Roadtrip Piemont #1 | Der Süden

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Nach dem Ende unserer Tour über die Route des Grandes Alpes in Menton hält uns nichts mehr an der Côte d’Azur, denn hier ist noch Hochsaison und dementsprechend voll sind die Straßen und Gassen. So geht es für uns direkt über die Grenze nach Italien, denn auf dem Rückweg nach Hause möchten wir gerne das im Norden des Landes gelegene Piemont erkunden. 

Infos zum Piemont im Web:

https://www.italien-inside.info/orte/piemont.html

https://www.insieme-piemonte.com

Zwischenstop in Imperia bei Fratelli Carli

Zunächst geht es am Meer entlang bei unerwartet gutem Wetter nach Imperia. Zufällig entdecke ich auf Google Maps, dass dort der Hauptsitz von Fratelli Carli  ist, ein großer Olivenölproduzent. Da müssen wir hin und kurze Zeit später parken wir direkt auf dem Frimengelände vor dem Werksverkauf – ein wahres Schlaraffenland mit unzähligen Leckereien rund um die Olive.

Zu den berühmtesten Kunden in der über hundertjährigen Firmengeschichte zählte wohl der Vatikan und das Königshaus Savoyen. Heutzutage läuft viel über den Direktverkauf im Internet. Auch ich hatte bei Carli vor einigen Jahren schon mal Olivenöl bestellt und freue mich, dass wir heute zufällig hier vorbei gekommen sind. 

Bei uns bleibt es nicht bei der geplanten Einzelflasche – eine halbe Stunde später ist unser Einkaufskorb bereits zur Hälfte gefüllt. Das Tolle ist, dass man jedes Öl probieren kann und wir stellen schnell fest, dass uns die ganz intensiven Sorten viel zu „scharf“ sind. Die mit Stärke 2 und 3 schmecken aber hervorragend und sind in dieser Qualität wirklich günstig. Leider sind wir eine Viertelstunde zu spät dran, um den im Geschäft angebotenen Mittagstisch zu probieren, denn der hätte gut zu meinem Mittagshunger gepasst. 

Parkplatz vor dem Werksverkauf
Verkostung

Ganz in der Nähe befindet sich auch das firmeneigene Museum, in dem die zweieinhalbtausend Jahre alte Geschichte rund um den Olivenbaum eindrücklich dargestellt wird. Neben unzähligen Original-Gerätschaften sind traditionelle Ölmühlen und -pressen aufgebaut und Modelle zeigen den Betrieb der Mühlen, sowohl mit tierischer Unterstützung als auch mit Wasserkraft. Auch im Außenbereich des mit einem Preis ausgezeichneten Museums dreht sich alles ums kostbare Öl. Hier steht eine Hebelpresse aus dem 17. Jahrhundert, wie sie schon im 1. Jahrhundert n.Chr. verwendet wurde. 5 € Eintritt – ist man älter als 65, nur 2,50 €.

Oliven-Museum
Original-Exponate

Erste Nacht im Piemont

Genug vom Olivenöl in Ligurien – jetzt geht’s ab ins Hinterland Richtung Piemont. Das Unwetter lässt noch etwas auf sich warten und wir erreichen am Abend unseren Stellplatz in Garessio, nachdem wir vorher noch schnell eine Pizza in einer ehemaligen Baumwollfabrik gegessen haben. 

Der Stellplatz in Garessio ist kein Schmuckstück, dafür aber kostenlos incl. gratis Ver- und Entsorgung. 

Vicoforte

Nach kräftigen Gewittern in der Nacht ist der Himmel immer noch bedeckt, aber es ist zumindest trocken und wir steuern unser 1. Ziel im Piemont an, die Stadt Vicoforte. Schon von weitem sieht man den Grund, warum wir die Stadt besuchen – die Basilika mit der größten eliptischen Kuppel der Welt. Von innen ist die Kuppel mit Fresken verziert, die wegen der vielen Lichtöffnungen farbenfroh strahlen. Im Sommer kann man täglich, mit Klettergurt und Helm ausgestattet, unter Anleitung in die Kuppel hinaufsteigen. Die kurze Tour dauert 1 Stunde und führt in 23 m Höhe, die lange 2 Stunden mit 60 m Höhe. Auf keinen Fall etwas für Menschen mit Höhenangst so wie Adriano. Ich wäre gerne hinauf – zumindest mit der kleinen Tour, aber ab 3. September ist das nur am Wochenende möglich und heute ist Mittwoch. Pech gehabt!

Tickets für die Kuppelbesteigung (im Sommer täglich, ab September nur am Wochenende):

https://www.kalata.it/esperienza/santuario-di-vicoforte-magnificat-cuppola-ellittica

Cuneo

Heute Nachmittag soll es nochmal regnen und so beschließen wir, die Zeit für einen dringenden Besuch in einem Waschsalon zu nuten. Wie immer ist es schwierig, Maschinen ohne automatische Weichspülerzugabe zu finden, aber in der nahe gelegenen Stadt Cuneo werde ich fündig. 

Gegen Abend kommt die Sonne raus und wir können noch durch die Altstadt bummeln. Ein Schrägaufzug führt direkt vom Stell-/Parkplatz hinauf und kurze Zeit später stehen wir auf der der riesigen Piazza Galimberti. Wunderschöne Patrizierhäuser mit endlosen Arkaden von nahezu 8 km laden zum Flanieren ein. Es ist noch warm und viele Locals sitzen in den zahlreichen Freiluft-Bars. Uns lockt es in das Restaurant Gali mit ausgezeichneter Weinkarte und regionalen Spezialitäten. Wenige Minuten später steht eine Flasche Nebbiolo vor uns und mehrere verschiedene Antipasti. Hätten wir vorher gewusst, wie groß die Portionen sind, hätten wir nur das Hauptgericht bestellt und so kommt es wie so oft – wir schaffen einfach nicht alles. Die Weinflasche ist auch noch halbvoll, kann aber gut verschlossen mitgenommen werden. 

Der Rückweg zum Camper ist etwas länger, weil der Aufzug nach 20:30 nicht mehr fährt, aber der lange Spaziergang tut nach dem exzellenten Essen richtig gut.

Abendstimmung auf der Piazza Galimberti
Fußgängerzone in der Via Roma

Strada Romantica

Am nächsten Morgen strahlt die Sonne vom Himmel und wir starten am südlichsten Punkt der romantischen Straße, die von Süd nach Nord durch die Weinbaugegend führt. Allerdings sehen wir auf den ersten 50 Kilometern keinen einzigen Weinberg, sondern nur Haselnussplantagen. Sofort kommt uns Ferrero in dem Sinn, das seinen Hauptsitz in Alba hat. Ob die Nüsse im Ferrero Küsschen wohl hier wachsen? 

Die kleinen Dörfer, durch die wir fahren, wirken verfallen und wir sehen kaum eine Menschenseele. Zudem sind die Ortsdurchfahrten nicht für Womos gemacht und wir merken schnell, dass diese Strecke vermutlich eher für Tagestouristen mit Pkw gedacht ist. 

Fahrt durch die Weinberge
enge Ortsdurchfahrten auf der Strada Romantica

Monforte d’Alba

Die Entfernungen sind kurz und so erreichen wir schnell Monforte d‘Alba, einen Ort inmitten der Weinberge gelegen und im ADAC-Tourset als sehenswert betitelt. Schorschi parken wir außerhalb der Altstadt, denn diese Ortsdurchfahrten sind mit unserer Größe absolut unmöglich.  Zu Fuß geht es durch enge Gassen knapp 70 Meter steil rauf zur Kirche und zur nahe gelegenen Big Bench. Das ist eine dieser Riesenbänke, die der amerikanische Star-Designer Chris Bangle mit seinem BBCP (Big Bench Community Project) ins Leben gerufen hat. Von hier aus haben wir einen tollen Blick auf den Hügel mit der Altstadt und Adriano saust ein bisschen mit der Drohne durch die Luft.  

Wir bummeln nun auf einem anderen Weg wieder hinunter in den Ort und sind in den schmalen Gassen froh, dass wir Schorschi unten geparkt haben. 

Wir kommen an vielen Weingeschäften vorbei und schaffen es tatsächlich, heute nichts zu kaufen. An einer Gelateria führt allerdings kein Weg vorbei. Eis essen macht Durst – also gibt es auch noch einen Aperol, der hier sogar alkoholfrei angeboten wird. In dem sehr schönen Monforte d’Alba gibt es leider keinen Womo-Stellplatz und so fahren wir zum benachbarten Novello. Eine wundervolle Abendstimmung bei der Fahrt durch die Weinberge und in der Ferne sehen wir auch schon unser morgiges Ziel – Barolo – ein Name, der bei Weinkennern Schnappatmung auslösen kann. Ob das bei uns so sein wird, erfahrt ihr im nächsten Blog.