Route des Grandes Alpes #5 | Der Letzte mit Fazit

Endspurt auf der Route des Grandes Alpes – es sind nur noch 120 km und 3 Pässe bis Menton an der Cote d’Azur, dem Endpunkt dieser Panoramastraße. Schnallt euch an, kommt bis zum Ende mit, denn da gibt es eine kurze Zusammenfassung unserer Tour mit einem kleinen Fazit und ein paar Tips für euch, solltet ihr diese Reise auch im Sinn haben. Ganz am Ende der Seite findet ihr auch noch ein Tourbook mit der Beschreibung unserer Tagesetappen.

Start in Roubion

Geschlafen haben wir auf dem kostenlosen Stellplatz eines Skilifts bei Roubion, herrlich ruhig gelegen und mit fast allem, was das Camperherz begehrt. Unser Brot ist aus – einen Bäcker gibt es hier nicht. Also heißt es zuerst Strecke machen ins 30 km entfernte d’Almaz, in dem es eine tolle Boulangerie geben soll. Die enge und kurvige Strecke des Col de la Couillole kostet ganz schön viel Zeit und auch die Auffahrt zum Col St. Martin muss fast komplett bewältigt werden. Dann halten wir endlich ein Baguette in den Händen und können ausgiebig frühstücken.

Abfahrt vom Couillole
Boulangerie in Saint d’Almaz

Col St. Martin (La Colmiane), Pass Nr. 15

Bis zum Col St.Martin, auch La Colmiane genannt, ist es nicht mehr weit. Die Passauffahrt ist völlig unspektakulär und die Passhöhe verdient den Namen eigentlich nicht – zudem mit Abstand die Hässlichste der ganzen Tour. Es ist ein in die Jahre gekommenes Skigebiet mit Bauten aus den 60-ern – das alles passt irgendwie so gar nicht zur Umgebung. Wir halten noch nicht mal an, sondern fahren sofort weiter.

Col de Turini, Pass Nr. 16

Bei der Auffahrt zum nächsten Pass, dem Col de Turini, erwartet uns mal wieder eine besonders komfortable Ortsdurchfahrt in La Bollene de Vésubie. Zum Glück Einbahnstraße, aber mit einer Baustelle zur Zeit besonders eng. 

Die Strecke ist kurvig, führt aber die meiste Zeit durch Wälder, so dass man nur selten Aussicht hat. Auf der bebauten Passhöhe angekommen bietet sich ein eher tristes Bild. Einige geschlossenen Hotels und Restaurants – auch kein Ort, an dem wir länger verweilen möchten. Von der berühmten Geschichte der Ralley Monte Carlo, die hier über den Pass führt, ist nicht viel zu spüren. Ein paar Fotos und Banner hängen vor einer Bar mit Bildern aus vergangenen Tagen.

Auf der Abfahrt kommen wir dann noch an einer schön gelegene. Kapelle vorbei – Notre Dame de la Menour. Ein Viadukt führt hinauf und hier lohnt sich dann mal wieder eine Drohnenaufnahme.

Auffahrt zum Col de Turini

Schlafplatz bei Sospel

Auch wenn es heute oft diesig war – die Temperaturen liegen deutlich höher als im Hochgebirge und wir haben mächtig geschwitzt. Deshalb fahren wir nicht noch bis Menton, dem Ende der RDGA, sondern bleiben noch eine Nacht in der Nähe von Sospel auf einem Parkplatz mit Aussicht Richtung Westen. Leider kein schöner Sonnenuntergang, weil am Horizont Wolken sind.

Col de Castillon , Pass Nr. 17 und Ankunft in Menton

Am nächsten Morgen sind es nur noch 25 km bis Menton. Auf dem Weg liegt der letzte Pass, der Col de Castillon, den wir fast nicht finden, weil es keine richtige Passhöhe gibt und ein altes Schild vollkommen versteckt hinter einem Gartenzaun steht.

Kaum das Ortsschild Menton passiert erwartet uns auch schon der Großstadtverkehr Mentons. Stop & Go geht es zum Meer, das heute nicht blau leuchtet, weil der Himmel ziemlich trüb ist. An der Uferpromenade ist an einen Parkplatz mit Womo nicht zu denken – noch nicht einmal für einen Pkw gäbe es heute eine Lücke. So muss Adriano mich mal wieder rausspringen lassen und Kreise drehen, bis ich zurück komme. Mich zieht es nämlich zur Bodenplakette der RDGA, die genauso aussieht wie die am Beginn der Tour in Thonon-les-Bains. Hier ist sie allerdings an einer wirklich ungünstigen Stelle platziert – direkt an der Hauptstraße neben einer Barrikade. Na ja – für ein Foto reicht’s.

Ich flitze zu Adriano zurück, der nicht weit entfernt für einen kurzen Moment auf einer „verbotenen“ Sperrfläche gestanden hat. In diesem Trubel hält uns nichts mehr und wir beschließen, sofort weiter zu ziehen. Morgen gibt es in Frankreich auch noch einen Generalstreik – also nichts wie rüber nach Italien.

Schorschi hinter der Plakette in Menton
Ziel erreicht

Fazit

Die Route des Grandes Alpes, kurz RDGA

Die offizielle ausgeschilderte Hauptroute der RDGA ist knapp 700 km lang und führt über 17 Pässe, 6 davon über 2.000 m hoch. 

Eine große Hilfe war für uns die Karte von Foly Maps, weil sie sehr übersichtlich ist und auch einige Zusatzschleifen abseits der Hauptroute beschreibt. Karte zur RDGA: www.amzn.to/46MtKJp

Beste Reisezeit

Offiziell heißt es, dass die RDGA von Anfang Juni bis Mitte Oktober befahren werden kann, hängt aber davon ab, ob im Juni nochmal Schnee fällt und wann der erste im Oktober kommt. Wir kennen jetzt nur die 1. Septemberwoche, haben aber von anderen gehört, dass man Juli/August wegen der Schulferien in Frankreich in jedem Fall meiden sollte, wenn man nicht im Kolonnenverkehr über die Passstraßen schleichen möchte. Gegenverkehr auszuweichen bei den kurzen Ausweichbuchten kann dann schon mal zu einer sehr großen Herausforderung werden. Deshalb empfehlen wir die 2. Junihälfte oder den September für eine Tour. Aber Achtung: auch dann kann es kurzfristig wegen Schneefällen zu Pass-Sperren kommen. Auch Radsportveranstaltungen können einem in die Quere kommen – einige der Pässe gehören z.B. zum Standardprogramm der Tour de France. Deshalb am besten immer täglich die jeweiligen Seiten im Internet checken.

Beschränkungen für Womos

Eine der größten Hürden zum Befahren der RDGA können die Womo-Maße sein. Zum Col du Galibier kommt man z.B. nur bis 3,5 t hinauf – alle anderen müssen unten durch den Tunnel. Der Col de la Cayolle lässt zwar mehr Gewicht zu, hat aber Grenzen bei Höhe, Länge und Breite. Aus unserer Sicht geht dieser Pass sowieso nur mit einem schmalen Kastenwagen von max. 6,40 Länge, alles andere kann problematisch werden. 

Wie so oft hängt es auch davon ab, wie sicher man im Umgang mit seinem Fahrzeug ist. Fühlt man sich unwohl beim Rückwärtsfahren auf engen Straßen oder kann Abstände schlecht einschätzen, ist die RDGA unter Umständen keine gute Wahl. 

V/E-Stationen

Hier gilt: vorausschauend planen. Frischwasser nicht bis zum letzten Tropfen aufbrauchen und die Kassette auch mal leeren, wenn sie nur halbvoll ist. In den größeren Tälern zwischen den Pässen gibt es überall Stellplätze mit Versorgung, aber wenn man kurzentschlossen oben auf einem Pass übernachten möchte, findet man dort in der Regel nichts. 

Tankstellen

Mit den Tankstellen verhält es sich genauso. Auch hier ist etwas Planung die halbe Miete. Und wenn man sich dann noch zuvor auf der Website www.prix.carburants über die günstigsten Preise informiert, kann man auch schon mal 20 € bei einer Tankfüllung sparen. 

Mobilfunknetz

Mit dem Mobilfunknetz hatten wir ab und zu mal so unsere Probleme. Besonders auf den großen Pässen gab es manchmal absolut keinen Empfang. Blöd, wenn man schnell mal etwas nachgucken möchte, z.B. ob man mit der Drohne fliegen darf oder nicht. 

Drohne

Wenn ihr damit unterwegs seid, findet ihr auf der Website www.geoportail.gouv.fr alle Infos zu Flugverbotszonen und gestatteten Flughöhen. 

Unterwegs mit Hund

Und zu guter Letzt eine Info für alle, die mit ihrer Fellnase reisen. In einigen Nationalparks, z.B. dem Mercantour, sind Hunde außerhalb des Campers nicht erlaubt, also auch nicht an der Leine. Dies geschieht zum Schutz des empfindlichen Ökosystems in den Parks und sollte wirklich beachtet werden.

Nützliche Links

Infos zur RDGA:  www. routedesgrandesalpes.com www.mopedhotel.de

Infos zu Pass-Sperren: www.alpenrouten.de www.alpenpaesse.de www.alpenjournal.de

Karte zur RDGA: www.amzn.to/46MtKJp

Und zum Schluss

Manche von euch fragen sich vielleicht,  warum wir uns nicht mehr Zeit genommen haben. Einfache Antwort: Die hat es nicht gebraucht. 5 Tage reichen locker für die Hauptroute – wir haben 2 Tage dran gehängt für unsere Extras. Außerdem wussten wir, dass nach 1 Woche das Wetter sehr viel schlechter  werden soll und Sonnenschein ist wirklich das A und O auf der Strecke. Kurz nach unserer Tour hat es in den Hochalpen geschneit und der Col de l’Iseran wurde gesperrt. Also alles richtig gemacht.

Ich habe lange überlegt, ob ich die Route des Grandes Alpes mit einem Wort beschreiben kann und da kommt mir nur eins in den Sinn: Bombastisch. Diese fantastische hochalpine Bergwelt bei dem Wetter – das ist eine Tour, die sich für immer ins Gedächtnis einbrennt. Am Ende auf den 4 letzten Pässen, die mehr oder weniger nur durch Wälder führten, ließ unsere Begeisterung etwas nach. Ist aber verständlich, wenn man von den großen Pässen mit grandioser Aussicht kommt. Ich glaube, wir sind die RDGA nicht zum letzten Mal gefahren – das nächste Mal vielleicht einfach in die andere Richtung von Süd nach Nord mit ein paar weiteren Extraschleifen und dann im Juni, wenn auf den Bergen noch Schnee liegt. 

Tourbook

1. Etappe – 190 km – 4,5 Std Fahrzeit

Start: Thonon-les-Bains

Pässe: Col de Gets – Col de la Colombière – Col des Aravis – Col des Saisies – Cormet de Roselend

Ziel: Bourg-St.-Maurice – Übernachtung frei auf Parkplatz

2. Etappe – 140 km – 4 Std Fahrzeit

Start: Bourg-St.-Maurice

Pässe: Col de l’Iseran – Col du Télégraphe

Ziel: Valloire – Übernachtung frei auf Parkplatz

3. Etappe – 150 km – 4,5 Std Fahrzeit

Start: Valloire

Pässe: Col du Galibier – Col du Lautaret (nur Abfahrt) – Col de l’Izoard – Col de Vars

Ziel: Jausiers – Übernachtung kostenlos auf städtischem Stellplatz

4. Etappe – 115 km – 3,5 Std Fahrzeit

Start: Jausiers

Pässe: Col de la Cayolle

Ziel: Annot – Übernachtung kostenlos auf städtischem Stellplatz

5. Etappe – 190 km – 5,5 Std Fahrzeit (Zusatzrunde NICHT RDGA)

Start: Annot

Pässe: Col de la Colle-St.-Michel – Col d’Allos – Col de la Bonette – Col de Raspaillon – Col de la Couillole

Ziel: Beuil – Übernachtung frei auf Parkplatz

6. Etappe – 120 km – 4 Std Fahrzeit

Start: Beuil

Schluchten: Gorges du Cians – Gorges de Daluis

Pässe: Col de Valberg – Col de la Couillole

Ziel: Roubion – Übernachtung kostenlos auf offiziellem Stellplatz des Skilifts

7. Etappe – 110 km – 4 Std Fahrzeit

Start: Roubion

Pässe: Col de la Couillole – Col de St. Martin (La Colmiane) – Col de Turini

Ziel: Sospel – Übernachtung frei auf Parkplatz

8. Etappe – 25 km – 1 Std Fahrzeit

Start: Roubion

Pässe: Col de Castillon

Ziel: Menton