Nach dem Befahren der Nationalstraße 2 von Nord nach Süd und unserer Ankunft in Faro geht es an der Südküste der Algarve Richtung Westen. Es kurze Lichtblicke mit Sonne und wir können stundenweise einige Abschnitte der imposanten Felsenküste anschauen. Das Gute daran: Hier gibt es mehrere sogenannte Boardwalks – das sind oftmals kilometerlange Holzstege, die schöne Spaziergänge entlang der Küste ermöglichen.
Passadiços bei Carvoeiro
Nach 2 verregneten Nächten auf Supermarktparkplätzen verschlägt es uns bei den ersten Sonnenstrahlen an die Küste bei Carvoeiro. Dort gibt es einen der vielen Passadiços – Holzwege, die bei dem aufgeweichten Boden für uns momentan ideal sind. Unser 1. Versuch eines Spaziergangs scheitert allerdings schon nach 5 Minuten, weil uns ein starker waagerechter Platzregen erwischt und wir erstmal unsere Kleidung trocknen müssen.
1 Stunde später klappt es aber und wir laufen zur Beneca-Höhle, die man gut über eine kurze Holztreppe erreichen kann. Man hat in den Felsen eine kleinen Gang gegraben und am Ende 2 „Fenster“ zum Meer hin geschaffen. Bei dem Sturm heute peitschen die Wellen gegen die Felsen und ab und zu spritzt Wasser durch die Fenster in die Höhle. Sehr beeindruckend!!!
Es gibt hier noch weitere Felsformationen, auf denen man herum klettern kann, aber mit Sunny mache ich das lieber nicht, denn abseits der Holzwege ist der Lehmboden ziemlich rutschig. Mit einem vom Wasser bespritzten Objektiv geht es zurück zum Camper und zu unserem Schafplatz in Portimão.


Salzwiesen bei Alvor
Nachdem wir am nächsten Morgen aus Portimão herausgefunden haben, geht es bei sehr gutem Wetter und strahlend blauem Himmel (welch Wohltat) zu den Salzwiesen von Alvor. Theoretisch sind hier ausgedehnte Spaziergänge zur Vogelbeobachtung möglich, aber der Regen der letzten Tage hat seine Spuren hinterlassen. Wir versuchen es, aber es ist ein wahrer Spießrutenlauf um die großen Pfützen herum.


Ponta da Piedade bei Lagos
Auf einer Landzunge 3 km südlich der Stadt gibt es den Ponta da Piedade, eine Promenade entlang schroffer Felsen mit vielen Aussichtspunkten und der Möglichkeit, ab und zu zum Meer herab zu stiegen.
Eine Stelle gibt es, von der aus man sehr schön einige der bekannten Felsentore sehen kann. Sehr beeindruckend, mit welcher Kraft das Meer hier durch die Torbögen donnert. Ab und zu versuchen Boote, vom Meer aus zwischen die Felsen zu fahren, aber das gelingt bei dem Wellengang nur wenigen. Wir laufen auch noch auf die andere Seite der Landzunge und können von hier aus schon unser nächstes Ziel sehen – die Seefestung Sagres.


Seefestung Sagres
Das Wetter müssen wir ausnutzen und schon stehen wir vor der Seefestung in Sagres. Die Tickets kosten 10 €/Person und ermöglichen neben der Besichtigung der Festungsanlage und einer Ausstellung auch den Zugang zum Cabo Sagres mit seinem Leuchtturm. Das Gelände ist sehr weitläufig und es ist nicht übertrieben, wenn es heißt, dass man hier locker 3-4 Stunden laufen kann. Hunde dürfen mit aufs Gelände (nicht in die Ausstellung), aber das erfahre ich erst hinterher.
Die Verteidigungsanlagen schön wir uns nur kurz an. Uns zieht es zum Leuchtturm und der benachbarten Spirale mit der Stimme des Meeres. Im felsigen Untergrund gibt es Felsspalten, durch die der Wellengang Luft drückt und das verursacht dann oben ein sehr lautes Grollen. Wir kennen das schon von unserer Tour nach Nordspanien (Bufones de Pria) und dort gab es von diesen Spalten Dutzende. Hier ist es sehr überschaubar und mit der Spirale aus Beton auch nicht gerade schön.
Auch hier können wir schon unseren nächsten Stop sehen – das Cabo de São Vicente, das wir am nächsten Morgen besuchen werden.


Cabo de São Vicente
10 Autominuten entfernt von Sagres liegt der südwestlichste Punkt Festlandeuropas. Die Anfahrt durch die Ebene bei wieder mal sonnigem Wetter ist sehr schön und schon nach kurzer Zeit taucht der Leuchtturm auf. Parkplätze gibt es reichlich und – alle Achtung – keine Verbotsschilder für Womos.
Der Leuchtturm selbst ist versperrt, so dass man nicht direkt zum Cabo kann. Drumherum kann man am Rande der Klippen herumlaufen, aber dabei sollte man sehr vorsichtig sein. Jedes jähr kommen wohl Touristen ums Leben, die zu nah an den Abgrund treten. Bewundernswert sind die Angler, die vollkommen lässig mit ihren Ruten direkt am Felsrand stehen und auch noch runter schauen.
Leider öffnet der Stand mit der „letzten Bratwurst vor Amerika“ wegen des schlechten Wetters erst in den nächsten tagen, so dass wir keine Wurst bekommen und auch nicht das „Zertifikat“, das beim Wurstkauf automatisch ausgehändigt wird.
Wir blieben bis zum Abend, denn Adriano hat eine Drohnengenehmigung und wir möchten gerne Nachtaufnahmen vom Leuchtturm machen. Und das lohnt sich wirklich! Der Leuchtturm ist mit einer sehr starken Linse ausgestattet, deren Licht bis zu 60 Kilometer weit sichtbar ist. Die Bilder der Drohne sind wirklich gelungen – also bitte Video schauen!!!!


Übernachten bei der Seefestung Sagres
Wir haben 3 Nächte bei der Seefestung verbracht mit ca. 50 anderen Campern und es gab keinen Besuch der Polizei. Auf P4N hatten wir gelesen, dass das kleinste Campingverhalten mit Bußgeld geahndet wird, z.B. das Aufstellen eines Fensters oder eine ausgefahrene Trittstufe. Während wir dort waren, haben wir nichts dergleichen beobachten können. Alle haben sich aber auch an die Regeln gehalten, also wirklich nur „geparkt“. Auf dem Parkplatz wird keinerlei Gebühr verlangt, die wir ja sehr gerne zahlen würden, wenn wir dann auch mal nachts ein Fenster öffnen dürften.
Zur Ver- und Entsorgung sind wir in den nicht weit entfernten Ort Vila do Bispo gefahren. Dort gibt es einen Stellplatz, auf dem man für 2 € seinen Frischwassertank füllen und gleichzeitig Grau- und Schwarzwasser entsorgen kann .


Fazit Südküste Algarve
Zwischen Faro und Lagos war uns alles zu touristisch mit Bettenburgen und der zugehörigen Infrastruktur. Viele sehr hässliche Klötze, zum Teil auch unfertige Bauruinen säumten die Straßen. Das hatte man dann auch im Blick, wenn man mal nicht Richtung Meer schaute, sondern ins Landesinnere. Die Altstadt von Lagos machte beim Vorbeifahren einen netten Eindruck. Die haben wir aber zugunsten der Küste ausgelassen, denn so viel Sonnenschein stand uns nicht zur Verfügung.
Schön war’s trotzdem, vor allem im Bereich rund um Sagres. In der Hochsaison aber sicher rappelvoll. Vielleicht fragt ihr euch, warum wir eine der bekanntesten Attraktionen der Algarve ausgelassen haben – die Höhle von Benagil. Als wir in direkter Nähe der Höhle waren, war das Wetter zu schlecht und der Wellengang so hoch, dass Boote nicht in die Höhle rein konnten und nur das ist wohl wirklich spektakulär. Ab Lagos dauert eine Bootstour z.B. hin und zurück ca. 3 Stunden – so lange wollten wir Sunny nicht im Camper alleine lassen.