Roadtrip Normandie Teil 6 | von St. Malo in die Suisse Normandie

Heute machen wir einen kleinen Abstecher in die Bretagne und wollen am nächsten Tag schauen, ob es in der Suisse Normande wirklich nach Schweiz aussieht.

Saint Malo (Bretagne)

Bis St. Malo sind es vom Mont-Saint-Michel aus nur 50 km und wir erreichen um kurz nach 4 die Korsarenstadt. Nahe der Altstadt haben wir  bei den Parkplätzen das übliche Problem der Höhenbeschränkung, aber in einem knappen Kilometer Entfernung ist gerade zufällig eine Lücke direkt an der Straße frei. 

St. Malo wurde bei Bombenangriffen im 2. Weltkrieg zu 85 % zerstört. Danach wurde die Stadt möglichst originalgetreu wieder aufgebaut und so wirken die Gebäude viel älter als sie tatsächlich sind. Die Altstadt wird von einer 2 km langen begehbaren Mauer umrahmt – unser Spaziergang über die komplette Strecke dauert ungefähr eine Stunde. 

Am Stadtstrand unterhalb der Mauer ist schon mächtig was los und Unerschrockene sind trotz der kühlen Wassertemperatur im Meer und am berühmten Sprungturm. Ein Gläschen hier in der Strandbar würde uns schon reizen, aber der Hunger meldet sich und so wollen wir lieber ein Restaurant zum Essen suchen. Wir wählen das Café de L’Ouest, das noch relativ viel Platz hat.

Zu Austern können wir uns einfach nicht durchringen und so stehen kurze Zeit später gegarte Muscheln vor uns. Für Adriano ein Riesentopf Moules marinièrs und für mich gebratene Jakobsmuscheln. Also ich finde optisch macht mein Teller in jedem Fall was her. 15 Minuten später: Adriano kämpft immer noch mit seiner Riesenportion, während ich schon brav aufgegessen habe. Und weil Adriano aufgibt, darf Sunny auch eine Muschel probieren. 

Unser heutiges Programm ist noch nicht zu Ende. Wir wollen versuchen, ob wir an dem Aussichtspunkt, an dem wir gestern den Kaffee getrunken haben, einen schönen Sonnenuntergang mit Sicht auf den MSM erwischen. Aber schnell stellt sich heraus, dass hier nicht die richtige Position dafür ist. Um 21:30 wird es aber wirklich Zeit, dass wir einen Schlafplatz suchen. Den finden wir 15 km nördlich von Avranches und so kommen heute insgesamt 140 km zusammen.

Vor der Stadtmauer von St. Malo
Jakobsmuscheln mit Risotto

Suisse Normande

In der Nacht hat es kräftig geregnet – davon ist jetzt nichts mehr zu sehen. Als erstes müssen wir heute zur V/E. Ganz in der Nähe unseres Schlafplatzes finden wir eine nahezu perfekte Station. Ein Kugelhahn und gescheiter Wasserdruck, Münzeinwurf möglich, saubere Toilettenentleerung. Das einzige, was fehlt, ist ein Bügel beim Frischwasser, damit keiner auf die Idee kommt, seine Kassette dort auszuspülen.

Weiter geht es in die Schweizer Normandie. Ob sie dem Namen gerecht wird, davon wollen wir uns überzeugen. Schluchten und Felswände soll es dort geben, also nichts wie hin! Unterwegs weht immer wieder ein betörender süßlicher Duft durchs geöffnete Fenster in die Nase. Riesige Rapsfelder verströmen diesen Geruch und ich kann mich nicht satt sehen. Schließlich kommen wir am angepriesenen Aussichtspunkt La Croix de la Faverie an.  Hier soll es also nach Schweiz aussehen – hmh. Eher wie bei uns im Schwarzwald, also nicht gerade eine Abwechslung für unser Auge. Wir fahren noch etwas rum, suchen Aussichtspunkte und Felswände, die wir dann doch nicht finden und entscheiden uns für die Weiterfahrt nach Falaise im Departement Calvados.

unendliche Rapsfelder
am Aussichtspunkt La Croix de la Faverie

Falaise

Hier gibt es eine Burg, Geburtsort von Wilhelm dem Eroberer, die aber bei unserer Ankunft schon geschlossen hat. Einen kleinen Blick hinein wirft wie immer die Drohne für uns. Das  Rathaus ist noch ganz nett anzusehen, die daneben liegende Kirche aber sehr baufällig und wegen herunter fallender Steine teilweise weiträumig abgesperrt.  

War das unser letzter Tag in der Normandie? Wir schauen auf diverse Wetterberichte und alle melden für die nächste Woche hier im Norden Frankreichs mehr oder weniger Dauerregen. Kurzerhand beschließen wir, südlich von Paris entlang der Loire nach Hause zurückzufahren. So viel mehr Kilometer sind das nicht und diese Gegend kennen wir ebenfalls überhaupt nicht. Ziel Le Mans ist jetzt angesagt. Das werden wir aber erst am nächsten Tag erreichen. 

Burg in Falaise
wunderschöne Landschaft auf dem Weg nach Le Mans

Le Mans

Die Sonne hat sich tatsächlich verabschiedet und es beginnt zu regnen. 50 km sind es noch bis Le Mans. Dort möchten wir uns in jedem Fall das Gelände des 24h-Rennens anschauen, auf dem es auch ein Museum mit Fahrzeugen aus der langjährigen Geschichte dieses historischen Rennens gibt. Wer uns schon länger folgt, weiß, dass ich eine besondere Vorliebe für alte Autos habe und mir das natürlich nicht entgehen lassen kann. Wer den Klassiker unter den Autorennen nicht kennt: Es ist ein Langstreckenrennen für Sportwagen und wird seit 1923 jährlich ausgetragen. 

In diesem Jahr wird vom 10.06. bis 11.06. also das 100-jährige Jubiläum gefeiert; während ich am Sonntag (11.06.) in meinem Zimmer sitze und das Video Teil 6 schneide, laufen gerade die letzten Minuten des diesjährigen Spektakels. So wie es aussieht wird Ferrari 50 Jahre nach seinem letzten Start gewinnen und bleibt nach Porsche und Audi der dritterfolgreichste Hersteller in der Renngeschichte von Le Mans. Bis in die 80-er Jahre wurde das Rennen von 2-Mann-Teams gefahren, heute wechseln sich 3 Fahrer ab.

In den ersten 9 Jahren war die Strecke 17,3 km lang und wurde dann auf 13,5 km gekürzt. Sie verläuft außerhalb des Circuit Bugatti auf normalen Landstraßen. Ganz berühmt ist die knapp 5 km lange Gerade, auf der bis 1990 Spitzengeschwindigkeiten von über 400 km/h erreicht wurden. Nach einem tödlichen Unfall baute man Schikanen ein und reduzierte dadurch auf max. 340 km/h. Mit Schorschi fahren wir an so einer Schikane vorbei und in dem Moment macht er die 40.000 km voll. 

Nach einer Ehrenrunde – die Zufahrt zum Museum ist nicht unbedingt gut ausgeschildert – stehen wir endlich vor dem Haupteingang. Aber was für eine Enttäuschung! Für Vorbereitungen zum 100-Jährigen ist das Gelände mit Museum den ganzen Mai geschlossen. Was für ein Pech und meine Enttäuschung ist riesengroß. Das beeindruckt aber das Personal recht wenig. Da kann mich auch nicht der Bildschirm am Eingang trösten, auf dem Szenen aus der langen Renngeschichte zu sehen sind. Zu allem Überfluss schüttet es genau jetzt aus Kübeln und wir verkriechen uns in Schorschi, um zu überlegen, was wir mit dem Rest des Tages anfangen. Wohin uns unser Weg heute noch führt, das erfahrt ihr im 7. und letzten Teil unserer Normandie-Reihe, die dann natürlich eher eine Tour entlang der Loire ist. 

Haupteingang Circuit Bugatti
Übersicht Streckenverlauf 24-Stunden-Rennen
Schorschi wird 40.000 km alt
Tribüne am Circuit Bugatti

Tagesetappen Teil 6