Nun sind wir also im Vaucluse und Luberon unterwegs, das Hinterland, von dem wir immer so viel gehört haben und von dessen Schönheit wir uns jetzt überzeugen wollen. Nach ein paar Tagen fühlt sich aber so an, als ob wir dort schon viel gesehen haben und so zieht es uns weiter Richtung Süden ans Meer. Wenn wir schon in der Gegend sind, wollen wir natürlich auch die Camargue sehen mit ihren Wildpferden und Flamingos. Ob uns das gelingt?
4. Tag 13.04.2022
Nach einer sehr ruhigen und perfekten Nacht wache ich mal wieder pünktlich zum Sonnenaufgang auf. Der Himmel ist zwar nicht ganz klar, aber trotzdem hat die Stimmung etwas und ich genieße einfach nur den Moment.
Zum Glück entscheiden wir uns nach dem Frühstück, noch den kleinen Ort Crestet anzuschauen, denn sonst hätten wir das bisherige Highlight des Urlaubs verpasst. Vom Parkplatz aus ist es nur ein kurzer Weg ins Dorf, der sich in jedem Fall lohnt. Hübsche und gepflegte, aber nicht übersanierte Steinhäuser mit engen Gassen – das ist genau nach unserem Geschmack. Wir erklimmen eine recht abenteuerliche in den Fels gehauene Steintreppe zum „Schloss“ hinauf und können von dort oben nochmals zum Mont Ventoux schauen. Es gäbe auch ein wunderschönes Restaurant mit recht günstigen Gerichten, z.B. ein Croque Monsieur inclusive Salat für 15 €, aber wir haben ja gerade erst gefrühstückt. Vielleicht kommen wir nochmal wieder, weil es hier so wunderschön ist.






Weiter geht es nach Carpentras zum Super U – unsere Milchbestände gehen dem Ende zu und wir brauchen für die nächsten 3 Tage etwas zum Kochen. Das ist schnell erledigt, Adriano spritzt in der benachbarten Autowaschstraße auch noch schnell Vogeldreck von Schorschis Dachfenster.
Nun steht ein Touri-Hotspot auf dem Plan – die Quelle der Sorgue in Fontaine-de-Vaucluse., die im Frühjahr und nach starken Regenfällen ein sprudelnder Quelltopf sein soll. Am Dorfeingang gibt es mal wieder nur einen Parkplatz für Pkw’s, der Womo-Stellplatz ist voll, wir können zum Glück am Straßenrand mit dem Kasten stehen. Bei der Durchfahrt durch den Ort haben wir schon gesehen, dass sehr viele an diesem Tag zur Quelle strömen; eigentlich so gar nicht unser Ding, aber wenn wir schon mal hier sind….
Der Weg zur Quelle am Fluss entlang ist dann gesäumt von jeder Menge Souvenirshops und Eisgeschäften. Wer bitte schön soll denn das ganze Eis essen? Was muss hier erst in der Hochsaison los sein?! Der Fluss hat herrlich klares Wasser, es gibt einige Stromschnellen und kleine Wasserfälle. Gespannt laufen wir bis zum Ende des Wegs und sehen……..NICHTS! Dort, wo die Quelle entspringt, ist momentan nur ein riesiges Loch, in das man nicht tief genug schauen kann, um den vielleicht vorhandenen Wasserspiegel zu sehen. Die Menschen drängeln sich, um ein Foto vom leeren Loch zu machen (machen wir natürlich auch) und recht schnell sind wir wieder auf dem Rückweg zu Schorschi. Das war also mal wieder eine Touristenattraktion, die man sich getrost sparen kann.



Für uns geht es weiter Richtung Luberon, wo wir in Oppède einen Parkplatz zum Schlafen gefunden haben. Der ist neu angelegt und wir sind neben einem weiteren Womo die einzigen, die dort die Nacht verbringen werden mit Blick auf Oppède-le-Vieux. Auch hier erleben wir wieder einen schönen Sonnenuntergang.

5. Tag 14.04.2022
Der Tag beginnt bei wunderschönem und warmem Wetter an unserem ruhigen Schlafplatz.

Heute steht als erstes mal wieder Der- und Entsorgung auf dem Plan. Der erste Stellplatz, den wir in Goult anfahren, ist mit Schranke abgesperrt – wir müssten den 24h-Preis zahlen, um nur kurz „unsere Geschäfte“ zu erledigen. Also weiter nach App zur nächsten Station. Die ist leider bis Mitte April gesperrt, Grauwasser können wir wenigstens ablassen. Station 3 liegt in Villars, also etwas hinter Roussillon, zu dem wir heute wollen. Aber wir brauchen dringend Frischwasser, also muss der kleine Umweg sein. Auch hier ist der Platz mit Schranke gesperrt, aber man kann für 1 Stunden und 4 € ein Ticket ziehen und somit die V/E nutzen. Wir sind aber mal wieder zu doof zur Bedienung des Geräts und eine freundliche Campern muss uns erklären, in welchen Schlitz wir das gelöste Ticket stecken müssen, damit die Schranke öffnet. Die V/E-Station ist aber perfekt und nach 20 Minuten ist alles erledigt.



Nun geht es aber nach Roussillon. Ich habe einen. Winzer bei France Passion ausgesucht, der zwar keine Tiere erlaubt, unseren Minihund aber vielleicht doch. Von dort wäre es nur ein kurzer Fußweg zum Sentier des ocres. Leider versperrt ein LKW, der einen großen Container anliefert, die Zufahrt zum Winzer und so parken wir Schorschi einfach am Straßenrand. 10 Minuten Laufen und schon stehen wir im Dorf, das wir uns später auch noch ansehen wollen. Am Eingang zu den Ockerfelsen kommt uns ein „ehemals weißer“ Hund entgegen – wir können uns also vorstellen, wie Sunny gleich aussehen wird. Der Eintrittspreis ist mit 3 € moderat; es sind allerdings wirklich viele Leute unterwegs. Einsame Fotos werden das wohl kaum, aber ein Besuch ist es allemal wert.








Der große Rundweg durch die rote Felslandschaft dauert incl. Fotostopps max. 90 Minuten. Es geht etwas rauf und runter; man sollte also geländegängig sein und festes Schuhwerk tragen. Noch ein kurzer Bummel ins Dorf, ein Eis für mich und weiter geht es zu einem anderen France-Passion-Winzer in Bonnieux, der nichts gegen Hunde hat. Der Platz, auf den wir uns dort stellen dürfen, ist zwar auch nicht top, aber wir können unsere Stühle rausstellen und in der Sonne noch etwas relaxen. Außerdem fängt nun das große Saubermachen unserer Schuhe und von Sunny an.




Zum Abendessen gibt es eine „Pseudo-Calzone“ aus dem Omina. Mit Fertigteig und schlechter Tomatensauce aus dem Super U kann das einfach nur nachgemacht schmecken, aber wir werden zumindest satt. Der Rosé, den wir beim Winzer als Dankeschön für die Übernachtung gekauft haben, lässt auch zu wünschen übrig (irgendwie schmeckt er „im Abgang“ nach Blech). Mit viel Eis zum Verdünnen geht auch das!
Die Nacht ist herrlich ruhig und wir freuen uns auf den nächsten Tag.
6. Tag 15.04.2022
Nach der entspannten Nacht beim Winzer wollen wir uns noch schnell Apt anschauen. Eigentlich wäre es angesagt, dies am Samstag zu machen, denn Abt ist berühmt für den größten provencalischen Markt. Da aber so viele Franzosen in den Osterferien unterwegs sind, ist das gerade am Ostersamstag wohl keine gute Idee und Adriano steht sowieso nicht auf Märkte. Also fahren wir am Karfreitag in den Ort und finden problemlos einen Parkplatz direkt bei der Altstadt am Fluss. Jetzt in der Mittagszeit ist so gut wie nichts los. Zum Teil sind die Geschäfte trotz des Feiertags geöffnet, aber es sind kaum Leute unterwegs. Vielleicht liegt das auch an der Hitze, denn auch wir haben nach einer halben Stunde kaum noch Lust auf Pflastertreten. Zudem macht die Stadt einen leicht schmuddeligen Eindruck und bietet – für uns – kein besonderes Flair, so dass wir schnell wieder am Parkplatz sind und unsere Fahrt zum Meer antreten.


Wir wählen die Strecke quer durch das Montagne du Luberon, queren den Fluss Durance und machen eine Kaffeepause am schönen Stausee Bassin de St. Christophe. Wir wollen noch zu einer V/E-Station und so steuern wir Istres an, wo es einen Stellplatz gibt. Man muss dort ein Ticket für die Einfahrt lösen, was aber für die V/E incl. 2 Stunden Parken nur 3,10 € kostet. Es ist schon spät am Nachmittag, unsere Straßenkarte zeigt uns, dass der Ort Fos-sur-Mer das naheliegendste Ziel für uns am Meer ist, und so beschließen wir, dort im Hafengebiet zu übernachten. Es gibt dort jede Menge kostenlose Parkplätze und wir wählen letztendlich einen im Bereich der Marina für Segelboote. Nach einem kleinen Bummel durch das Hafengelände und einem Apéro in einer Bar erleben wir diesmal einen schönen Mondaufgang bei weit geöffneter Schiebetür. Das ist Vanlife!




7. Tag 16.04.2022
Wieder eine ruhige Nacht verbracht! Nach einem schönen Frühstück mit Blick auf die Boote im Hafen von Fos-sur-Mer steht heute die Camargue auf dem Programm. Was erwarten wir? Natürlich Wildpferde, Flamingos und schwarze Stiere!!!
Der Weg soll uns an den Salinen von Giraud vorbei führen ins bekannte Örtchen Saintes-Maries-de-la-Mer. Zunächst geht es an einem hässlichen riesigen Industriegebiet vorbei, bis wir vor der Fähre über die Grand Rhone im Stau stehen. Ostersamstag – tolles Wetter – da hält auch die Franzosen nichts zuhause! Laut Google soll es 30 Minuten Verzögerung geben; wir stehen aber letztendlich mehr als 90 Minuten im Stau. Nun kapieren wir auch, warum Google Maps uns über Arles leiten wollte. Wäre ein Umweg gewesen, aber sehr viel schneller.


Auf der anderen Seite der Rhone erwartet uns nun also die Camargue. Wir fahren extra einen Schlenker an einen Spot, an dem es in jedem Fall Flamingos geben soll. Nun ja, wir schaffen es, ca. 15 zu zählen, die ich aber auch nur dank des großen Zoom-Objektivs gut erkennen kann. Bei der Gelegenheit fahren wir zufällig an einem Bauernhof vorbei, der auf der Weide einige der Stiere stehen hat. Zwei Punkte unserer Camargue-Liste also abgehakt.


Aber wo sind die frei laufenden Pferde? Auch auf der Fahrt nach Saintes-Maries keine Spur – nur jede Menge arme Geschöpfe, die auf einer Koppel stehen und Touristen im Sattel befördern sollen. Letztendlich erhaschen wir im Vorbeifahren den Blick auf 2 freilaufende Pferde, die vermutlich „extra“ auf uns gewartet haben, damit wir nicht zu frustiert sind.
Auch der Ort Saintes-Marie ist eine einzige Enttäuschung. Übervoll, laut, ein Touri-Restaurant neben dem anderen, und der angepriesene Stellplatz direkt am Meer ebenfalls komplett überfüllt. Wir nutzen einfach nur die V/E-Station und flüchten schnell wieder.


Wir haben also noch eine Lektion gelernt. Versuche niemals, am Osterwochenende zur französischen Schulferienzeit einen Stellplatz am Meer zu bekommen. So fahren auch wir wieder ins Hinterland und probieren dort unser Glück. Wie es weitergeht, erfahrt ihr im 3. Teil unseres Roadtrips in die Provence.
Routen Teil 2



