Am Ostersamstag haben wir ein Familientreffen im 50 km nordöstlich von Mailand gelegenen Bergamo. Nebenher wird aber auch noch genug Zeit sein, die auf einem Hügel liegende Oberstadt, die Città Alta, zu erkunden. Bei uns zuhause sieht es blumentechnisch zwar nach Frühling aus, aber die Temperaturen sprechen eine andere Sprache. Auf der Alpensüdseite soll es aber etwas wärmer sein und am Samstag sogar die Sonne scheinen.
Anreise am 06.04.2023
Fahrtechnisch sollte man eine Reise in den Süden zu Ostern eigentlich vermeiden. Jede Menge Staus sind angesagt, den ersten haben wir schon kurz nach der Auffahrt auf die A5 Richtung Basel.
Auf der Gotthardroute ist ein Jahrhundertstau angekündigt und zu diesem Zeitpunkt weiß man noch nicht, dass Fachkräfte für Klebstoffe für zusätzliches Chaos sorgen werden (Klimaaktivisten kleben sich vor dem Nordportal des Gotthardtunnels auf die Fahrbahn). Aus diesem Grund haben wir uns für den San Bernardino Tunnel entschieden – am Ende brauchen wir aber auch hier 9 1/2 Stunden für die 560 km.


Schlafplatz im Tessin
Nach 7 Stunden im Van + 1 Stunde Abendessenpause haben wir gegen Mitternacht keine Lust mehr und suchen uns einen Schlafplatz. Wir entscheiden uns für den in P4N erwähnten in Grono direkt am Fluss. Hier waren wir schon mal vor 2 Jahren und es ist trotz der Nähe zur Autobahn herrlich ruhig.
Adresse: Via Golena, 6537 Grono (Tessin)
GPS-Koordinaten: 46.2492, 9.1593 | N 46°14’57“ E 9°9’33“
Fahrt nach Bergamo am 07.04.2023
Gut, dass wir die Gotthardstrecke gemieden haben – über 2 Stunden Wartezeit und das ging die ganze Nacht so. Allerdings stehen auch wir direkt nach dem Auffahren auf die Autobahn in einem Stau vor Bellinzona. Bei der Überquerung des Luganersees passieren wir tatsächlich Wagen des berühmten Orient-Express. Ich habe mal nachgeschaut: London – Venedig kostet mind. 2.800 € pro Person. Ich glaube, da fahren wir lieber weiter mit unserem Schorschi herum. Weil auch beim Grenzübergang Chiasso heute jede Menge los ist, nehmen wir die Route über Bizzarone und bleiben bis Bergamo auf Provinzstraßen.
Stellplatz in Bergamo
Um 15 Uhr kommen wir endlich am privaten Stellplatz direkt unterhalb der Altstadt an. Von hier aus können wir fußläufig alles erreichen. Bevor wir in die Città Alta aufbrechen, brauchen wir aber erst mal einen Kaffee mit Kuchen.
Adresse: 33 Via dello Statuto, 24128 Bergamo
GPS-Koordinaten: 45.7000, 9.6524 | N 45°41’60” E 9°39’9”
20 € für 24 Stunden, asphaltierter Untergrund, V/E-Station (Wasser im Preis enthalten), Stromanschlüsse vorhanden, keine Duschen oder WC’s, bewacht und abends spätestens ab 22 Uhr Tor verschlossen, man spricht auch Englisch


1. Tour durch die Oberstadt
Der nette Stellplatzbetreiber hat uns mit einer Karte versorgt, auf der der Fußweg zur Standseilbahn eingezeichnet ist. Die sogenannte Funicolare führt in die Oberstadt, so dass man sich die vielen Treppenstufen spart. Aber irgendwie fehlen auf dem Plan viele Straßennamen und wir finden nicht den Weg bzw. sehen einen Straßentunnel, der uns für Fußgänger nicht geeignet zu sein scheint und an dem wir vorbei laufen. Schwerer Fehler, denn das wäre genau richtig gewesen (der Tunnel ist relativ kurz und es gibt für Fußgänger einen Gehweg). So „irren“ wir etwas herum und steigen schlussendlich doch über unzählige Treppenstufen zur Oberstadt hinauf. Ganz schön Schweiß treibend – das werden wir morgen in den Muskeln spüren!
Ohne die Suche nach der Funicolare hätte es einen direkteren Weg hinauf gegeben, aber nun sind wir oben und starten am Tor San Giacomo unsere Tour durch die Altstadt. Erstmal heißt es ab zum zentral gelegenen Piazza Vecchia im Herzen der Città Alta. Auf dem gut 50 Meter hohen Stadtturm aus dem 11. Jahrhundert war Adriano noch nie – also nochmal Treppensteigen! 5 Euro Eintritt zahlt man für die 230 Stufen und den Besuch des geschichtlichen Museums. Einen Lift gäbe es auch, aber das wäre ja zu einfach. Gute 3 Minuten brauchen wir (mit 2 Verschnaufpausen), bis wir die tolle Aussicht genießen können. Vorsicht zur vollen Stunde. Wenn ihr dann hier oben steht, haltet euch die Ohren zu, denn es wird SEEEHR laut.
Noch ein kurzer Gang durch die Museumsräume und weiter geht es zum Nordportal der Basilika Santa Maria Maggiore. Hier stützen 2 rote Löwen die Säulen vor dem Eingang. Auch an anderen Stellen trifft man die venezianischen Löwen , wie z. B. am Tor San Giacomo die geflügelte Version. Sehr dunkel ist es drinnen und wir wechseln nach nebenan in den Dom.
Als wir aus der Kathedrale herauskommen, schüttet es aus Kübeln. Natürlich haben wir vorhin am Van bei 28 Grad und Sonnenschein nicht an Regen gedacht und deshalb keinen Schirm mitgenommen. Würden wir so durch die Stadt laufen, wären wir innerhalb weniger Minuten vollkommen durchnässt. Daher suchen wir eine halbe Stunde unter einer Markise Schutz, bis wir beschließen, einfach etwas essen zu gehen. Das geht immer! Ganz in der Nähe finden wir tatsächlich ohne Reservation ein Plätzchen in einem Restaurant, in dem es die typischen Spezialitäten der Region gibt – Casoncelli alla Bergamasca, gefüllte Teigwaren mit geschmolzener Butter, Salbei und Speck. Für Adriano gibt es zum Abschluss ein Tiramsu. Den Abendkaffee genehmigen wir uns in der Pasticceria La Marianna. Was es hier für eine Spezialität gibt, verraten wir euch im 2. Teil.
Die abendliche Stimmung in Bergamo ist in jedem Fall sehr schön und die solltet ihr bei einem Besuch auf keinen Fall verpassen. Es gibt unzählige Bars und Restaurants, die auch zu später Stunden noch gut besucht sind. Auf unserem ca. 30-minütigen Fußweg zum Stellplatz hören wir um 22 Uhr noch die hundert Schläge des Campanone, die früher unter der venezianischen Herrschaft die Schließung der Stadttore angekündigt haben.
Der Stellplatz hat sich im Laufe des Nachmittags noch gut gefüllt und die Wohnmobile stehen dicht an dicht – eigentlich nicht so unser Ding. Die zentrale Lage zur Citta Alta ist aber Gold wert, wobei man die Wege trotzdem nicht unterschätzen sollte, die man hier so läuft. Heute sind bei uns einige Kilometer zusammen gekommen, was wir in den Füßen und Knochen spüren. Deshalb freuen wir uns jetzt umso mehr auf unser gemütliches Bett im Schorsch! Wie es bei uns in Bergamo weiter geht und was der Rückweg noch für Highlights bietet, seht ihr im 2. Teil.








Infos zu Bergamo
Die Stadt liegt in der Lombardei am Alpenrand. Nördlich erheben sich die Bergamasker Alpen mit den höchsten Wasserfällen Italiens, südlich erstreckt sich die Po-Ebene. Die Stadt selbst teilt sich in die Oberstadt, die Città Alta, und die Unterstadt, die Città bassa. Die Oberstadt ist komplett umgeben von der venezianischen Stadtmauer aus dem 16. Jahrhundert. Aus dieser Zeit unter der Republik Venetien stammen die meisten historischen Bauwerke.
Bergamo hat rund 120.000 Einwohner und die Region gehört zu den wirtschaftlich stärksten Italiens. Massentourismus ist hier noch ein Fremdwort, so dass man recht entspannt die Schönheit der Stadt genießen kann. Solltet ihr also mal auf dem Weg Richtung Toskana sein oder am Gardasee Urlaub machen, lohnt sich ein Abstecher nach Bergamo in jedem Fall. Aus unserer Sicht die bessere Wahl als ein Besuch im nahen und sehr geschäftigen Mailand. Auf folgenden Websites findet ihr ausreichend Informationen sowohl für einen Besuch des historischen Bergamo als auch der gleichnamigen Provinz.
https://www.italien-inside.info/orte/lombardei-bergamo.html
https://www.visitbergamo.net/de/
https://www.viva-italia.it/Regionen/Lombardei/Sehenswerte-Orte/Bergamo.php