Wintercamping in Adelboden bei minus 10 Grad

Mitte Januar 2022 schneit es endlich in den Bergen und so fahren wir für 2 Tage nach Adelboden – Adriano zum Skifahren und ich zum Wandern. Mal sehen, wie sich unser Van bei den angekündigten Nachttemperaturen schlägt, denn auf Tour waren wir bei solch einem Wetter noch nie. Schafft es die Dieselheizung? Werden wir im Bett hinten an der Hecktür frieren? Kann die Heizung ein Öffnen des Frostwächters und Entleeren des Frischwassertanks verhindern?

Vorkehrungen / Zubehör für die kalten Temperaturen

Bisher haben wir kein spezielles Zubehör fürs Reisen im Winter angeschafft; nur unser Abwassertank ist werksseitig isoliert und beheizt (Sonderausstattung). Zudem wissen wir, dass bei uns am Oberrhein beim Durchheizen des Vans über den Winter durchaus das Wasser im Tank bleiben kann, denn zuhause sinken die Temperaturen fast nie unter -3°. Aber ganz unvorbereitet sind wir trotzdem nicht gestartet.

1. elektrische Heizdecke

Für meine kalten Füße im Bett habe ich mir etwas bestellt, damit ich einschlafen kann und nicht immer extra für die Wärmflasche Wasser aufkochen muss. Das ist nämlich gerade abends nervig, besonders, weil das Wasser auf über 1.000 m Höhe länger zum Aufkochen braucht (ca. 10 Min.).

Ich habe mir eine ganz kleine elektrische Heizdecke zugelegt, die am Fußende das Bett vorheizen soll. Beim Test zuhause hat diese unter der Bettdecke auf mittlerer Stufe gerade mal 20 W Leistungsaufnahme gehabt. 3 Minuten reichten, um ein wohliges Gefühl im Bett zu schaffen. Das bedeutet, dass in dieser Zeit gerade mal 0,1 Ah aus unserer Lithium-Batterie verbraucht werden – nicht der Rede wert. Und ich muss nach den 2 Tagen Adelboden sagen, dass sich die Anschaffung mehr als gelohnt hat. Sogar waschbar ist das Teil, weil man das Kabel von der Decke trennen kann. Ob ich mich allerdings traue, es in die Waschmaschine zu geben, wird sich noch zeigen.

Produktbild

2. Abdeckung fürs Cockpit

Erfahrungsgemäß ist das eine große Schwachstelle im Kastenwagen – das unisolierte Cockpit des Fahrerhauses. Es gibt spezielle Thermomatten für den Fußraum, die aber zum einen sehr teuer sind und zum anderen nur mühsam zu verlegen sind, was bei ständigem Fahren des Fahrzeugs zu umständlich ist. Wir behelfen uns hier mit einer alten Wolldecke, die wir über das Armaturenbrett legen und die bis zum Boden reicht. Zusammen mit dem Umstellen der Belüftung (statt Außenzufuhr Umluft wählen) hat das gute Dienste geleistet.

Für die Fenster müssen wir aber über die Anschaffung von Isoliermatten nachdenken, denn hier hat sich gezeigt, dass es in dem Bereich sehr kalt ist, die Feuchtigkeit des Innenraums an der Scheibe gefriert und die Standheizung deswegen sicher häufiger anspringt als nötig.

3. Lüftungspilz Bad

Der Adria 640 SGX hat im Bad eine Zwangsbelüftung durch einen sogenannten Pilz, d.h. es strömt ständig die Außenluft rein. Was im Sommer praktisch ist, erweist sich im Winter als „kaltes Loch“. Dort habe ich einfach einen kleinen Schaumstoffrest hinein geklemmt, so dass die kalte Luftzufuhr unterbunden wird.

Tourstart und Stellplatzproblem

Wie so oft können wir erst nach Büroschluss von Adriano starten und werden daher erst im Dunkeln in Adelboden ankommen. Laut P4N kann man an der Talstation der Sillerenbühlbahn gegen eine Gebühr von 10 CHF übernachten. Sollte das nicht klappen, sind wir etwas ratlos, denn ansonsten gibt es keine Möglichkeit des Freistehens in Adelboden, zumindest nicht im tiefen Winter.

An der Grenze fällt uns auf, das wir mit Schorschi jetzt schon ins 3. Jahr gehen, weil die 3. Schweizer Vignette an der Windschutzscheibe landet. Und was haben wir schon für tolle Touren mit ihm erleben dürfen.

Um 21 Uhr erreichen wir den Parkplatz der Bergbahn – nahezu leergefegt. Unser schlechtes, weil zu schwaches Originallicht der Fiat-Scheinwerfer leuchtet kaum den Platz aus und wir finden nicht das in P4N abgebildete Womo-Schild. Auf den Parkscheinautomaten steht dafür unmissverständlich der Hinweis des Nachtparkverbots – Klasse! Es wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben als wieder Richtung Frutigen zu fahren und auf einen sonstigen Wanderparkplatz zu hoffen. Nach 10 Minuten entdeckt Adriano am rechten Fahrbahnrand eine kleine Parkbucht und wir beschließen, hier zu bleiben in der Hoffnung, dass nachts nicht viel Verkehr ist (falsche Annahme!).

Etwas gerädert wachen wir morgens vom Wecker auf und fahren zurück zur Bergbahn. Ein netter Ordner weist uns einen Parkplatz für den Tag zu und erklärt, dass man nach Ausfüllen eines Zettels und Zahlung der Gebühr durchaus hier übernachten kann. Aber welchen Zettel und wo zahlen nach Kassenschluss der Bahn?

Bei einer kleinen Erkundungstour entdecke ich später das Womo-Schild, das umgedreht vom Parkplatz aus nicht sichtbar ist. Darf man hier nur im Sommer stehen? Auf der anderen Seite der Talstation gibt es ein weiteres Schild für Camper mit den Regeln: 10 CHF Gebühr pro Nacht, 2,75 CHF Kurtaxe pro Erwachsenem. Die Meldescheine stecken in einer Plastikbox unter dem Schild, daneben eine Geldkassette zum Einwurf des passenden Betrags in bar. Das haben wir aber gestern Abend mit unserer spärlichen Beleuchtung alles nicht entdeckt; nun sind wir schlauer und können wenigstens die 2. Nacht hier verbringen.

Schild mit Stellplatzregeln
Meldescheine in Plastikbox
Geldkassette für Gebühr incl. Kurtaxe

Unternehmungen am 1. Tag

Adriano beeilt sich, auf den Berg zu kommen und ist relativ schnell verschwunden. Er hat den Auftrag, mit der Insta-Action-Cam Videos vom Skifahren zu machen.

Ich möchte noch etwas warten, bis die Sonne hinter den Bergen hervor kommt und schneide derweil etwas an meinem Video zum Helgelandskystenweg, das ich in 2 Tagen veröffentlichen will. Mittags schnappe ich mir dann Sunny zu einem Bummel durchs Dorf. Adelboden selbst liegt gute 90 Meter höher als der Parkplatz, es gibt aber eine Gondel, die einen hinauf bringt. Allerdings ist das trotz Kurtaxe nicht kostenlos , sondern richtig teuer mit 13 CHF hin und zurück. Hätte ich vorher gewusst, dass eine steile Treppe direkt in den Ort führt, hätte ich mir das Geld sicher gespart.

5 Minuten später stehen wir schon direkt auf der Dorfstraße, die alles bietet, was das Touristenherz begehrt. Zuerst hole ich mir in der Tourist-Info meine Gästekarte (bezahlt ist bezahlt), mit der ich das Postauto kostenlos nutzen könnte. Danach zieht es mich den Berg hinauf, um die schöne Aussicht auf Adelboden zu genießen. Es ist wirklich grandios mit den frisch verschneiten Berggipfeln und ich kann mich nicht satt sehen. Lange werde ich aber nicht mehr laufen, denn Sunny – unser Schönwetterhund – friert und braucht eine warme Dusche. Also wieder mit der Gondel runter, nachdem ich aber zuerst noch einen Tisch fürs Abendessen im Restaurant Bären reserviert habe. Dort gibt es hausgemachte Rösti – LECKER!

Blick von Adelboden Dorf
Restaurant Bären mit hausgemachten Röschti

Es dauert nicht lange und auch Adriano landet müde, aber glücklich wieder im Van. Tolle Skiaufnahmen, die er vom Berg mitgebracht hat. Ihr müsst unbedingt unser Video anschauen – es lohnt sich alleine schon deshalb.

Das Abendessen im Bären erweist sich als gute Wahl. Mein Rinderfiletsteak ist top und auch Adrianos Cordon bleu schmeckt hervorragend. Wir haben einen Tisch an einem Aquarium und die Zierfische schauen uns gerne beim Essen zu. Noch ein Kaffee für Adriano im Van und dann fallen wir auch schon müde ins Bett.

Unternehmungen am 2. Tag

Wieder ist frühes Aufstehen angesagt, damit Adriano möglichst viel vom Skitag hat. Nachmittags müssen wir schon zeitig aufbrechen, denn die Rückfahrt dauert sicher 4 Stunden und morgen ist Arbeitstag.

Ich werde heute den Winterwanderweg von Oey Richtung Birg laufen, in der Hoffnung, dass es mit Sunny halbwegs geht. Sie ist einfach nicht wintertauglich, denn bei den kurzen Beinen wird auch ihr Bauch immer nass, so dass sie schnell friert. Wir haben schon einige „Hundemäntel“ ausprobiert, aber die mag sie überhaupt nicht und will sie immer abstreifen. Außerdem saugen die sich im Bauchbereich auch schnell mit Wasser voll, nützen also nicht wirklich.

Der Weg entlang des Flüsschens Engstlige entpuppt sich als Juwel. Schön abgeschirmt vom Verkehr läuft man durch eine idyllische Winterlandschaft, begleitet vom Rauschen des Baches. Eigentlich braucht man für die 3 km nur 40 Minuten, aber mit meinen Videostopps bin ich nach 1 Stunde immer noch nicht angekommen. An der Holzbrücke 1 km vor der Bergbahn Engstligenalp mache ich dann kehrt, denn Sunny ist schon wieder sehr nass. Wäre toll, wenn jetzt gerade ein Postauto käme, aber der Fahrplan passt so gar nicht zu meiner Wanderung. Ich müsste über 1 Stunde auf den nächsten Bus warten (Mittagspause) – da bin ich zu Fuß schneller wieder am Van. Für den Rückweg wähle ich die Strecke über die Bodenstraße – ein Fehler, wie sich rausstellt. Es gibt keinen Weg für Fußgänger und man muss einen Großteil auf der Fahrbahn laufen im Schneematsch. Ihr könnt euch denken, wie Sunny danach aussieht. Als erstes also wieder Hund unter die Dusche, Leckerli verteilen und schön in die warme Decke kuscheln.

Wanderweg an der Engstlige
Wanderweg an der Engstlige
arme Sunny
warm geduscht, getrocknet und müde im Körbchen

Adriano kommt um 15 Uhr zurück, wir machen uns etwas Warmes zu Essen und nach einem Kaffee mit Kuchen starten wir unseren Rückweg. Toll war’s!!!

Fazit Wintercamping

Es hat alles super geklappt und schreit nach Wiederholung. Die Dieselheizung schnurrt vor sich hin, rund um die Uhr. Nachts stellen wir den Thermostat auf 14 Grad und erreichen damit 17 Grad im Van, tagsüber erhöhen wir um 3 Grad. Die Lithium-Batterie hat die 48 Stunden trotz der vielen Stromverbraucher (Heizung, Kühlschrank, Kaffeemaschine) geschafft. Wir haben Adelboden mit einem Ladestand von 28 % (von 180 Ah Lithium-Batterie) verlassen, hatten ja keinen Landstrom und konnten die Solartasche nicht nutzen, weil wir im Schattenloch standen. Für eine 3. Nacht hätte es nicht gereicht (ohne Landstrom).

Die Decke über dem Cockpit war Gold wert und hat den kalten Luftzug aus dem Motorraum etwas abgehalten. Die sonstige Isolierung im Adria ist absolut ausreichend – auch beim Schlafen im Bereich der Hecktür haben wir keine zusätzliche Dämmung vermisst.

Unsere Innenraumtemperatur von 17 bis 20 Grad war ausreichend für den Betrieb des Frischwassers. Thermomatten für die vorderen Scheiben wären sicher eine sinnvolle Investition, um den Heizbetrieb etwas zu drosseln.