Roadtrip Portugal #11 | Bummel durch Porto

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Wir beeilen uns, in den Norden zu kommen, denn die nächste Schlechtwetterperiode kündigt sich an und wir möchten die Stadt Porto in jedem Fall ohne Regen erleben. In dieser Folge werdet ihr sehen, dass wir das schaffen und zuvor sogar noch das Venedig Portugals besuchen.

Küstenstraße westlich von Coimbra

Wir wollen heute Porto erreichen, was von Figueira da Foz mit 140 Kilometern gut machbar sein sollte. Das 1. Drittel unserer gewählten Route stellt sich aber als falsche Wahl heraus. Ich hatte es ja schon erwähnt – die Straße entlang der Küste in Zentralportugal ist nicht wahnsinnig abwechslungsreich. Es geht kilometerlang schnurgeradeaus durch recht eintönige Landschaft. Besonders nervig ist der 20 km lange Abschnitt nördlich von Figueira, die Estrada Florestal. Ausblick aufs Meer Fehlanzeige, weil Dünen die Sicht versperren. Mehr als die Hälfte der Strecke ist 30-er Zone wegen eines Fahrradwegs und alle 300 Meter gibt es asphaltierte Bodenwellen, die wir nur im Schneckentempo überfahren können. So zieht es sich ewig bis zu unserer 1. Kaffeepause in Costa Nova.

Costa Nova

Wir sind froh, dass wir nach anderthalb Stunden endlich das Städtchen Costa Nova mit seinen hübschen Streifenhäusern erreichen. Es ist ein kleines Städtchen, das sich mit den speziell angemalten Holzhäusern im Ortskern einen Namen bei Touristen gemacht hat. Bei dem heutigen Sonnenschein ist es wirklich hübsch anzuschauen und auch die Cafés und Restaurants sehen sehr einladend aus. Besonders ein Fischrestaurant hätte es uns angetan, aber der Hunger fehlt und so wird es nur ein Eis mit Kaffee in einer Eisdiele.

endloses Geradeaus auf der Estrada Florestal
Streifenhäuser in Costa Nova

Aveiro

Direkt am Weg nach Porto liegt das sogenannte Venedig Portugals, die etwas größere Stadt Aveiro. Also stoppen auch wir kurz, um zu schauen, ob der Vergleich gerechtfertigt ist. Das Zentrum ist durchzogen vom Canal Central, auf dem beim Vorbeifahren tatsächlich schon gondelähnliche Boote zu sehen sind. Das ist aber schon das Einzige, was ansatzweise mit Venedig zu tun haben könnte. Es ist wohl ein Versuch der Stadt, durch diesen „Titel“ mehr Touristen anzulocken, aber unserer Meinung nach lohnt sich ein Halt nicht. Die Gondeln fassen ca. 20 Personen, werden mit Motor angetrieben und der „Gondoliere“ versucht sich mit Strohhut etwas den Look eines Gondolieres zu verpassen, was aber gründlich schief geht. Unser Aufenthalt fällt also sehr kurz aus! Eine landesweit bekannte Süßspeise erstehen wir noch in einem Geschäft – die Ovos Moles (weiche Eier). Das sind Oblaten, die mit einer Zucker-Ei-Mischung gefüllt sind. Hätten wir das vorher gewusst, wäre auch dieser Einkauf ausgefallen 😂.

Aveiro: Gonden im Canal Central
schöner „Platz der Republik“ ohne Verkehr in Aveiro

Wo übernachten mit dem Camper in Porto?

Nachdem uns vor 1 Woche andere Camper erzählt habe, dass ihr Van in Porto während der Stadtbesichtigung aufgebrochen wurde, sind auch wir vorsichtig und wählen daher den Campingplatz Orbitur in Canidelo – ca. 7 km entfernt von der Altstadt Portos. Der Platz ist ziemlich hässlich, liegt neben einer lauten Großbaustelle und in der Einflugschneise des Flughafens. Aber wir stehen hier hoffentlich sicher und werden am nächsten Tag die Altstadt Portos anschauen.

Wenn man sicher auf einem Campingplatz nahe Porto stehen möchte, sollte man das vorab etwas planen. Selbst jetzt bei uns in der Nebensaison sind alle Plätze am Wochenende ausgebucht. Zum Glück sind wir mitten in der Woche dort und haben spontan noch eine Lücke gefunden. In der Hauptsaison ist sicher auch das schwierig.

Wie kommen wir in die Altstadt?

Weil wir ja keine Hundebox für Sunny dabei haben, um mit dem ÖV zu fahren, bleibt uns nur die Fahrt mit einem Uber-Taxi. Die entsprechende App hatte ich mir schon herunter geladen, als wir den Pena-Palast in Sintra besichtigen wollten.

Die Bestellung über die Uber-App funktioniert reibungslos und schon nach 4 Minuten steht unser Taxi vor dem Campingplatz. Der Fahrpreis wird schon während der Buchung angezeigt – bei uns sind das zur Mittagszeit incl. Hundeaufschlag 9,50 €. Die Fahrerin Ana macht einen souveränen Eindruck und nach 20 Minuten stehen wir schon in der Altstadt.

Bei der Rückfahrt erfahren wir vom Fahrer, dass er nur einen kleinen Anteil unseres Fahrpreises von Uber bekommt, selbst aber für alle Kosten des Fahrzeugs aufkommen muss (Anschaffung, Versicherung, Kraftstoff, Reparaturen). Daher hat er noch einen 2. Job, um seine 7-köpfige Familie ernähren zu können. Unsere Lehre daraus: Immer ein dickes Trinkgeld geben, wenn man zufrieden war.

Bummel durch Porto

Unser Startpunkt liegt beim Torre dos Clerigos, einem markanten Kirchturm auf einem Hügel. 5 Minuten entfernt befindet sich ein Buchladen, der berühmt geworden ist, weil J.K. Rowling (lebte 2 Jahre in Porto) hier angeblich die Vorlage für die Treppen in Hogwarts gefunden haben soll. Das Geschäft wird mittlerweile von so vielen Touristen überrannt, dass man nur mit vorab gebuchtem Zeitticket rein kommt. Solltet ihr richtige Harry Potter Fans sein, könnt ihr Stadtführungen  buchen, die auch noch andere Lieblingsorte der Autorin umfassen, z.B. einen Besenmacher, der Vorlage für das Geschäft war, in dem Harry seinen berühmten Nimbus 2000 kaufte. Wir laufen direkt weiter zum Bahnhof São Bento, dessen Eingangshalle mit den mehr als 20.000 Azulejo-Fliesen eine Attraktion ist.

Um den Bahnhof herum herrscht hektisches Treiben und ein wahnsinniger Verkehr, so dass Sunny nur noch unruhig hin und her tänzelt. In der Fußgängerzone ist es weitaus ruhiger und so wählen wir diese Straße, um zum Douro hinunter zu laufen. Die Altstadtgassen sind zumindest in diesem Bereich weitaus weniger marode als befürchtet und so macht der Bummel bei Sonnenschein richtig Spaß.

Unten am Fluss könnten wir nun über die Brücke Pont Luis I. auf die andere Seite zur Stadt Vila Gaia de Nova laufen, von der aus man den besten Blick auf die Altstadt Portos hat. Wir entscheiden uns aber auch wegen Sunny für die sehr viel schnellere Fähre, die alle 15 Minuten rüber fährt (3,50 € für die einfache Fahrt, 5 € hin und zurück). 2 Minuten später stehen wir bereits an der Uferpromenade, die gesäumt ist mit unzähligen Bars und Restaurants, aber auch mit jeder Menge Weinkellereien, die den berühmten Portwein herstellen. Auch wir gönnen uns nun eine Pause in der Weinkellerei Quevedo unweit der Promenade. Als erstes bestellen wir einen leichten Weißwein mit Iberico-Schinken, danach gibt es 2 Probiergläschen vom weißen und dunkelroten Portwein. Der weiße (eher orange) schmeckt uns nicht gut, aber der Rote hat was. Die Preise sind jedoch exorbitant hoch, besonders für die alten guten Jahrgänge und so bleibt es bei einer kleinen Geschenkbox mit 5 x 50 ml als Urlaubserinnerung.

Ein Uber-Taxi bringt uns zu unserem Campingplatz am Meer zurück. Vermutlich wird dies für uns heute der letzte Sonnenuntergang an der portugiesischen Atlantikküste sein.

Warteschlange vor der Harry-Potter-Buchhandlung
Bahnhof São Bento
in den Gassen von Porto
am Ufer des Douro auf der Porto-Seite
Blick auf Porto von Vila de Gaia Nova aus
Portweinprobe