Mit dem Toggenburg im Kanton St. Gallen stellen wir euch diesmal eine Region in der Schweiz vor, die nicht ganz so bekannt ist und daher auch nicht überlaufen. Wir besichtigen die Wasserfälle der Thur, fahren zum Sonnenaufgang auf einen der Churfirsten-Gipfel, kommen Steinböcken ganz nah und genießen herrliche Ausblicke in die Bergwelt und auf den Walensee.
Thur-Wasserfälle bei Unterwasser (15.07.2023)
An diesem Samstag Mitte Juli ist es mal wieder so warm, dass wir zuerst eine Runde im Zürichsee schwimmen gehen. Von dort aus sind es nur gut 60 Minuten bis zu unserem Ziel Unterwasser im Toggenburg. Die Strecke führt ab Rapperswil durch eine wunderschöne Hügellandschaft und schon bald kann man sie im Hintergrund erkennen – die Churfirsten. Die meisten von euch kennen diese vermutlich eher von der anderen Seite, denn man sieht sie sehr gut, wenn man von Chur aus auf der Autobahn Richtung Zürich fährt.
Nähert man sich Unterwasser, kommt auf der linken Seite der Säntis zum Vorschein, den man immer gut am Sendeturm erkennen kann, auch vom Bodensee aus.
Als erstes steuern wir den Parkplatz neben dem Hotel Sternen an. Hier beginnt direkt der 15-minütige kurze Wanderweg zu den Wasserfällen eines der Quellflüsse der Thur, die später in den Rhein mündet. Bei Regen oder während der Schneeschmelze sind die 2-stufigen Fälle besonders sehenswert, aber auch heute an diesem heißen Tag ist der Spaziergang am kühlen Fluss sehr angenehm. Insgesamt beträgt die Fallhöhe über beide Stufen 23 Meter. Die obere Stufe erreicht man durch eine Grotte, deren Beleuchtung man selbst am Eingang einschaltet.
Parken für die Wanderung zu den Thur-Wasserfällen: Unterwasser, Dorf (gegenüber vom Hotel Sternen)


Absturz unserer Drohne ins Wasser
Während ich die obere Stufe filme, möchte Adriano mit der Drohne Aufnahmen machen. Plötzlich ist er verschwunden. Ich entdecke ihn nach etwas Kletterei im Wasser oberhalb des 1. Wasserfalls – um Himmels Willen – was macht er denn da? Er versucht, das andere Ufer zu erreichen und steht dabei bis zu den Knien im Wasser. Die Steine sind ziemlich rutschig und man merkt, wie schwer es ihm fällt, sich auf den Beinen zu halten und nicht ins Wasser zu fallen. Als er auf der anderen Seite durch den Fluss watet Richtung Wasserfall, sehe ich, warum er das macht: Die Drohne liegt kurz vor der Kaskade im Wasser und das Positionslicht blinkt nach wie vor rot vor sich hin. Er kann sie aus dem Wasser holen und schafft es auch tatsächlich wieder ohne Sturz auf meine Seite zurück. Wir hatten das schon mal in Norwegen erlebt, dass die Drohne beim Überfliegen eines schnell fließenden Gewässers die Orientierung und damit die Position verliert. Adriano erzählt mir, dass sie beim Flug über die Kaskade selbständig nach rechts abgedriftet ist, dabei einen Zweig tuschiert hat und dann ins Wasser gestürzt ist. Als wir zurück im Van sind, hole ich sofort Reis, um die Drohne damit zu bedecken. Das hatte ich als Tipp mal im Internet gelesen und soll helfen, die Feuchtigkeit aus der Drohne zu bekommen.
Um es vorweg zu nehmen: nach 1 Woche Reisbad funktionierte die Drohne immer noch nicht. Adriano bestellt das Nachfolgermodell Mini 3, damit wir für unseren Urlaub in Norwegen im September nicht ohne unterwegs sind. Als diese geliefert wird, testet er ein letztes Mal die Mini2 und siehe da: sie fliegt wieder. Nun haben wir also für zukünftige Fälle immer einen Ersatz dabei – sicher nicht schlecht!


Änderung unserer Pläne für den 16.07.2023
Direkt auf der anderen Seite von Unterwasser liegt die Talstation der Iltios-Bahn, eine Kombi aus Standseilbahn und Luftseilbahn, mit der man auf einen der Churfirsten, den Chäserugg, hinauf kommt. Nur im Juli und August gibt es hier Sonnenaufgangsfahrten inclusive Frühstück, aber für heute Nacht sind starke Gewitter angesagt und so verschieben wir dies auf einen anderen Besuch. Stattdessen suchen wir uns ein schönes Gasthaus fürs Abendessen. Wir finden mit der Blume in Ebnat-Kappel ein bodenständiges Schweizer Restaurant mit moderaten Preisen – das Radler tut nach der Aufregung der letzten Stunde richtig gut!


Zeitsprung – 4 Wochen später (12.08.2023)
Mitte August sind wir bei schönstem Wetter wieder am Zürichsee zum Schwimmen und wollen am Sonntag nun endlich auf den Chäserrugg fahren. Diesmal sind wir in lieber Begleitung – Markus, ebenfalls ein Camper wie wir aus der Nähe von Freiburg und passionierter Fotograf, ist mit uns unterwegs. Wir verbringen einen gechillten Tag am Wasser und fahren abends noch zum Parkplatz der Iltios-Bahn, damit wir am nächsten Morgen rechtzeitig vor Ort sind.


Iltios-Bahn auf den Chäserrugg
Auf dem Parkplatz der Talstation gibt es für die Nacht extra ausgewiesene Stellplätze für Wohnmobile (auch große), allerdings leider direkt neben einem Festzelt, in dem gerade am Wochenende oft Veranstaltungen sind – zu laut, um direkt daneben zu schlafen. Einchecken und Zahlen kann man dort nur mit der App ParkNSleep.
Tagesgebühr von 12 bis 12 Uhr = 20 CHF + Kurtaxe, Adresse: Unterwasser, Früeweidstrasse Koordinaten: N47° 11′ 42″. E 9° 18# 30″
Bei gutem Wetter lohnt sich das kombinierte Ticket Bergbahn, Sonnenaufgang und Frühstück für 89 CHF – das Frühstück gleicht eher einem Brunch, denn es gibt auch warme Speisen, diverse Desserts und vor allem Heißgetränke ohne Limit. Die Tickets muss man vorher online reservieren und sich für eine der Frühstückszeiten (6 bis 8 Uhr oder 8 bis 10 Uhr) entscheiden.
Infos zur Bergbahn auf den Chäserrugg: https://www.chaeserrugg.ch/de
Infos zur Sonnenaufgangsfahrt: https://www.chaeserrugg.ch/de/geniessen/angebote-events/sonnenaufgang-mit-fruehstueck
Der Chäserugg, auf den wir heute hinauf fahren, ist der östlichste der 7 Churfirsten. Die Bergstation wurde von den Schweizer Architekten Herzog und De Meuron entwickelt, die z.B. auch die Allianz-Arena in München und die Elbphilharmonie in Hamburg entworfen haben.


Auf der Bergstation Chäserrugg (13.08.2023)
Nach der Fahrt mit der Stand- und Luftseilbahn (viele Leute – recht eng in der Bahn) kommen wir gerade noch rechtzeitig ca. 20 Minuten vor Sonnenaufgang oben an. An den letzten 3 Wochenenden im August startet die Bahn nämlich erst um 5:30 – zu spät für Fotografen, sich ohne Stress auf den Sonnenaufgang vorbereiten zu können.
Das Wetter ist heute traumhaft und so erleben wir tatsächlich einen magischen Sonnenaufgang in der Bergwelt. Mehr als 500 Gipfel in 6 Ländern kann man von hier oben aus sehen – gigantisch. Nach diesem fantastischen Erlebnis brauchen wir jetzt unseren Kaffee. Der wartet schon im Berggasthaus auf uns. Das Frühstücksbuffet ist wirklich reichhaltig und lässt keine Wünsche offen. Kaffee gibt es ohne Limit, was gerade für Adriano perfekt ist 😉.


Panoramaweg Rosenboden
Um 8 Uhr ist es mittlerweile taghell und wir starten unsere Rundtour auf dem Rosenboden, einer Hochebene östlich der Bergstation.
Der gut ausgebaute Panoramaweg ist rund 3 km lang, hat eine Höhendifferenz von 60 Metern und kann gemütlich in einer Stunde begangen werden. Wir als Filmer und Genießer brauchen natürlich viel länger (es werden letztendlich über 4 Stunden). Am Anfang des Weges gibt es einen Alpengarten mit Info-Tafeln zu den verschiedenen Pflanzen.


Steinböcke in freier Wildbahn
Schon im Internet hatte ich gelesen, dass es hier oben eine Steinbockkolonie gibt. Eine entgegen kommende Wanderin gibt uns einen Tipp, wo die Tiere heute morgen zu finden sind. Also nichts wie hin! Und tatsächlich – nach etwas Bergabklettern(ca. 80 Höhenmeter über große Steine) kommen wir den geschätzt 40 bis 50 Tieren am Nordhang des Chäserugg ganz nah. Glockengeläut von in der Nähe weidenden Kühen machen die Szenerie perfekt. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie frei lebende Steinböcke gesehen und bin geflasht von dem Anblick.
Mehr als eine halbe Stunde beobachten wir die schönen Tiere und ich habe den Eindruck, dass sich in ihrem Leben vieles um juckendes Fell dreht. Ständig versuchen sie, sich mit ihren großen Hörnern am Rücken zu kratzen.Irgendwann müssen aber auch wir wieder diesen steilen Hang hinauf – sicher nicht jedermanns Sache.


Aussicht auf den Walensee
Am Ende der Hochebene gibt es eine Stelle Richtung Süden, an der man direkt am Steilhang steht und eine fantastische Aussicht auf den Walensee hat. Fast eine ganze Stunde verbringen wir hier zum Filmen und Fotografieren. Gegen Mittag plagt uns dann aber der Durst und wir treten unseren halbstündigen Rückweg zur Bergstation an. Jetzt um die Mittagszeit sind auf den Wegen viel mehr unterwegs als heute Morgen. Ein kühles Getränk im Gasthaus, ein letzter Blick auf die Bergwelt und schon heißt es für uns ab in die Bahn und zurück zum Camper. Was für ein perfekter Tag!!!

