Städtetrip nach Bergamo, Lombardei | Teil 2

Weiter geht es mit unserer Erkundung von Bergamo. Es geht wieder in die Città Alta, die historische Oberstadt, bevor wir den Rückweg über 2 Alpenpässe antreten.

In die Oberstadt mit der Funicolare

Der Stellplatz war eine sehr gute Wahl, denn es war total ruhig in der Nacht, so dass wir perfekt geschlafen haben. Und bei dem Sonnenschein sind wir top motiviert für einen weiteren Tag in der Città Alta. Heute soll es wirklich mit der Funicolare nach oben gehen. Wenn ihr mal hier seid, nehmt den Weg durch den kurzen Straßentunnel, den der nette Stellplatzbetreiber im Plan eingezeichnet hat. Dann sind es nur knapp anderthalb Kilometer und 25 Minuten zur Funicolare. Wir nehmen auch heute einen Umweg, kommen aber letztendlich an der Station in der V. le V. Emanuele II, 64 an.

 Oh je – das sieht hier nach Warten aus. An diesem Samstag sind wir nicht die einzigen, die mit der Standseilbahn hoch wollen – es hat sich eine lange Schlange vor dem Zustieg gebildet. Wir sind überrascht, dass wir nach 20 Minuten Wartezeit doch schon einsteigen können, allerdings wird der Wagen wirklich voll gepackt. Wenn ihr Berührungsängste habt, ist das enge Stehen sicher nichts für euch. Zum Glück ist die Fahrt nur kurz und schon stehen wir am Piazza Mercato delle Scarpe. Das Einzelticket kostet übrigens 1,50 €/Person.

Standseilbahn in die Città Alta
Standseilbahn in die Città Alta

Auf den Hügel San Vigilio mit der Funicolare

Heute morgen sind wir relativ flott unterwegs, weil wir um halb eins bei unserem Familientreffen in einem Restaurant in der Altstadt sein wollen und vorher noch den benachbarten Hügel San Vigilio besuchen möchten.  

Auch dort gibt es eine Funicolare, die den Berg hinauf führt. Dazu müssen wir die gesamte Città Alta durchqueren. Die Talstation der 630 m langen Standseilbahn befindet sich außerhalb der Stadtmauern hinter der Porta San Alessandro. In knapp 3 Minuten bringt einen die Bahn, ebenfalls für 1,50 € pro Person, zur 90 Meter höher liegenden Bergstation. 

Nur wenige Schritte von der Bergstation entfernt hat man sofort einen herrlichen Blick auf die Città Alta. Wir laufen aber noch etwas den Hügel hinauf zur Burganlage San Vigilio, deren Ursprünge wohl bis in die Römerzeit reichen. Unterirdische Tunnel und  Geheimgänge soll es hier geben, einen davon kann man sogar besuchen, allerdings nur nach Vereinbarung. 

San Vigilio gehört zu den ruhigeren Plätzen in Bergamo und lohnt sich vor allem wegen des tollen Rundumblicks, bei guter Fernsicht bis in die Alpen. 

Standseilbahn nach San Vigilio
Hügel San Vigilio
Aussicht vom Garten der Festung
Città Alta von San Vigilio aus

Zu Fuß zurück in die Città Alta

Wir müssen uns jetzt etwas sputen, denn die Familie und das Mittagessen warten. Der Fußweg führt praktisch entlang der Funicolare zurück zum Tor Sant’Allesandro. Das Mittagessen ist im Ristorante Circulino organisiert und wir werden verwöhnt mit Casoncelli Bergamasci, Coniglio con Polenta (Kaninchen mit Polenta) und einem Kuchen zum Dessert.

Diese Menge an Kalorien müssen wir jetzt in Schritte investieren – nochmal geht es in die Altstadt Richtung La Rocca, der Festung von Bergamo. Solltet ihr zwischendurch eine Toilette brauchen, schaut bei der öffentlichen in der Via Mario Lupo vorbei. Solche Waschbecken habe ich noch nicht gesehen – musste erst mal studieren, wie das Ganze funktioniert.  Für 30 Cent ist das ein Erlebnis der besonderen Art. 

Vom Garten der Festung hat man dann einen etwas anderen Blickwinkel auf die Città Alta, sogar das Stadion kann man sehen, in dem gerade das Spiel Bergamo – Bologna stattfindet (Bergamo verliert 0:2). Das Singen der Fans kann man bis hierauf hören. 

öffentliche Toilette in der Via Mario Lupo (30 Cent)
La Rocca di Bergamo

Eine Spezialität schulden wir euch noch. Erinnert ihr euch, dass wir gestern im Café La Marianna waren, um abends einen Kaffee zu trinken?  Hier hat der Großvater des jetzigen Inhabers das Stracciatella-Eis erfunden. Klar, dass wir das probieren müssen, auch wenn das nicht unbedingt zu unseren favorisierten Eissorten gehört. 

In den Konditoreien gibt es noch jede Menge andere Verführungen, z.B. die Süßspeise Polenta e Osei dolce. Dieser Kuchen imitiert das ehemals in Restaurants angebotene Gericht Polenta e Osei, gebratene Wildvögel mit Polenta. Seit 2014 dürfen laut EU-Recht die meisten Wildvogelarten weder gekauft noch verkauft oder importiert werden und so ist das Gericht vom Speiseplan verschwunden. 

Stracciatella-Eis wurde in Bergamo erfunden
Süßspeise Polenta e Osei

Zum Abschluss möchten wir jetzt noch etwas entlang der 6 km langen Stadtmauer laufen. Damit diese im 16. Jahrhundert gebaut werden konnte, mussten damals viele Gebäude abgerissen werden und Tausende Einwohner verloren ihr Zuhause. Die 4 Stadttore, die den Zugang durch die Mauer ermöglichen, tragen alle das venezianische Stadtwappen des geflügelten Löwen. Von der Mauer aus sollen spektakuläre Sonnenuntergänge zu sehen sein, was sich kurze Zeit später auch bewahrheitet. Der Himmel ist zwar nicht wolkenlos, aber die teilweise sehr dramatischen Wolken mit den Lücken dazwischen sind sehr fotogen. Leider sorgen diese Wolken dann auch wieder für einen Regenschauer und wir müssen uns beeilen, zum Schorschi zurück zu kommen. Die Treppe bzw. der Weg (Scaletta via Fontanabrolo) , der ab hier direkt herunter führt, ist ganz schön steil und bei Nässe wie jetzt wird es rutschig – also Vorsicht! Wir spüren die vielen Kilometer, die wir heute zurückgelegt haben – den Kern der Oberstadt haben wir ganze 4 Mal durchquert. Deshalb freuen wir uns umso mehr auf unser gemütliches Bett im Schorschi.

venezianische Stadtmauer (Unesco Welterbe)
Sonnenuntergang an der Stadtmauer
unsere Wege zu Fuß (blau gestrichelt) durch die Oberstadt (rot = Funicolare)

Abschieds-Picknick mit der Familie und Rückfahrt

Am Ostersonntag gibt es noch ein gemeinsames Grillen im nicht weit entfernten Ort Albino, bevor wir dann um 16 Uhr unsere Rückfahrt antreten. Das Wetter in den Alpen soll sehr gut sein und so beschließen wir, über das Veltlin und den Bernina-Pass nach St. Moritz zu fahren. Von dort aus soll es am nächsten Tag dann via Julierpass über Chur und Zürich nach Hause gehen.

Picknick mit der Familie
Rückweg über Bernina- und Julierpass

Fahrt bis St. Moritz

Nach dem Volltanken geht es über eine Nebenstrecke Richtung Norden. Die Straße ist schmal und wir brauchen eine gefühlte Ewigkeit, bis wir am Lago di Endine auf die größere SS42 nach Lovere stoßen. Aber auch nach Tirana zieht es sich und wir bezweifeln, dass wir im Hellen in St. Moritz ankommen. Bei Brusio kommen Eisenbahnfans auf ihre Kosten. Die Gleise der Rhätischen Bahn queren hier teilweise die Autostraße und das Kreisviadukt Brusio, durch das 10 Meter Höhe ab- bzw. aufgebaut werden, ist mittlerweile Unesco Welterbe. Die Fahrt über den Berninapass erweist sich auch diesmal wieder als traumhaft schön, auch wenn es bereits dämmert. Vorteil der späten Querung des Passes: Es ist überhaupt kein Verkehr und wir haben die Strecke praktisch für uns alleine. Um 21 Uhr erreichen wir endlich St. Moritz und der Parkplatz, den wir mithilfe von P4N ausgesucht haben, ist gar nicht so schlecht. Direkt am See und an der Durchgangsstraße gelegen, aber kostenlos von 19 bis 9 Uhr.

Adresse Parkplatz: 5 Via Arona, 7500 St. Moritz, Koordinaten 46.4927, 9.8357 | N 46°29’34“ E 9°50’8“

auf der Passhöhe Bernina
Parkplatz in St. Moritz, Via Arona 5

Fahrt über Julierpass nach Hause

Mannomann, das war heute Nacht nochmal richtig kalt. Hier auf 1.800 Meter Höhe ging es auf minus 8 Grad runter – die Heizung hat am Ende der Wintersaison nochmal alles gegeben. 

Bei dieser Gelegenheit ist uns ein Feature unserer Webasto-Dieselheizung aufgefallen. Im Bedienpanel tauchte zum 1. Mal ein Bergsymbol auf, weil wir noch nie beim Heizen in so großer Höhe standen. Die Webasto hat eine automatische Höhenanpassung und ändert wegen des geringeren Sauerstoffgehalts der Luft das Brennstoffgemisch, zumindest bis 2.200 Metern. Gut zu wissen, d.h. das Schlafen oben auf dem Berninapass  bei 2.300 Metern wäre nicht so toll gewesen.

Auch heute ist das Wetter ein Traum und die Fahrt über den Julierpass ist immer wieder ein Genuss. Die Passhöhe ist zwar nicht besonders reizvoll, aber die Strecke ist super ausgebaut und daher flüssig und flott zu fahren. Die umliegende Bergwelt mit den noch tief verschneiten Gipfeln und dem blauen Himmel ist ein Augenschmaus. Ohne Staus geht es heute an Chur und dem Walensee vorbei nach Zürich, wo wir noch einen kurzen Halt bei unserem Sohn einlegen. Heute zeigt sich der Zürichsee mit dem Alpenpanorama von seiner besten Seite!

südliche Auffahrt Julierpass
Kehren Nordrampe Julierpass

Infos zu Bergamo

Die Stadt liegt in der Lombardei am Alpenrand. Nördlich erheben sich die Bergamasker Alpen mit den höchsten Wasserfällen Italiens, südlich erstreckt sich die Po-Ebene.  Die Stadt selbst teilt sich in die Oberstadt, die Città Alta, und die Unterstadt, die Città bassa. Die Oberstadt ist komplett umgeben von der venezianischen Stadtmauer aus dem 16. Jahrhundert. Aus dieser Zeit unter der Republik Venetien stammen die meisten historischen Bauwerke. 

Bergamo hat rund 120.000 Einwohner und die Region gehört zu den wirtschaftlich stärksten Italiens. Massentourismus ist hier noch ein Fremdwort, so dass man recht entspannt die Schönheit der Stadt genießen kann. Solltet ihr also mal auf dem Weg Richtung Toskana sein oder am Gardasee Urlaub machen, lohnt sich ein Abstecher nach Bergamo in jedem Fall. Aus unserer Sicht die bessere Wahl als ein Besuch im nahen und sehr geschäftigen Mailand. Auf folgenden Websites findet ihr ausreichend Informationen sowohl für einen Besuch des historischen Bergamo als auch der gleichnamigen Provinz.

https://www.italien-inside.info/orte/lombardei-bergamo.html

https://www.visitbergamo.net/de/

https://www.viva-italia.it/Regionen/Lombardei/Sehenswerte-Orte/Bergamo.php