Ein heftiges Unwetter zwingt uns zu einer kurzen Fahrpause, bevor wir einen Tag später das Ende der N2 in Faro erreichen. Ab sofort wird das Stempelbuch zur Seite gelegt und der Rückweg entlang der Küste Portugals kann beginnen.

Ein Stempel am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen
Bevor das Unwetter kommt, holen wir wenigstens noch einen Stempel in Torrao. Auch hier steht vor dem Tourismusbüro eines der gelben Schilder, die 2020 zum 75-jährigen Bestehen der N2 aufgestellt wurden und immer übersät sind mit Stickern. Ich habe anfangs der Tour mal beim Tourismuscenter nachgefragt, ob das in Ordnung ist, sich dort zu verewigen. Die Mitarbeiterin sagte, dass man das sehr begrüße, denn dies zeige, dass die N2 als Roadtrip angenommen werde. Umso mehr Sticker, umso mehr Werbung für das Befahren der bei Touristen doch recht unbekannten Strecke. Man freue sich über jeden, der dort seine Spuren hinterlässt. Und nur deshalb haben wir uns getraut, dass auch zwei- dreimal zu machen.


Schutzsuche für das Unwetter
Nach dem Stempel fahren wir den Lidl-Parkplatz in Castro Daire an. Hier gibt es offiziell 6 Stellplätze incl. V/E-Station und der Untergrund ist asphaltiert, so dass sich hoffentlich keine Wasserlachen in Löchern bilden. Drumherum stehen keine Bäume, die umkippen könnten und es ist kein Fluss in der Nähe, der über die Ufer treten könnte. Also wird das wohl vernünftig sein, hier bis zum nächsten Tag den Sturm auszusitzen. Vor dem ganz großen Regen ab 14 Uhr schaffe ich es noch, im Self-Service-Waschsalon 10 Meter neben dem Stellplatz 2 Maschinen zu waschen. Das nenne ich mal gute Zeitnutzung für diesen Zwangspausentag.
Zudem können wir uns beim Lidl jederzeit mit Leckereien eindecken – als Nachtisch wandern heute noch Eishörnchen in unser Gefrierfach!


Palast von Estoi kurz vor Faro
Nach einer heftigen Nacht mit lautem Prasseln auf dem Dach und Hin- und Herschaukeln vom Sturm geht es auf die letzten 100 km der N2. Der Regen der letzten Nacht hat die Pegel der Flüsse stark ansteigen lassen und immer wieder sehen wir am Straßenrand Abgänge von Gesteinsbrocken. Manche Strecken sind gesperrt – unsere Route ist zum Glück frei.
Kurz vor Faro halten wir am Palast von Estoi an, der architektonisch sehr schön aussieht. Allerdings ist es ein Luxushotel und man kann als Tourist höchstens die Gärten besichtigen – mit Hund natürlich nicht. Wir laufen einmal rundherum, sind aber immer zu nah am Gebäude und können uns keinen Gesamteindruck verschaffen. Das war wohl nichts!
Ankunft in Faro am km-Stein 738
Das Ende der N2 liegt an einem Kreisverkehr, der in der Mitte in Großbuchstaben die Zahl 738 trägt. Für ein gescheites Foto muss ich sehen, dass ich irgendwie über die viel befahrene Straße komme. Nach 10 Minuten gelingt mir das mehr schlecht als recht und zwischendrin tröpfelt es auch immer wieder. Ausgerechnet dann, als Adriano für eine schöne Filmaufnahme mehrmals im Kreis fährt, regnet es stärker und ich bin mal wieder ziemlich nass.
Nun gilt es noch, den Faro-Stempel im örtlichen Motorradclub abzuholen, der hoffentlich heute Abend um diese Zeit noch geöffnet hat. Ich habe Glück, denn beim Club gibt es eine gut besuchte Bar, in der sich viele Motorradfahrer abends treffen und ein Bierchen trinken. Mit einem dicken Faustschlag stempelt der Barkeeper mein Etappenbuch mit der km-Zahl 738. Kapitel abgeschlossen, oder?


Faro
Der Ehrgeiz ist zu groß, auch noch den Stempel mit der 739 zu bekommen. Dazu müssen wir am nächsten Tag noch in die Altstadt von Faro. Einfacher gesagt als getan, denn zum einen regnet es ständig und zum anderen ist es gar nicht so leicht, mit Camper nahe dem Zentrum einen Parkplatz zu finden. Den Großparkplatz in Hafennähe dürfen wir eigentlich mit Womo nicht nutzen (Verbotsschild), aber jetzt in der Nebensaison scheint das nicht zu stören und wir stellen uns neben 15 andere Camper auf den fast leeren Parkplatz.
In einer Regenpause schaffen wir es tatsächlich, den allerletzten Stempel zu holen und ich laufe noch schnell zur Knochenkapelle in der Kirche Nossa Senhora do Carmo. Ihr habt richtig gelesen: Hier in Faro gibt es auch eine, wie in Evora. 2 € Eintritt kostet das und ich mache das alleine – Adriano hat genug von Knochen. Der Raum mit den Gebeinen von Karmelitermönchen ist winzig und es drängeln sich viele Besucher. Filmen nahezu unmöglich! Mich beeindruckt das hier aber mehr als Evora, weil auch die Decke komplett mit Schädeln und Knochen verkleidet ist und man näher an die Gebeine heran kommt. Der geringe Eintrittspreis hat sich in jedem Fall gelohnt.


Fazit zur N2
In 9 Tagen sind wir mit Abstechern 1.100 km gefahren, da ist der Tag in der Stadt Coimbra mit drin und der Pausentag wegen des Unwetters. Solltet ihr zum 1. Mal nach Portugal reisen und nur eine begrenzte Zahl an Urlaubstagen zur Verfügung haben, würden wir die N2 nicht empfehlen, schon gar nicht mit der Stempelsammelei, die viel Zeit kostet. Habt ihr Zeit so wie wir, dann bietet sich die Strecke sehr gut für einen Rundkurs durch das Land an.
Der oft nasse und unbeständige März ist außerdem nicht unbedingt ein guter Monat für eine Portugalreise. Solltet ihr also mal eine solche Rundreise unternehmen, wählt als Reisezeit lieber den Herbst.
Markthallen von Olhão
Bevor das Wetter am späten Nachmittag wieder kippt, möchten wir noch in die nur 20 Minuten von Faro entfernte Nachbarstadt Olhao fahren. Hier liegt der größte Fischereihafen der Algarve und der frisch gefangene Fisch wird täglich in der Markthalle angeboten.
Google schickt uns auf dem kürzesten Weg ans Ziel – schwerer Fehler!!! Es geht mitten durch die Altstadt vorbei an Erkern, durch sehr enge Gassen und um enge Kurven. Nichts für schwache Nerven und ich muss Adriano ständig den Abstand auf der rechten Seite zu Hindernissen ansagen. Es gibt einen viel einfacheren Weg zu den Markthallen – vermutlich ist dieser 300 Meter länger als quer durch die Stadt 🙃.
Noch schnell mit Sunny eine kurze Gassirunde (sie muss im Camper bleiben) und ab zu den hallen. Aber was ist das? Das Gebäude mit dem Fisch- und Meeresfrüchtemarkt ist verschlossen?! Wir haben Montag, 12:30, und laut Schild ist alles von Montag bis Samstag von 7 bis 14 Uhr geöffnet. Zumindest können wir in die Obst- und Gemüsehalle, aber auch dort sind die meisten Tische mit der Ware abgedeckt. Heute schient kaum jemand etwas verkaufen zu wollen und so ziehen wir weiter. Die Sonne schient, aber es stürmt kräftig und unser Plan, in einem netten Café einen Kaffe zu trinken, scheitert. Na dann, weiter geht es Richtung Westen……

