Nach unserem kurzen Aufenthalt am Nordkapp, dem 1. großen Ziel unserer Reise, geht es nun südwestlich Richtung Lofoten weiter. Allerdings nicht auf dem kürzesten und schnellsten Weg, sondern mit einigen Stopps und Abstechern.

Landschaftsroute Havøysund
20 km hinter dem Stellplatz, den wir euch am Ende des letzten Videos bzw. Blogs empfohlen haben, geht es für uns in Smørfjord auf die RV889 nach Havøysund an der Barentssee. Ein 67 km langes Teilstück dieser Straße ist eine der 18 sogenannten norwegischen Landschaftsrouten, die an einem speziellen Zeichen zu erkennen sind. Die Aussichtspunkte, an denen wir stoppen (Storberget und Selvika) sind jetzt nicht spektakulär, aber immer wieder toll zu sehen, wieviel Mühe sich die Norweger geben, diese Strecken noch aufzuwerten. Notwendig ist dies angesichts der imposanten Landschaft aber nicht. Entlang der Straße wimmelt es von Rentierherden, die sich durch vorbei fahrende Fahrzeuge überhaupt nicht irritieren lassen.
Nach unserer Übernachtung am Rastplatz Selvika (sehr ruhig trotz Straße) geht es am nächsten Morgen ins Städtchen Havøysund, das wir uns viel kleiner vorgestellt haben. Unser Ziel, irgendetwas mit Glaskunst in einem Gebäude, finden wir erst nach einer halben Stunde kleiner Irrfahrt, denn wir wissen nicht, dass wir dem braunen Hinweisschild mit der Aufschrift Kunstbygg folgen müssen. Irgendwann geht aber auch uns ein Licht auf und wir können direkt vor dem unscheinbaren Gebäude parken, denn es ist überhaupt nichts los hier.
Die beiden Glasobjekte wiegen jeweils 4,9 Tonnen. Der Raum soll Stille in dieser vom Wetter geprägten Landschaft verströmen, in der die Mitternachtssonne, Nordlichter und lange dunkle Winter immer wieder neue Stimmungen erzeugen. Die fensterlosen Wände sind mit gepressten Torfquadern verkleidet, die die großen Temperaturunterschiede der Jahreszeiten etwas ausgleichen. Nur im Dach gibt es Lichtöffnungen, die je nach Tageszeit die Glasobjekte unterschiedlich beleuchten. Besonders im bläulichen Glas spiegelt sich der Dachstuhl schön. Zurück geht es dieselbe Strecke, denn in Havøysund ist Sackgasse.


Nordlichtkathedrale in Alta
Spätabends erreichen wir Alta, wo eine ganz besondere Kirche im Lichtermeer auf uns wartet. Die Nordlichtkathedrale ist wirklich einen Besuch wert, auch am Abend wird sie wunderschön angestrahlt und Nachtaufnahmen machen riesig Spaß. Am nächsten Morgen stehen wir pünktlich zur Öffnung um 10 Uhr an der Kasse und kaufen ein Ticket für Kirche und Ausstellung. Das ist unbedingt empfehlenswert, denn zur Ausstellung über Nordlichter gehört ein 10-minütiger Film mit den besten Zeitrafferaufnahmen von Polarlichtern, die wir je in unserem Leben gesehen haben. Der Innenraum der Kirche selbst ist sehr futuristisch gestaltet und besticht besonders durch aufwändige Lichtinstallationen an den Wänden. Ticketpreis Kirche + Ausstellung 120 NOK, nur Kirche 60 NOK (Ausstellung geht nicht alleine, also immer Kirche + Ausstellung).
Besichtigung Kathedrale und Besuch der Ausstellung nur zwischen 10 und 14 Uhr möglich!!!
Parken + Übernachten auf großem Parkplatz direkt bei der Kirche nachts kostenlos, Mo – Fr 10 – 20 Uhr max. 120 NOK (30 NOK/Stunde), Sa 10- 18 Uhr, So frei




Fahrt nach Tromsø
Auf der gut ausgebauten E6, die zum größten Teil direkt am Wasser entlang führt, kommen wir schnell voran und fahren beinahe achtlos über die Sørstraumenbrücke. Zum Glück sehen wir aus den Augenwinkeln den starken Gezeitenstrom und halten kurz an. Es ist wirklich beachtlich, mit welcher Macht die Flut in den Fjord hineindrückt – in ein paar Stunden bei Ebbe läuft das Spielchen in die andere Richtung. Parken kann man hier allerdings kaum – wir haben uns für ein paar Minuten hinter der Brücke auf einen Schotterweg gestellt und entdecken erst beim Wegfahren ein Schild. mit der Aufschrift ‚Danger – Hunting Area – Keep off‘! Lieber schnell weg hier!


Tromsø
In Tromsø landen wir zuerst bei der Eismeerkathedrale. Mit dem Parken haben wir Glück – direkt bei der Kirche ist noch eine Lücke auf dem kleinen Parkplatz frei. Die Kirche hat ihren Namen der Bauform zu verdanken, denn die mit Aluminium beschichteten Betonplatten sollen an übereinander liegende Eisplatten erinnern. Bischofssitz ist sie nicht, wird aber trotzdem Kathedrale genannt. Ins Innere kann ich nur ganz kurz einen Blick von der Tür aus werfen, denn heute am Sonntagmorgen findet ein Gottesdienst mit Taufe statt und die Gäste kommen gerade an – viele in schönen norwegischen Trachten.
Also geht es für uns weiter in die Stadt, in der sich auf der Storgata, der Hauptstraße, viele hübsche Holzhäuser finden lassen. Der Anblick wird leider etwas getrübt, denn zur Zeit ist die Mitte der Straße eine einzige Großbaustelle. Und die hochgelobten mit Streetart verzierten Hauswände können wir auch nicht finden – selbst Mitarbeiter eines Souvenirshops haben davon noch nie gehört und schütteln ratlos den Kopf. So schauen wir einfach im Hafen dem einlaufenden Hurtigrutenschiff zu und beschließen, im Abendlicht wegen der Beleuchtung nochmals zur Eismeerkathedrale zu fahren.


Sommarøy
Heute reißt die Wolkendecke auf und wir fahren ins 67 km entfernte Sommarøy, einem Ausflugsziel für viele Tromsøer. Die Insel ist ein Traum – Karibikstrände mit türkisfarbenem Wasser und feinen Sandstränden – wir können uns nicht satt sehen und brauchen Stunden für die Foto- und Filmaufnahmen. Zu schnell geht die Zeit vorbei und der angekündigte Wetterumschwung setzt ein. Also schnell zum Schlafplatz fahren, Heizung einschalten und das schlechte Wetter aussitzen.

