Roadtrip Norwegen Teil 8 | Traumstraße Helgelandskysten

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Ab Saltstraumen, dem größten Gezeitenstrom der Welt, liegt nun eine Strecke vor uns, auf die wir uns besonders freuen – die Landschaftsroute Helgelandskysten (oder auch Kystriksveien), die mit ihren 433 km die längste ist. Entlang der Atlantikküste geht es auf der Fv17 durch viele Tunnel und auf 6 Fähren über den Polarkreis Richtung Süden. Wir hoffen auf zumindest trockenes Wetter und der 1. Tag sieht morgens schon mal vielversprechend aus. 

Fahrt auf der Fv17 zum Svartisen-Glescher 12.09.24

Bei Traumwetter fahren wir 4 Stunden an Fjorden entlang bis zu Glomfjord. Dort gibt es eine Baustraße, auf der man angeblich nahe an den Svartisengletscher heran kommt, dem zweitgrößten Gletscher Norwegens. Ich bin noch etwas skeptisch, denn die Straße ist einspurig und führt auf knapp 2 km durch einen unbeleuchteten Tunnel. Die andere Alternative – mit Boot zu einem anderen Ausläufer des Gletschers überzusetzen – scheidet aus, denn jetzt in der Nachsaison fährt das Schiff nur am Wochenende (wir haben Donnerstag) und in 2 Tagen soll das Wetter sehr schlecht sein. Adriano will also unbedingt durch den Tunnel und so starten wir ins „Abenteuer“. Nach 3 Kilometern fahren wir an dem 1. großen Straßenschaden vorbei. Hier gibt es einfach mal ein 50 cm tiefes Loch, zum Glück am Rand der Fahrbahn und durch einen Aufsteller markiert. Und dann kommt es schon – das schwarze Loch. Es ist wirklich stockfinster und wir sind froh, dass wir mal das Halogenlicht auf LED umgerüstet haben. Ein großes Fahrzeug darf uns hier aber nicht entgegen kommen, denn dann heißt es unter Umständen rückwärts fahren bis zu einer Ausweichbucht und das ist ohne Beleuchtung entlang der schrägen Wände sicher kein Vergnügen. Gottseidank begegnet uns nur ein Pkw und so kommen wir ohne Probleme durch. Nach 20 Minuten stehen wir auch schon auf dem Parkplatz bei einem der Staudämme und laufen nun noch 10 Minuten zum Damm hoch. Oben bläst uns der starke Wind fast um und Sunny hat mal wieder ihre größten Probleme. Der Gletscher liegt doch noch in einiger Entfernung, mit dem Tele kann ich ihn aber ganz gut ranholen. Der Wind ist jedoch so ungemütlich, dass wir es nur kurz aushalten und schnell wieder zum Schorschi runterlaufen.

Der Rückweg zurück zum Helgelandskystenweg verläuft ebenfalls reibungslos. Nach Durchfahrt des Svartisentunnels stellen wir fest, dass es direkt von der Fv17 aus noch einige weitere Ausblicke auf den Gletscher gibt und wir uns den Weg zum Staudamm hätten sparen können.

Unser Glückstag, Freitag der 13.

Es regnet den ganzen Tag und wir sitzen die Zeit mehr oder weniger im Camper aus., fahren aber doch noch ein gutes Stück bis kurz vor die Helgelandsbrücke. Dann kurz vor unserem Schlafplatz, es ist fast dunkel, passiert das Unglaubliche: Ein Elch steht rechts auf einer Wiese vor großen Sträuchern und schaut uns an. Adriano stoppt sofort und ich reiße die Kamera hoch. Für gute Aufnahmen ist es viel zu dunkel – gut, das muss die Nachbearbeitung später in Ordnung bringen. Nach kurzer Zeit möchte ich aufs Tele wechseln, weil er fürs Weitwinkel doch zu weit weg steht, aber die Aufnahme gönnt mir der Elch nicht. Noch während des Objektivwechsels verschwendet er im Gebüsch. Schade, aber wir jubeln trotzdem!!! Unser 1. Elch!!!

Eigentlich genug Glück für Freitag, den 13.. Es soll aber noch besser kommen. Es schüttet und wir gehen zeitig ins Bett, daddeln aber wie immer noch auf unseren iPads herum. Um 1 Uhr höre ich, wie das Prasseln auf Schorschis Dach nachlässt. Eine innere Eingebung veranlasst mich, nochmal das Rollo hochzuschieben und dann traue ich meinen Augen kaum. Eine kleine Wolkenlücke gibt den Blick frei auf tanzende Polarlichter!!! So schnell waren wir noch nie angezogen. Es ist zwar lausig kalt und sehr windig, aber das können wir uns nicht entgehen lassen. Für die Einrichtung der Kamera auf Stativ ist überhaupt keine Zeit – wir genießen einfach nur den kurzen Moment und schaffen es gerade mal, schlotternd vor Kälte ein paar Aufnahmen mit dem Handy zu machen.

WAS FÜR EIN ABEND!!!

Wanderung zum Torghatten 15.09.24

Das Wetter bessert sich und so können wir bei Brønnøysund die Wanderung zum Loch im Berg Torghatten einplanen. Der Berg spielt eine Rolle in der Helgelandssage, was ich hier aber nicht ausführen möchte. Bis zum Loch in ca. 130 m Höhe haben Sherpas eine Treppe gebaut und wir hoffen, dass das auch mit Sunny geht. Zur Not kann ich sie das kurze Stück tragen.

Nach kurzen 30 Minuten ist man auch schon oben am wirklich gigantischen Loch mitten durch den Berg. Unmengen an Geröll und Gesteinsbrocken liegen auf dem Boden und kurz kommen mir Bedenken, das Loch zu durchqueren. Wer sagt denn, dass nicht gerade in diesem Moment ein Stein runterfällt und uns auf den Kopf? Gesichert ist da oben nichts mit Netzen und das Durchlaufen erfolgt auf eigene Gefahr. Na dann….

Auf der anderen Seite des Lochs hat man einen herrlichen Ausblick über die Schärenwelt und die Kameras und Drohne laufen sich heiß. Wir treffen hier noch ein sehr nettes Paar aus Bochum und verplaudern uns etwas, denn sie reisen schon sehr lange nach Norwegen und kennen den Torghatten noch aus den Zeiten vor der Treppe. Da war alles wohl noch viel ursprünglicher. Nach einer Stunde treten wir den Rückweg an, allerdings nicht auf demselben Weg zurück, sondern auf der Rückseite des Bergs und dann links herum zum Parkplatz. Dieser Rundweg dauert ca. 90 Minuten, wenn man ohne Pause durchläuft.

Aussichtspunkt Trælvikosen 15.09.24

Nahe beim Torghatten gibt es einen besonderen Aussichtspunkt, den die Norweger mit einer Attraktion aufgewertet haben. In einer Bucht mit Aussicht auf den Torghatten liegt in ca. 20 Metern Entfernung zum Ufer eine Mini-Insel, zu der Trittsteine durchs Wasser führen, aber nur bei Ebbe. Bei Flut sind sie vom Wasser bedeckt. Wir warten natürlich beide Gezeitenstände ab und lassen es uns nicht nehmen, bei Ebbe zur Insel über die Steine zu laufen.

Abends nutzen wir das wieder einsetzende Regenwetter zum Wäschewaschen. Im Gästehafen von Brønnøysund kann man für 100 NOK den Zugang zum Servicegebäude erhalten (über die GoMarina App) und dort Waschmaschine und Trockner nutzen so oft man möchte. Perfekt, allerdings nicht im Winter, denn dann ist das Gebäude geschlossen. Während die Wäsche ihre Runden dreht, geht es auch noch anderem Schmutz an den Kragen. Der Camper wird geputzt und auch Sunny muss dran glauben – sehr zu ihrem Leidwesen.

bei Flut
bei Ebbe
Servicegebäude Gästehafen Brønnøysund
2 Waschmaschinen und 2 Trockner

Abschied vom Helgelandskystenweg 16.09.24

Heute geht es auf die letzte Fähre dieser Landschaftsroute von Vennesund nach Holm. Das Wetter sieht unerwartet gut aus, zumindest für diesen Tag. Hier in der Region sind nun 6 Regentage angekündigt und so lange können wir nicht mehr hier bleiben, um auf Sonne zu warten. Nach 6 Tagen, 6 Fähren und knapp 500 Kilometern endet also für uns nun der Helegelandskystenweg. Das Wetter war durchwachsen und wir haben bei weitem nicht alles gesehen, was wir vorhatten. Grund genug, nochmal herzukommen und bei der Gelegenheit die vorgelagerten Inseln zu erkunden. Wir werden jetzt die Fv17 bis zum Ende fahren und dann nach Trondheim. Dort soll es etwas trockener sein, aber dazu mehr im nächsten Blog.