt runter zum Sognefjord.Kurz hinter Lærdalsøyri gibt es in P4N einen Parkplatz direkt am Fjord, den wir ansteuern. Heute sind wir so spät dran (21:30), dass wir beinahe keinen Platz mehr finden – Stoßstange an Stoßstange stehen die Womos am Uferrrand. Aber für unseren 6,40 langen Kasten ist noch Genua eine Lücke frei Richtung Sonnenuntergang – wieder mal riesiges Glück gehabt. Schnell die Stühle raus, Weinflasche geköpft und auf den Traumtag angestoßen. Nebenbei natürlich gefilmt ohne Ende und Drohnenflug absolviert. Essen müssen wir auch noch, aber as muss warten, bis sich die filmreife Kulisse verabschiedet hat.



