Roadtrip Norwegen Teil 4 | Stilles Andøya

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Andoya gehört zu den Vesterålen, eine Region nordöstlich der Lofoten, und ist in großen Teilen noch sehr untouristisch, bietet aber eine atemberaubende Landschaft mit wunderschönen Stränden. Mit der Fähre sind wir von Gryllefjord auf Senja nach Andenes auf die Insel Andøya gefahren. und haben nach der späten Ankunft in Andenes einfach am Hafen übernachtet. Bei der Routenplanung muss man berücksichtigen, dass die Fähre nur in den Monaten Mai bis September fährt. Der schnellste Landweg auf der E6 und E10 ganz ohne Fähre bedeutet 440 km Umweg nach Andenes. 

Andenes

Manche sagen, dass man nach Andenes nur wegen der Walsafaris kommt und es sonst nichts zu sehen gibt. Wir finden den Ort allerdings wirklich hübsch – schöne Holzhäuser säumen die Ortsstraßen und einige Restaurants und Cafés laden zu einem Besuch ein. Wir fahren zum Leuchtturm, den man besteigen könnte, was wir aber mit Sunny nicht machen. Die Aussicht von dort auf die Küste ist aber wunderschön und Adriano ist schon startklar mit der Drohne, als wir ein Schild sehen, dass auf ein Drohnenverbot hinweist. Es gibt hier einen Militärflughafen und da bekommt man die Drohne noch nicht mal ansatzweise in die Luft, was ja auch richtig so ist. Also machen wir uns auf den Weg Richtung Südwesten, aber nicht ohne einen Stop bei einer Tankstelle. Adriano hat nämlich einen Super-Dieselpreis entdeckt (18,99 €) und 25 Liter passen schon wieder rein in den Tank 😄!

Blick vom Leuchtturm
Drohnen-Flugverbotszone

5 km hinter südwestlich von Andenes kommt man beim Raumfahrtzentrum Andoya Space vorbei. Seit 1962 wurden hier zur Höhenforschung fast 1000 Raketen ins Weltall abgefeuert. Seit neuestem entstehen Startplätze für die Orbitalrakete des deutschten Unternehmens Isar Aerospace. Wer sich also für den Weltraum und Nordlichtforschung interessiert oder mit Kindern unterwegs ist, für den könnte sich ein Besuch hier im Besucherzentrum definitiv lohnen – der Eintritt ist allerdings nicht gerade günstig (ab 245 NOK/Erwachsener). Interessante Infos zu der neuen Abschussbasis habe ich in einem Artikel vom Polarkreisportal gelesen.

https://polarkreisportal.de/der-wettlauf-in-den-weltraum-bleibt-spannend

https://polarkreisportal.de/norwegen-andoya-drohnenbasis-und-satellitenstation

Bleik

Eine der Hauptattraktionen von Bleik ist sicher der Vogelfelsen Bleiksøya, den wir schon die ganze Zeit sehen und der 1 km vor der Küste liegt. Er steht unter Naturschutz, weil jedes Jahr ab Mitte April hier Tausende von Papageientauchern brüten , aber auch andere Seevögel. Bis Ende Juli ist der Zutritt zur Insel daher nicht erlaubt, aber es werden Bootstouren angeboten, um die putzigen Vögel aus sicherer Entfernung zu beobachten. Jetzt Ende August lohnt sich das nicht mehr, denn die Vögel bleiben bis maximal Mitte August. 

Wir parken am Ortsrand von Bleik, um uns den Strand mit Blick auf Bleiksøya anzusehen, der schon mal die Auszeichnung ‚schönster Strand Norwegens’ erhalten hat. Man könnte eine Naturstraße gegen eine kleine Spende auch noch 1,8 km weiter fahren, aber wir möchten bei dem Wetter lieber etwas laufen gehen. 

Dieser Spaziergang ist ein absoluter Traum. Türkisfarbenes Wasser mit feinem weißen Sandstrand, dazu Wellenrauschen und außer uns kaum keine Menschenseele unterwegs – das ist Entspannung pur! Wir können uns nur sehr schwer von diesem Ort trennen, aber der Kaffeedurst ist groß und so fahren wir mit Schorschi zum Hafen von Bleik, um dort eine kleine Pause zu machen. 

Strand mit Vogelfelsen Bleiksøya
Bleikstranda

Rastplatz Bukkekjerka

Letzte Sehenswürdigkeit dieses Tages ist die Toilette am Rastplatz Bukkekjerka und die ist wirklich ganz speziell. Von außen ist sie Komplet mit Spiegelglas verkleidet, was alleine schon toll aussieht mit den Reflexionen der Umgebung. Wenn man dann die Tür öffnet, ist man sprachlos. Vom großen Toilettenraum kann man durch die Spiegelfront aufs Meer schauen und die Leute sehen, die Frauen vorbei laufen. So etwas gibt es sicher nicht oft auf der Welt – norwegischer Einfallsreichtum halt. Natürlich kontrollieren wir, ob man von außen wirklich nicht reinschauen kann – alles TOP!

20 km hinter dem Rastplatz Bukkekjerka endet die Landschaftsroute und kurz danach gehen wir Freisteher in Risøyhamn tatsächlich auf einen kostenpflichtigen Stellplatz. Warum? Das erkläre ich euch jetzt. 

Blick aus der Toilette hinaus aufs Meer
von außen nichts zu sehen

Stellplatz in Risøyhamn

Bei einer so langen Tour wie dieses Mal ist es einfach nicht möglich, genug Kleidung mitzunehmen. Also ist nach jeweils ca. 2 Wochen Wäschewaschen angesagt und das es in Norwegen so gut wie keine Waschsalonkultur gibt, schon gar nicht im äußersten Norden, müssen wir auf einen Camping- oder Stellplatz mit dementsprechendem Angebot. Leider haben nicht alle dieser Plätze auch einen trockner oder die Waschmaschinen sind laut Bewertungen bei P4N schmutzig bzw. riechen schlecht. Hier in Risoyhamn gibt es eine Ferienanlage, die auch Stellplätze anbietet und die Option, das Servicegebäude mit 3 Waschmaschinen und Trocknern zu nutzen. Eine Einheit, also Wama + Trockner kostet 50 NOK, was sehr günstig ist. Zudem sind die Maschinen und der Raum in einem tadellosen sauberen Zustand und da nichts los ist, kann ich 2 Maschinen parallel laufen lassen und die Aktion sollte in 2 Stunden beendet sein.

Nicht nur die Maschinen drehen ihre Runden, auch wir und zwar über die Anlage, die direkt am Risoysund liegt. Risoyhamn ist der kleinste Anlegehafen der Hurtigruten-Schiffe, die wir aber heute nicht sehen werden, denn das südgehende Schiff war heute Vormittag da und das nordgehende kommt mitten in der Nacht um halb fünf vorbei. Schönen Blick von hier aus hat man auf die Andoyabrücke, die zur Nachbarinsel Hinnoya führt und somit die Anbindung ans Festland herstellt.. 

Auf dem Gelände finden wir Sauna und Grill – vermutlich nur für die Mieter der Unterkünfte gedacht. In einer Küche neben dem Grillplatz zerlegen einige gerade Berge an Fangfisch und jetzt erschließt sich uns auch die Hauptkundschaft für die Unterkünfte. Wir sehen Männergruppen, die in die bereit stehenden Boote steigen und hinaus fahren. Meine Recherche ergibt, dass sogar in Deutschland spezielle Angelreisen hierher angeboten werden. Woran man das auch sieht? An der Wertstoffsammelstelle im Hof gibt es eine Extra-Sammelbox für deutsche Bierdosen 😂.

Mein 1. Elch

Während ich Wäsche wasche, herumschleiche und filme, erzählen mir Stellplatznachbarn, dass auf dem Nachbargrundstück ein Elch im Garten steht und sein Abendessen kaut. Zeit, das Teleobjektiv zu holen, habe ich nicht und mit dem Weitwinkel kann das nichts Gescheites werden. In der Nachbearbeitung habe ich das für mich Machbare herausgeholt und zeige euch jetzt die Aufnahme – ihr könnt ja mal schauen, ob ihr ihn anhand meiner Markierung vor den dunklen Büschen sehen könnt. 

Infos zum Stellplatz Risøyhamn

350 NOK incl. Strom, zahlbar über eine App

100 NOK pro Einheit Wäsche (Waschmaschine + Trockner)

Frischwasser und eine Spülecke sind vorhanden, ebenso ein Ausguss für die Kassettenentleerung (kein Bodenabfluss für Grauwasser) sowie eine vorbildliche Müllentsorgung.

Ausblick auf die weitere Tour

Es ist eine wunderschöne Landschaft, durch die man hier auf den Vesterålen fährt. Manche von euch wundern sich vielleicht, warum wir nicht noch länger bleiben. Ganz einfach: es ist eine Schönwetterperiode angekündigt mit 3 sonnigen Tagen am Stück, die wir gerne auf den Lofoten verbringen möchten. Unsere Wetter-App hat bisher fast auf die Stunde genau gestimmt und es war immer eine gute Entscheidung, die Route danach auszurichten. 

10 Tage sind wir mittlerweile in Nord-Norwegen unterwegs  und haben knapp 1.600 km zurückgelegt. 3 Regentage mussten wir aussitzen, die anderen 7 Tage konnten wir bei Sonnenschein genießen, für Norwegen ein wahnsinnig guter Schnitt. 

Weit ist es nicht mehr bis zu unserem Sehnsuchtsziel, aber das seht ihr erst in der nächsten Folge. Bis dann!