Es geht weiter auf der portugiesischen Nationalstraße 2, die uns von Chaves bis nach Faro an die Algarve führen wird. Und auch die Stempeljagd geht weiter, denn das Etappenbuch weist noch viele leere Seiten aus. Knapp 250 km sind wir nun schon auf der N2 unterwegs, heißt aber auch, dass noch fast 500 Kilometer vor uns liegen. Das Himmel verheißt für die nächsten Tage nichts Gutes, einige Stationen fallen wegen der Schlechtwettersituation aus und wir verbringen bei Regen viel Zeit im Camper.
Am Zentrum Portugals
Auf unserem Weg durch Zentralportugal kommen wir direkt an der N2 am geografischen Mittelpunkt Portugals vorbei (Piço da Melriça). Auf einem Hügel wurde ein großer Stein errichtet, um diese Stelle zu kennzeichnen. Toller Nebeneffekt: Hier gibt es einen besonders schönen Stempel für unser Büchlein! Außerdem ist das Wetter für eine Stunde ganz erträglich (bis auf den Wind) und wir erleben ansatzweise einen schönen Sonnenuntergang – das baut uns etwas auf.
Geografischer Mittelpunkt Piço da Melriça: nördlich von Vila de Rei an der N2


Korkeichen im Alentejo
Die Straße führt uns oftmals kilometerlang schnurgeradeaus und es tauchen die ersten Korkeichenwälder auf – eine herrliche Landschaft. Portugal ist nämlich mit einem Marktanteil von 50 % der größte Korkproduzent der Welt. Wir denken bei Kork immer als erstes an Weinflaschen – wen wunderts, aber es gibt noch so viele andere Verwendungsmöglichkeiten.
Er kann für Modeartikel verwendet werden, wie z.B. Taschen oder Schuhe, aber auch in der Baubranche als Dämmstoff oder Bodenbelag. Bei einem dieser Produzenten für Baustoffe halten wir kurz an. Wir können einen Blick in die Lagerhalle werfen, in der Unmengen an Kork in Blöcken gelagert werden . Korkeichen können ab einem Alter von 25 Jahren zum 1. Mal geschält werden. Je älter der Baum, umso besser die Qualität. Die Ernte erfolgt einmal pro Dekade und damit erklären sich auch die Zahlen, die wir an den Stämmen sehen. Die 3 zeigt z.B., dass der Baum das nächste Mal 2033 dran ist. Leider können wir die Ernte nicht live erleben, denn die erfolgt im Juni und Juli, wenn sich zwischen Stamm und Korkschwamm ein Vakuum bildet. Nur dann wird der Baum beim Schälen nicht verletzt.


Weinbau im Alentejo
In der größtenteils landwirtschaftlich genutzten Region Alentejo wird Olivenöl produziert, aber auch Wein. Neben der bekannten Ausbauweise in Holz- oder Stahlfässern pflegt man hier noch die altrömische Tradition der Tonamphoren, Talhas genannt. Wir fahren extra zum Haus des Weins in Vidigueira in der Hoffnung, solch einen Wein mal probieren zu können, müssen allerdings lernen, dass er erstmals am 21.03. im Rahmen eines Festes ausgeschenkt wird und auch danach ziemlich schnell ausverkauft ist. Wir können also auch keinen Talhas-Wein des letzten Jahres kosten, kaufen aber dennoch einige Flaschen der Gegend als Begleitung des Abendessens im Schorschi.
Adresse Adega Vidigueira: Bairro Industrial 7960-305 Vidigueira


Knochenkapelle in Evora
Evora ist ein hübsches Städtchen, ca. 30 Minuten entfernt von der N2, wird aber von Touristen hauptsächlich wegen 2 Sehenswürdigkeiten angesteuert – der Kathedrale, die die größte Portugals ist und wegen der Knochenkapelle in der Kirche São Francisco. Hier sind Wände und Teile der Decke mit Gebeinen und Schädeln ausgekleidet, was sicherlich nicht jedermanns Sache ist. Adriano und ich gehen hintereinander hinein (Eintritt 6 €), denn so kann immer einer bei Sunny bleiben.
Ich hatte mir die Kapelle etwas opulenter vorgestellt und finde es überhaupt nicht gruselig, aber da ist ja jeder anders. Im Eintrittspreis inkludiert ist auch noch eine Ausstellung kirchlicher Reliquien und eine tolle Aussicht aus der 2. Etage auf Evora. Lohnt sich also in jedem Fall. Auf die Kathedrale haben wir heute keine Lust mehr und so gibt es nur noch einen kleinen Snack in einer Bar neben der Knochenkapelle. Geparkt haben wir übrigens beim örtlichen Stellplatz, der restlos gefüllt ist – wir mussten auf den Parkplatz nebenan ausweichen, der eigentlich nur für Pkw’s gedacht ist. Jetzt heißt es nur noch schnell einen Schlafplatz suchen……
Womo-Stellplatz in Evora: Parque de Autocaravanas Évora, 7005-206 Évora, Avenida Sanches de Miranda, 43

