Roadtrip Portugal #2 | Stempeljagd auf der N2 und Abstecher nach Coimbra

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Die Sache mit dem Etappenbuch für die N2 ist ja ganz nett, aber auch mühsam, denn alle 30 km müssen wir eine geöffnete Stempelstelle suchen und finden, was manchmal gar nicht so einfach ist. Auf der Internetseite der N2 findet man eine Liste der Stempelstellen, aber diese liegen oft weit verstreut und nicht unbedingt direkt an der N2. Das Wetter ist mittlerweile schlecht (kühl und nass), so dass die Suche trotzdem eine willkommene Abwechslung zum Grau des Tages ist. Adriano hat gut lachen – ich bin diejenige, die in die Gebäude zum Stempeln hinein flitzt und das auch bei Regen und Sturm 😄, während er versucht, mit Schorschi irgendwo zu parken.

Von Lamego nach Penacova

Die N2 ist hier auf den ersten Kilometern in einem schlechten Zustand und wir können kaum schneller als 30 kmh fahren. So zieht sich die Strecke und auch die Umgebung löst bei uns keine Glücksgefühle aus. Viele alte Dörfer mit verfallenen Häusern, kaum eine Menschenseele zu sehen – all das sieht nach Landflucht der ehemaligen Einwohner aus. Und dann auch noch das!!! Geplant ist ein Abstecher in die Serra Estrela, einem gebirgigen Nationalpark mit dem höchsten Berg Portugals, dem Torre (1993 m). Der Wetterbericht meldet Schneefälle – na toll! Die Schneeketten haben wir zuhause gelassen und die Winterjacken auch. Etappe gestrichen und weiter geht’s statt dessen nach Coimbra.

Universitätsstadt Coimbra

Beim Stöbern in Reiseberichten fiel mir eine Sache in Coimbra besonders auf. In der Universität, einer der ältesten der Welt, gibt es eine berühmte Bibliothek (Joanina library). Auch die Altstadt soll sehenswert sein und so fahren wir nach einer Übernachtung auf dem CampingCar Park in Penacova in die Stadt. Eigentlich möchten wir Uni-nah parken, denn Sunny darf nicht mit in die Gebäude, aber die auf P4N verzeichneten Parkplätze sind heute am Montag restlos voll. Wir quälen uns mit Schorschi über den Hügel mit der dichten Bebauung und manchmal wird es ganz schön knapp, aber Adriano manövriert sicher durch die engen Gassen.

Solltet ihr mal Coimbra besuchen, erspart euch die Durchfahrt der Altstadt und fahrt von vornherein die westliche Uferseite des Flusses Mondego an. Hier gibt es am Straßenrand Parkplätze und die Straße ist breit genug zum Manövrieren. Auf P4N sind die entsprechenden Stellen eingetragen. Und nach 20 Minuten Fussweg ist man an der Bibliothek – das sollte machbar sein.

Altstadthügel mit Universität

Universität Coimbra

Aushängeschild der Universität soll die Joanina-Bibliothek sein, mittlerweile auch Weltkulturerbe. Der Großteil der Bücher stammt aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Regale aus Rosen- und Ebenholz mit Blattgold verziert, all das macht auf Fotos einen imposanten Eindruck. Was ich besonders interessant finde, ist die Fledermauskolonie, die in der Bibliothek wohnt und die Bücher vor Insektenfraß schützt. Damit die wertvollen Möbel durch den Fledermauskot nicht beschädigt werden, legen die Mitarbeiter jeden Abend Lederhäute auf die Tische. Auch der Boden muss morgens gereinigt werden. Weltweit gibt es das nur 2 Mal – hier in Coimbra und im Königspalast von Mafra, ebenfalls in Portugal.

Zur Besichtigung der Bibliothek muss man ein Zeitfenster wählen. Es dürfen immer nur 50 Personen gleichzeitig rein und das für 20 Minuten. Wir haben die Tickets online gelöst, was besonders in der Hochsaison wohl anzuraten ist. Das Ticket kostet 16,50 € und man hat damit auch Zutritt zu den Königsgemächern, der Kapelle, dem Turm und den Ausstellungen in den Fakultäten. Enttäuschend für unsere YT-Zuschauer – Filmen und Fotografieren ist verboten. Letztendlich stellt sich heraus, dass man in der Hauptbibliothek nur 10 Minuten hat – vorher müssen wir 10 Minuten in einem Vorraum warten. Der Saal ist kleiner als erwartet und ziemlich dunkel (vermutlich wegen der Bücher). Mehr als 10 Minuten sind auch gar nicht nötig und so stehen wir schnell wieder draußen. Ein bisschen frustriert, denn dieses kurze Erlebnis war nicht unbedingt die Mühe wert (Umweg, Suche nach Parkplatz etc.). Natürlich schauen wir uns noch schnell die wenigen zugänglichen Königsgemächer und die Kapelle an – alles aus unserer Sicht nichts Besonderes. Gleiches gilt für die Ausstellung in der naturwissenschaftlichen Fakultät. Dann lieber wieder schnell zu Sunny, denn die durfte natürlich nicht mit in die Gebäude.

Ticketbuchung Bibliothek online: https://visit.uc.pt/en/program-list

Königspalast (heute Universität)
Außenansicht Bibliothek

Treffen am Rande

Auf unserem Weg übers Gelände werden wir von 2 Studenten angesprochen, die uns Postkarten verkaufen wollen, um Geld für ihre Abschlussparty zu sammeln. Wir verzichten auf die Karten, spenden aber gerne etwas und bekommen dafür ein kleines Interview über das Studentenleben.

Filipe und Luiz

Altstadt Coimbra

Zurück bei Sunny kommt plötzlich die Sonne raus und wir möchten noch kurz in die Altstadt bummeln. In der Fußgängerzone herrscht geschäftiges Treiben und wir ergattern in einer Konditorei irgendwas mit Blätterteig. Wir laufen bis zum altehrwürdigen Cafe Santa Cruz, das sich in einer ehemaligen Kirche des Klosters befindet und in Reiseberichten als sehenswert angepriesen wird. Aber auch hier können wir nicht einkehren, weil drinnen Hundeverbot herrscht und draußen ist es noch zu kalt zum Sitzen. So gibt es den ersehnten Kaffee im Schorschi, zusammen mit dem gekauften Gebäck, das uns gar nicht schmeckt (zu süß). Die Recherche ergibt, dass es Pasteis de Tentugal heißt und der Blätterteig mit einem Ei-Zucker-Gemisch gefüllt ist.

Geschlafen wird heute auf einem Parkplatz bei einer Sportstätte nicht weit vom Stadtzentrum entfernt.

Fußgängerzone Rua Ferreira Borges
Café Santa Cruz