Roadtrip Piemont #2 | Weinberge zwischen Barolo und Asti

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Wir befinden uns mitten im Weinparadies des Piemont. Die Trauben hängen erntereif an den Reben und warten nur darauf, in den Weingütern zu den wertvollen Tropfen verarbeitet zu werden. Heute geht es zuerst in den berühmten Weinort Barolo, bevor wir uns auch noch die beiden größeren Städte Alba und Asti vorknöpfen.

Barolo

Camper sind hier nicht unbedingt willkommen. Es gibt zwar 2 große Parkplätze, aber an der Zufahrt prangt ein großes Camper-Verbotsschild und so sind wir froh, dass sich am Rand der Durchgangsstraße noch genau eine Lücke für Schorschi befindet.

Barolo ist eher Dorf als Stadt, hat ein Schloss, in dem sich ein Weinmuseum befindet (Eintritt regulär 12 €, ab 65 reduziert) und jede Menge Weinbars bzw. -geschäfte und Restaurants. Das Korkenziehermuseum in der Enoteca neben dem Schloss hätten wir uns gerne angeschaut, aber es kostet 4 € Eintritt und ich darf nicht filmen. Also lassen wir das und sind in einer halben Stunde schon in praktisch jeder Gasse des Dorfkerns gewesen.

Castello mit Weinmuseum
Camper nicht erwünscht

Alba

Weiter geht’s ins nicht weit entfernte Alba, diesmal wirklich eine große Stadt. Am Rande der Altstadt finden wir einen großen Parkplatz, auf dem wir auch mit Womo stehen können und sind in 10 Minuten in den historischen Kern gelaufen. Die Gassen sind geschmückt mit verschiedenfarbigen Fahnen – ein Hinweis auf das im Oktober startende Eselrennen.

Auf der Piazza San Secondo steht ein großes Veranstaltungszelt, in dem zur Zeit das Douja d’Or stattfindet. Für 3-5 €/Glas kann man hier regionale Weine verkosten, aber für uns ist es zu früh und zudem zu warm. Das nächste große Fest wird auch schon angekündigt – die Trüffelmesse, die von Oktober bis Anfang Dezember Zehntausende Besucher anzieht. Der weiße Trüffel, der in der Region wächst, wird dort auf Auktionen versteigert und kann vor Ort an vielen Ständen verkostet werden.

Die Altstadt erkunden wir in gut einer Stunde und fahren danach zum Hauptsitz von Ferrero. Allerdings können wir nur das Firmengebäude sehen – einen Werksverkauf gibt es hier nicht. Die Piemont-Kirsche, mit der Ferrero für Mon Cheri Werbung macht, heißt übrigens nur so, weil die Firma im Piemont ihre Wurzeln hat. Die Kirschen selbst wachsen nicht hier, sondern zu einem großen Teil direkt vor unserer Haustür im nördlichen Ortenaukreis in Baden-Württemberg. Und auch die Produktion der Likör-Pralinen erfolgt hauptsächlich im hessischen Stadtallendorf, einem der größten Ferrero-Werke weltweit.

Rathaus
Fußgängerzone

Asti

Wir kennen den Namen vom berühmten Schaumwein, dem Asti Spumante. Die Moscato-Trauben wachsen aber nicht bei der Stadt Astis, sondern in der gleichnamigen Provinz rund um die Stadt Canelli.

Asti ist die Stadt der Türme – der höchste ist der Torre Troiana, der vom 01. April bis 31.Oktober bestiegen werden kann, wenn man sich zuvor ein Ticket im etwas entfernten Palazzo Mazzetti gekauft hat. Auch in Astis Gassen hängen jede Menge Fahnen, denn vor genau einer Woche hat hier der Palio di Asti stattgefunden. Ein historisches Pferderennen ohne Sattel, das auf eine 750-jährige Tradition zurückblickt. Gut, dass das schon vorbei ist, denn Sunny hätte bei den Menschenmassen sicher keine Freude gehabt.

im Hintergrund der höchste Stadtturm Torre Troiana
Jubiläumsjahr des Palio

Weinprobe im Weingut Tenuta San Mauro

Unsere 1. Degustation steht an. Wir wählen dazu ein kleines Weingut aus, das für uns am Weg liegt und merken schnell, dass das eine sehr gute Entscheidung war.

Im Innenhof des Weinguts der Familie Bianco entdecken wir als erstes einige historische landwirtschaftliche Fahrzeuge und Motorräder. Plötzlich steht der Winzer, Mauro, neben uns und erzählt ausführlich von Restauration und Fahrtüchtigkeit dieser Oldtimer. Als wir nach einer halben Stunde sagen, dass wir eigentlich zur Weinprobe gekommen sind, bietet uns Mauro eine Führung durch den Weinkeller an. Das können wir uns nicht entgehen lassen und so erfahren wir in den Gewölben alles über die Weinproduktion und die Anbaugebiete. Adriano spricht fließend Italienisch, ich kann dem Ganzen leider nur in Teilen folgen. Mauro ist wirklich leidenschaftlicher Winzer und man merkt, wie er in seinem Beruf aufgeht. Wir lernen, dass es überall im Piemont die Traubensorte Nebbiolo gibt, sich aber nur ein kleiner Teil  des Weins rund um Barolo auch so nennen darf. Die Traubensorte heißt so, weil sie meist erst im Oktober geerntet wird, wenn der Nebel in die Weinberge zieht. Nebel heißt im italienischen la nebbia – daher der Name. Die Zeit vergeht im Flug – dann ist es endlich soweit – Mauro serviert uns drei seiner Rotweine, nachdem wir ihm beschrieben haben, was wir besonders mögen. 

Das war wirklich ein einmaliges fantastisches Erlebnis bei Mauro, weit über den Ladenschluss hinaus. Er hat uns so viel Gastfreundschaft entgegen gebracht und war niemals aufdringlich, was den Weinverkauf angeht. Wir sind ja nun wahrlich keine Großkunden, aber auch über die von uns gekaufte kleine Menge freut er sich riesig und hat sie dann auch noch schön verpackt. Für die Weinprobe haben wir nichts extra bezahlt wie bei anderen Weingütern üblich. Hier würden wir immer wieder Wein kaufen – danke, Mauro! 

im Weinkeller
Verkostungsraum im Tenuta San Mauro

Grinzane Cavour

Per Zufall finde ich auf Google Maps einen Fotospot in einem kleinen Dorf nahe Barolo, das sich als wahres Schmuckstück erweist. Auf einem Hügel thront ein altes Castello mit Weinmuseum, umgeben von einer gepflegten Gartenanlage. Der Ausblick in die Weinberge ist wunderschön, aber die schwüle Hitze macht mir zunehmend zu schaffen. Schnell laufen wir noch zum Fotospot, dem Belvedere di PePÈ. Eine Skulptur, die eine Haselnuss darstellen soll und am Abend sehr schön beleuchtet wird. Ich brauche den Rest des Tages eine Auszeit im Van unter laufendem Ventilator und hoffe, dass es mir morgen besser geht (mache abends aber noch sehr schöne Nachtaufnahmen von der „Haselnuss“).

Abschied vom Hügelland

Die Temperaturen steigen immer mehr und wir beschließen, zurück in die Alpen im westlichen Piemont zu fahren. Vorher führt uns der Weg noch zum Weingut Roberto Sarotto, weil wir einen Karton von dem Wein kaufen möchten, der uns im Restaurant in Cuneo so gut geschmeckt hat. Vorbei an mit Trauben gefüllten Anhängern und fleißigen Erntehelfern erreichen wir bald das Weingut – sehr viel größer als das gestern besuchte und mit einem eher unpersönlichen Werksverkauf. Den Jahrgang, den wir im Restaurant getrunken hatten, gibt es hier nicht mehr zu kaufen. Wir nehmen trotzdem einen Karton des aktuellen Jahrgangs mit in der Hoffnung, dass er in 2-3 Jahren besser schmeckt als heute bei der ganz kurzen Verkostung.

Um Turin machen wir mittags einen großen Bogen, denn bei dieser Hitze wäre eine Stadtbesichtigung absolut unmöglich, zumal Sunny ja auch immer sehr ängstlich ist, wenn drumherum Trubel herrscht.

Empfehlenswerte und von uns besuchte Stellplätze in der Region

Novello: kostenloser städtischer Stellplatz mit V/E ohne Strom

Balbi: kostenloser städtischer Stellplatz mit V/E und Strom (gegen Gebühr)

Barbaresco: kostenloser städtischer Stellplatz mit V/E ohne Strom

Grinzane Cavour: kostenloser städtischer Stellplatz ohne V/E

Infos zum Piemont

https://insieme-piemonte.com

https://www.italien-inside.info/orte/piemont.html