Roadtrip Norwegen Teil 9 | Von Trondheim zum Strynefjell

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Es heißt Abschied nehmen von der Küste, denn hier wird es die nächsten Tage ausgiebig regnen. Ganz anders in Trondheim, wo Mitte der Woche zumindest teilweise die Sonne rauskommen soll. Das nächste Ziel steht also fest und wir werden die ca. 350 km möglichst schnell zurücklegen. Der angekündigte Regen am nächsten Tag lässt nicht lange auf sich warten, aber je näher wir Trondheim kommen, umso mehr reißt der Himmel auf. Wir genießen sogar noch kurz vor unserer Ankunft einen herrlichen Sonnenuntergang. 

Trondheims Fahrradlift 18.09.24

Eine große Tour durch die Stadt haben wir gar nicht vor, weil wir nicht unbedingt Shopping-Liebhaber sind. Aber eine Sache möchten wir uns gerne anschauen, von der wir erst vor kurzem erfahren haben. In Trondheim gibt es nämlich den weltweit einzigen Fahrradlift. Nicht ein Aufzug im eigentlichen Sinne, sondern ein Drahtseil, das den Fahrradfahrer mit seinem Bein hochschiebt. Erklären mit Worten ist unheimlich schwierig – da müsst ihr wirklich unser Video schauen, in dem man das gut sehen kann.

Der Fahrradlift befindet sich nur 100 m entfernt von der alten Stadtbrücke, in deren Nähe wir auch parken können (Erling Skakkes Gate, ca. 5,50 € pro Stunde, max. 3 Std.). Und das Tolle: Direkt neben dem Lift gibt es eine Entleihstation für Fahrräder – 30 Min für 19 NOK (ca. 1,70 €). Natürlich leiht sich Adriano so ein Rad aus, damit wir die Funktion vom Lift „testen“ können. 3 Versuche braucht er, bis er den Dreh raus hat. Allerdings ist das Ganze schon sehr anstrengend und wackelig und wir wundern uns, dass dies kostenlos für jeden zugänglich ist. Wer weiß, wieviele Unfälle es hier schon gegeben hat, weil die Nutzer mit dem Rad umgekippt sind. Für uns war es eine große Gaudi und sicheren Radfahrern sei es zur Nachahmung empfohlen.

Trondheim Nidarosdom

Auf die Schnelle machen wir noch einen Abstecher zum Nidarosdom, den wir vor 2 Jahren nicht zu Öffnungszeiten besuchen konnten. Jetzt kaufe ich für mich ein Ticket und besichtige die Kirche auch von innen. Sofort bin ich beeindruckt, denn das Gewölbe wird durch Licht perfekt in Szene gesetzt und die Details kommen dadurch so richtig schön zur Geltung. Selten habe ich eine so schöne helle und freundlich wirkende Kirche besucht und ich bin froh, die 120 NOK Eintritt investiert zu haben.

Für uns wird es jetzt höchste Zeit, die Stadt zu verlassen, denn wir möchten heute Abend noch an unserem nächsten Ziel ankommen und das sind immerhin noch 340 km. 

Fahrt durchs Dovrefjell nach Grotli 18.09.24

Die 340 km bis zu unserem Tagesziel in Grotli sind heute bei dem herrlichen Wetter ein Traum. Die Hochebene des Dovrefjell begeistert uns schon mit seinen blauen Wasserflächen zwischen der Steppe, aber die Fahrt durch das Tal Ottadalen auf der E15 setzt dem Ganzen nochmal die Krone auf. Es wird an diesem Tag wegen unzähliger Filmstopps sehr spät, aber am nächsten Tag sind wir froh, dass wir den geplanten Schlafplatz an einem See bei Grotli erreicht haben.

Ottadalen
Ottadalen

Landschaftsroute Gamle Strynefjellsvegen 19.09.24

Die 27 km lange alte Strynefjellstraße unweit des Geirangerfjords ist eine der 18 norwegischen Landschaftsrouten. Sie wurde im 19. Jahrhundert von Hand in den Fels gehauen und war damals die einzige Verbindung zwischen Stryn und Grotli. Heutzutage wird sie nur noch touristisch genutzt, denn die E15 führt seit den 70er Jahren außen herum und ist für den Durchgangsverkehr viel schneller zu befahren. im Winter ist die alte Straße allerdings geschlossen – sie ist nur von Mitte Juni bis Mitte Oktober befahrbar. 

Wir wachen morgens an dem See bei Grotli auf und ein Blick aus dem Fenster verheißt einen Traumtag. Das Morgenlicht taucht den spiegelglatten See und die herbstlich gefärbten Bäume in ein wunderschönes Licht und die Kamera läuft jetzt schon mal „warm“. Und auch die erste halbe Stunde auf dem nicht asphaltierten Weg (ohne Schlaglöcher gut zu befahren) ist wie aus dem Bilderbuch. Schneller als 25 km/h geht hier nicht, aber das will man auch gar nicht bei den Ausblicken.

See bei Grotli zu Beginn der Landschaftsroute
Langvatnet an der alten Passstraße

Während wir immer wieder anhalten und filmen, flitzen jede Menge kleine Nagetiere am Straßenrand herum. Leider liegen auch einige Überfahrene auf der Strecke und wir müssen höllisch aufpassen, dass nicht eins unter unsere Räder kommt. Zuerst denken wir an Meerschweinchen, aber dazu sind sie zu klein. Dr. Google hilft auch hier: Es sind Berglemminge, die gerade in subarktischen Fjellgebirgen vorkommen. Die putzigen Tiere piepsen laut herum, wenn man in ihrer Nähe ist und sind wegen ihrer Schnelligkeit kaum zu filmen. 

Berglemming in der Bildmitte

Kurz hinter dem Ende des Sees und der Grenze zur Provinz Vestland Fylke, ist die Straße plötzlich asphaltiert. Liegt vermutlich an dem Sommer-Skigebiet, das sich hier oben an einem Gletscher befindet und nur von Mai bis Juni geöffnet ist. Jetzt im September liegt dieser Teil der Strecke leider im Schatten, und das um 12:00, also zum Höchststand der Sonne. Ein kurzer Stop am Wasserfall Videfossen und dann schnell runter nach Erdal, wo uns wieder die Sonne verwöhnt. Das herrliche Wetter verleitet uns mal wieder spontan zu einer Tagesplanänderung – eine weitere nationale Landschaftsroute, die wir noch nicht kennen, wird kurzerhand angesteuert. Welche das ist, erfahrt ihr im nächsten Blog.