Roadtrip Norwegen Teil 3 | Faszination Senja

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Wir sind erst 7 Tage in diesem Land unterwegs, aber die Eindrücke sind so vielfältig und gewaltig, dass es sich wie 3 Wochen anfühlt. Nach dem herrlichen Sommaroy sind wir abends nur noch zum 5 km entfernten Fährhafen Brensholmen gefahren. Während das Abendessen in der Pfanne brutzelt, sehen wir der letzten Fähre vor dem schönen Abendhimmel zu und wissen noch nicht, was uns in dieser Nacht bevorstehen wird. Es kommt ein mächtiger Sturm auf mit Windböen > 80 km/h und der Camper wird hin- und hergeschüttelt. Adriano schläft trotz allem, aber ich bekomme kein Auge zu – auch Sunny ist unruhig. Zwischendurch google ich sogar, ob bei dieser Windstärke ein Kastenwagen umkippen kann 🙃 (ganz ausgeschlossen ist das wohl nicht). Auch der nächste Tag bringt keine Besserung, ich mag bei diesem Wetter nicht auf ein Schiff und so beschließen wir, am Fährhafen eine weitere Nacht zu verbringen, bevor wir nach Senja übersetzen. Hier ist immer was los, zumindest tagsüber zu den Fährzeiten, und man kann jede Menge Wohnmobile bestaunen.

Die „Katastrophe“ mit der Kaffeemaschine

Die Kapselmaschine, die uns seit fast 4 Jahren treue Dienste geleistet hat und aus der sicher schon 3.000 Kaffee geflossen sind, gibt ihren Geist auf – natürlich „passend“ am Anfang der Tour und nicht am Ende. Unten kommt mehr Wasser raus als in die Tasse hinein läuft und so müssen wir tatsächlich auf löslichen Kaffee umsteigen. Kein Weltuntergang, aber auch nicht gerade ein Genuss. An solchen Regentagen merken wir das besonders, wenn der Kaffeekonsum erheblich steigt 😉.

Überfahrt nach Senja

So ganz überzeugend ist auch heute das Wetter noch nicht. Trotzdem wollen wir mit der Autofähre nach Senja übersetzen, der zweitgrößten Insel Norwegens. Das dauert nur eine gute Stunde, erspart uns aber einen ganzen Fahrtag mit einem Umweg von rund 200 km über die Brücke bei Finnsnes. Touristisch ist Senja noch relativ unerschlossen, aber es gibt eine 102 km lange nationale Landschaftsroute, die uns an vielen schönen Punkten vorbeiführen wird. Wir nehmen die Mittagsfähre und fahren gleich nach unserer Ankunft in Botnham noch ein kleines Teilstück der nationalen Landschaftsroute Richtung Husøy. Trotz des immer noch trüben Wetters können wir erahnen, wie schön die Landschaft ist. Am Nachmittag regnet es aber ohne Unterbrechung und wir suchen uns direkt am Fjord mit Blick auf den berühmten Berg Segla einen Schlafplatz. Den Segla sehen wir allerdings immer nur kurz, denn meistens liegt er in den tief hängenden Regenwolken.

Vergleich Fähre – Landweg nach Senja aus Richtung Norden
Fährhafen Brensholmen

Die nationale Landschaftsroute Senja

Heute jagt ein Highlight das Nächste. Entlang der Touristikroute bieten sich ständig wunderschöne Ausblicke und wir kommen aus dem Schwärmen kaum raus. 2 architektonisch gestaltete Toilettenanlagen liegen auf dem Weg, aber der Aussichtspunkt Tungeneset hat es besonders in sich. Schon vom Parkplatz sieht man die Teufelszähne – ein Gebirgsmassiv mit markanten Spitzen. Ein Holzweg führt zu glatt geschliffenen Felsen am Meer, in denen sich Wasser gesammelt hat. in diesen „Pfützen“ spiegeln sich heute die Zacken der Teufelszähne und wir können uns von dem Anblick nicht losreißen. Die Sonnestunden heute sind aber begrenzt und so heißt es weiter zum nächsten Aussichtspunkt Bergsbotn, bevor es weitergeht zu einem Ort, der abseits der nationalen Landschaftsroute liegt.

Landschaftsroute Senja
Die „Teufelszähne“

Lost Place Fort Skrolsvik

Die Fahrt nach Skrolsvik kostet uns mehr als eine Stunde und führt über einen Abschnitt von ca. 10 km (Fv228) über eine schreckliche Buckelpiste. Tiefe Schlaglochkrater über die gesamte Fahrbahnbreite, denen man kaum ausweichen kann, machen die Fahrt für den Camper und Sunny (ihr ist die extreme Wackelei unheimlich) zu einer Herausforderung.

Die Küstenbatterie Skrolsvik ist ein Lost Place auf Senja. 1941 im 2. Weltkrieg wurde sie von den deutschen Besatzern als Teil des Atlantikwalls errichtet. Bis 1989 nutzte sie die norwegische Marine für die Küstenwache – dann wurde die Anlage geschlossen, aber nicht zurückgebaut. Sogar Geschütze stehen hier noch rum und man kann sich in den herunter gekommenen Bunkeranlagen, von denen viele frei zugänglich sind, regelrecht verlaufen. Aber Achtung: Warnschilder sind ein Zeichen dafür, dass das nicht ganz ungefährlich ist. Was in Deutschland undenkbar wäre (TÜV und Sicherheitsbestimmungen für öffentlichen Raum), findet man hier in Hülle und Fülle. Unbeleuchtete unterirdische Gänge mit jeder Menge Stolperfallen, herab fallende bröckelnde Deckenstücke und Eisenstangen, an denen man sich hervorragende den Kopf stoßen kann – all das ist nichts für mich mit Sunny und wir bleiben draußen. Adriano wagt sich kurz in einen der Bunker, aber nach einer Stunde haben wir genug von Kriegserinnerungen und fahren dieselbe Strecke wieder zurück. Die Buckelpiste wird uns erneut extra Zeit kosten und einkaufen müssen wir auch noch. Also schnell los, denn um 19 Uhr wollen wir in Gryllefjord sein. Warum? Das erzähle ich euch gleich. 

Batterie Skrolsvik

Fähre Gryllefjord – Andenes

In Gryllefjord kann man im Sommer (im Jahr 2024 bis 25.09.) mit der Fähre nach Andøya übersetzen. Diese Insel gehört zur Gruppe der Vesterålen und liegt für uns auf dem Weg zu den Lofoten. Da das Wetter auf Senja die nächsten 2 Tage sehr schlecht aussieht, auf Andøya aber die Sonne scheint, hält uns hier nichts mehr. Um 19 Uhr geht die letzte Fähre und bei unserer Ankunft um 18:30 erwischen wir den letzten Platz in der Spur 5 am Fährhafen. Wenn das nicht klappen sollte mit dieser Fähre, müssten wir bis 11 Uhr am Folgetag warten. Es läuft aber alles reibungslos – sogar nach uns kann noch ein Nachzügler mit seinem Womo hinter uns aufs Schiff fahren. Oben an Deck haben wir nochmals einen schönen Blick auf Senja und in Richtung Westen verwöhnt uns die Überfahrt mit einem tollen Sonnenuntergang am Abendhimmel.

Es ist schon spät und so bleiben wir einfach auf einem Schotterplatz beim Fährhafen in Andenes. Auch hier ist nachts nichts los, so dass man sehr gut schlafen kann.